Nordkorea-Soldaten im Ukraine-Krieg: „Kim Jong-un hat sich verkalkuliert“

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Kim Jong-un hat Tausende Soldaten in den Ukraine-Krieg geschickt. Das könnte dazu führen, dass die USA das bedrängte Land doch noch weiter unterstützen.

Ob Ukraine-Krieg, der bedrohliche Aufstieg Chinas oder der erneute Sieg von Donald Trump bei der US-Wahl: Unsere Welt ist im Umbruch. Autoritäre Regime haben Aufwind, westliche Demokratien geraten in der Defensive. Für IPPEN.MEDIA blickt Alexander Görlach in der Videokolumne „Görlachs Weltgeschehen“ regelmäßig auf die Brennpunkte dieser Welt. Görlach ist Geopolitik-Experte und unterrichtet an der New York University.

Herr Görlach, angeblich will sich Donald Trump erneut mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-un treffen. Was erhofft er sich davon?

Joe Biden ist es nicht gelungen, in den vergangenen vier Jahren für etwas Beruhigung auf der koreanischen Halbinsel zu sorgen. Das dürfte Donald Trump in gewisser Weise freuen, sodass er nun, wie er das sicherlich sagen wird, anknüpfen kann an das gute Verhältnis, das er mit diesem Steinzeitdiktator hat, und versuchen kann, zu etwas Bewegung, zu etwas Beruhigung auf der koreanischen Halbinsel zu kommen.

„Kim Jong-un wird bei einer nächsten Begegnung mit Donald Trump viel selbstbewusster auftreten“

Wird sich Kim auf ein Treffen mit Trump einlassen?

Für Kim Jong-un ist eine Begegnung mit dem US-Präsidenten so was wie eine Begegnung mit dem Papst für einen gläubigen Katholiken. Das ist eine Bestätigung, ein Ritterschlag, eine Ehrenbezeugung, die ihm dann sozusagen als Diktator Nordkoreas zuteilwerden würde. Sodass davon auszugehen ist, dass er zuallererst einmal einer solchen Begegnung zustimmen wird.

Zur Person

Professor Alexander Görlach unterrichtet Demokratie-Theorie und -Praxis an der New York University. Der Geopolitik-Experte hatte verschiedene Positionen an der Universitäten Harvard und Cambridge inne. Unter anderem erschien von ihm „Alarmstufe Rot: Wie Chinas aggressive Außenpolitik im Westpazifik in einen globalen Krieg führt“ (2022).

Alexander Görlach
Alexander Görlach © Hong Kiu Cheng

Wie hat sich Nordkorea seit Trumps erster Amtszeit verändert?

Kim Jong-un wird bei einer nächsten Begegnung mit Donald Trump sicher viel selbstbewusster auftreten als noch vor vier Jahren. Denn mittlerweile ist sein Regime in engem Verbund mit Russland, der Volksrepublik und dem Iran. Und diese vier Länder sind gemeinsam an der Front in der Ukraine aktiv und bekämpfen die Ukraine und ihre Alliierten. Zudem sagen Militärexperten, dass Kim Jong-un mittlerweile, auch dank russischer Militärtechnologie, in der Lage sein könnte, mit Langstreckenraketen, atomar bestückt, jede Stadt in den USA zu erreichen. Das heißt, er wird also mit breiter Schulter durch die Tür kommen und sich anhören, ob und falls ja, was Donald Trump ihm zu bieten hat.

Welche Rolle spielt die Entsendung von Soldaten in den Ukraine-Krieg?

Dabei könnte sich Kim Jong-un in der Tat verkalkuliert haben, denn sein Entsenden von rund 10.000 nordkoreanischen Soldaten an die Front in der Ukraine hat in Washington keine Bewunderung und keine Freunde gefunden, auch nicht im Lager von Donald Trump. Es kann sogar sein, dass dieser Move von Kim Jong-un dazu führt, dass die USA ihr Engagement in der Ukraine letztendlich nicht zurückfahren. Der designierte Außenminister Marco Rubio hat genauso wie der Sicherheitsberater Michael Waltz schon gesagt, sie wollen eigentlich die Ressourcen aus Europa in Richtung Ostasien bewegen. Aber wenn Ostasien jetzt in der Gestalt von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-uns Soldaten nach Europa kommt, an die Fronten in Europa rückt, dann ist eben Ostasien in diesem Sinne, wie Donald Trump sich das vorstellt, in Europa angekommen. Und das könnte unter Umständen auch bedeuten, dass die USA ihr Engagement in der Ukraine nicht einstellen werden.

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