Selenskyj warnt Nordkorea-Soldaten im Ukraine-Krieg – erster Zusammenstoß steht kurz bevor
Nordkoreas Soldaten sind inzwischen in der Region Kursk stationiert. Selenskyj rechnet bald mit der ersten Konfrontation – und wiederholt eine alte Forderung.
Frankfurt – Die strategische Partnerschaft zwischen Russland und Nordkorea könnte sich in Kürze auf die Fronten im Ukraine-Krieg auswirken. Erste nordkoreanische Soldaten sind inzwischen in der russischen Region Kursk stationiert, wo die Truppen von Präsident Wladimir Putin weiterhin einen ukrainischen Vorstoß zurückschlagen.
Das bestätigte in dieser Woche auch Nato-Generalsekretär Mark Rutte. Zu direkten Zusammenstößen zwischen ukrainischen und nordkoreanischen Soldaten soll es bislang noch nicht gekommen sein. Doch nach Ansicht des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj steht die direkte Konfrontation mit den Soldaten von Kim Jong-un kurz bevor.
Konfrontation mit Nordkorea-Soldaten im Ukraine-Krieg für Selenskyj nur noch „Frage von Tagen“
„Nordkoreanische Truppen haben noch nicht an Kampfhandlungen teilgenommen, aber das ist eine Frage von Tagen, nicht von Monaten“, sagte Selenskyj im Gespräch mit der südkoreanischen Rundfunkanstalt KBS. „Wenn sie eingesetzt werden, werden sie unter schweren Verlusten nach vorn getrieben, da Russland versucht, seine eigene Truppenmobilisierung zu minimieren“, prognostizierte der ukrainische Präsident weiter.
Nach Informationen des ukrainischen Geheimdienstes sollen in den kommenden Wochen und Monaten insgesamt 12.000 nordkoreanische Soldaten in russischen Trainingscamps auf den Einsatz im Ukraine-Krieg vorbereitet werden. Die Informationen können jedoch nicht unabhängig überprüft werden.
Nordkorea-Soldaten an der Ukraine-Front: Setzt Putin auf alte Wagner-Taktik?
Unklar ist auch weiterhin, wie die russische Militärführung die Soldaten aus Nordkorea im Krieg gegen die Ukraine einsetzen wird. Selenskyjs Prognose, dass die Einheiten unter schweren Verlusten an der Front kämpfen sollen, ist immerhin mit Blick auf den bisherigen Verlauf des Ukraine-Kriegs denkbar.
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Russland hat immer wieder zum Teil schlecht ausbildete und ausgerüstete Soldaten und Söldner an die vorderste Front beordert, um die ukrainischen Stellungen mit menschlichen Wellen zu überrennen. So unter anderem im Jahr 2023 beim Kampf um die Stadt Bachmut. Dort hatten vor allem Söldner der von Jewgeni Prigoschin angeführten Söldnerarmee „Gruppe Wagner“ die Stadt unter extrem hohen Verlusten einnehmen können.
Partnerschaft zwischen Russland und Nordkorea im Ukraine-Krieg – Selenskyj sieht zwei Gewinner
Nach Ansicht Selenskyjs würden jedoch sowohl Moskau als auch Pjöngjang von der Partnerschaft profitieren. „Für Russland helfen sie, politisch schädliche Mobilisierungen im Inland zu vermeiden. Nordkoreanische Soldaten verfügen nicht über Kampferfahrung in modernen Kriegsführungen, da es in ihrer Region derzeit keinen solchen Krieg gibt“, führt der ukrainische Präsident aus.
Kiew werde jeden entlang der Front aufgegriffenen Nordkoreaner als Kriegsgefangenen ansehen, sagte Selenskyj weiter. Die Soldaten könnten dann im Austausch gegen ukrainische Gefangene nach Russland zurückkehren. „Das Wichtigste für uns ist, die Mittel zu erhöhen, die wir gegen von Russland gefangene (ukrainische) Kriegsgefangene eintauschen werden“, sagte Selenskyj. Im Verlauf der vergangenen Monate hatte der ukrainische Präsident mit Blick auf russische Kriegsgefangene wiederholt von einem „Austauschfonds“ gesprochen. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine kam es bereits zu mehreren Gefangenenaustauschen zwischen Kiew und Moskau.
US-Regierung rechnet mit baldigem Zusammenstoß – 8.000 Nordkorea-Soldaten bereits in Kursk
US-Präsident Joe Biden bezeichnete die jüngsten Entwicklungen zu Beginn der Woche als „sehr gefährlich“. In einer Pressekonferenz am Dienstag erklärte Biden weiter, die Ukraine soll gegen Nordkoreas Truppen zurückschlagen, wenn diese „in die Ukraine gehen“. Wie dieses Zurückschlagen genaue aussehen sollte, führte der US-Präsident jedoch nicht weiter aus.
Das US-Verteidigungsministerium gab erst am Donnerstag bekannt, dass sich bereits 8.000 nordkoreanische Soldaten in Kursk befinden sollen. US-Außenminister Antony Blinken rechnete deswegen ebenfalls mit einem baldigen Eingreifen der Truppen in die Kampfhandlungen an der Front in Kursk. Man habe bislang noch keine Zusammenstöße gesehen, „aber wir gehen davon aus, dass dies in den nächsten Tagen geschieht“, sagte Blinken.
Taurus, Storm Shadow und Co.: Selenskyj drängt wegen Nordkorea-Soldaten weiter auf Waffenfreigabe
Wegen der Präsenz von nordkoreanischen Truppen in Kursk wiederholt Selenskyj auch seine Forderung nach der Freigabe von weitreichenden westlichen Waffen für Angriffe in Russland. „Wir können alle Orte sehen, wo sich diese nordkoreanischen Soldaten aufhalten, jedes Lager“, sagte er in seiner allabendlichen Videoansprache am Freitag (1. November). „Wir könnten vorab zuschlagen, wenn wir denn die Möglichkeit und Reichweite (der Waffen) hätten.“
Die westlichen Partner der Ukraine – darunter auch Deutschland – weigern sich jedoch seit Monaten, den Forderungen Kiews nachzugeben. Die Ampel-Regierung will auch nach wie vor keine weitreichenden Taurus-Marschflugkörper liefern. Großbritanniens Regierung verwarf erst vor wenigen Wochen den Plan, dass die Ukraine die gelieferten Storm-Shadow-Marschflugkörper auch für Angriffe auf Russland benutzen dürfen. „Statt uns die entscheidende Reichweiten-Fähigkeit zu geben, schauen die USA, Großbritannien und Deutschland nur zu“, klagte Selenskyj. „Alle warten, während nordkoreanische Einheiten sich darauf vorbereiten, Ukrainer anzugreifen.“ (fd)