Im Ukraine-Krieg sterben jetzt auch Soldaten aus Nordkorea

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Ein Angriff der Ukraine auf russische Truppen fordert mehrere Todesopfer, darunter auch Nordkoreaner. Die Nachricht wirft Fragen über die Rolle des Kim-Regimes im Ukraine-Krieg auf.

Mehr als 20 Tote und mehrere Verletzte, das ist die Bilanz eines ukrainischen Angriffs auf russische Truppen nahe der besetzten Stadt Donezk. Die Meldung vom Wochenende wäre wohl eine von vielen geblieben in diesem Krieg, der seit mehr als zweieinhalb Jahren tobt und seitdem Hunderttausende Menschenleben gefordert hat; allerdings waren unter den Toten und Verletzten von Donezk offenbar nicht nur russische Soldaten – auch sechs Nordkoreaner sollen bei dem Raketenangriff ums Leben gekommen sein, drei weitere wurden demnach verletzt.

Die Meldung der ukrainischen Kyiv Post und der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine wurde nun von südkoreanischer Seite als „sehr wahrscheinlich“ bezeichnet. Im Parlament in Seoul sagte Südkoreas Verteidigungsminister Kim Yong-hyun am Dienstag, dass ein Abkommen, das Moskau und Pjöngjang im Juni geschlossen hatten, „einem Militärbündnis ähnelt“. Es sei deshalb gut möglich, dass Nordkorea auch Soldaten in den Ukraine-Krieg entsende.

Selenskyj: Nordkorea ist „de-facto-Komplize“ Russlands im Ukraine-Krieg

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Nordkorea auf der UN-Vollversammlung im September als „de-facto-Komplizen“ im „kriminellen Krieg“ der Russen bezeichnet. Berichte über die Entsendung nordkoreanischer Militärangehöriger gab es bereits im vergangenen Jahr. In diesem Juli meldete dann erstmals die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA, dass der Präsident der Kim-Il-sung-Militäruniversität das Land zusammen mit einer Delegation von Militärberatern in Richtung Russland verlassen habe. Ob es sich bei den Opfern des ukrainischen Raketenangriffs auf Donezk nun um Mitglieder dieser Delegation handelt, ist nicht bekannt. Eine Bestätigung aus Nordkorea für die Meldungen vom Wochenende gab es ebenfalls nicht.

Mit seiner Unterstützung für Russlands Angriffskrieg hält das Regime von Diktator Kim Jong-un indes nicht hinter dem Berg. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs trafen sich Kim und Putin bereits zweimal, zudem reisen hochrangige Delegationen regelmäßig zwischen den beiden Ländern hin und her. Bisheriger Höhepunkt dieser Kriegs-Diplomatie zwar ein Gipfeltreffen zwischen Kim und Putin in Pjöngjang, bei dem im Juni jener Vertrag unterzeichnet wurde, den Südkoreas Verteidigungsminister nun als „Militärbündnis“ bezeichnete. In dem Vertrag sichern sich die beiden Länder ihre gegenseitige militärische Unterstützung für den Kriegsfall zu.

Nordkorea beliefert Russland mit Waffen und Munition für den Ukraine-Krieg

Geheimdienstberichten aus Südkorea und den USA zufolge beliefert das Kim-Regime die Russen bereits seit Anfang 2022 mit Waffen und Munition. Entsprechende Teile aus nordkoreanischer Fabrikation werden auf den Schlachtfeldern der Ukraine immer wieder entdeckt. Was Kim im Gegenzug von Putin erhält, ist unklar. Experten mutmaßen aber, dass Russland Nordkorea mit Treibstoff, Lebensmitteln, Devisen sowie Know-how und Komponenten für das Atomprogramm des isolierten Landes versorgt. Erst am Montag drohte Kim Südkorea mit dem Einsatz von Nuklearwaffen. „Alle militärischen Mittel werden ohne Zögern eingesetzt, wenn Feinde versuchen, Gewalt gegen unser Land anzuwenden, und der Einsatz von Atomwaffen wird nicht ausgeschlossen“, sagte Kim laut KCNA beim Besuch einer nach ihm benannten Militäruniversität.

Nordkoreanische Soldaten während einer Militärparade (Archivbild).
Nordkoreanische Soldaten während einer Militärparade (Archivbild). © KCNA/AFP

Für die Nordkorea-Expertin Betty Suh hat die Allianz zwischen Putin und Kim „zwei Dimensionen“: „Erstens hat Pjöngjang nun einen starken, verlässlichen, großen Partner an seiner Seite. Das Regime kann also behaupten, alles andere als international isoliert zu sein und so jetzt zusammen mit Russland einen gewichtigen Gegenblock gegen den Westen zu bilden“, sagte Suh vor Kurzem im Interview mit IPPEN.MEDIA. Zudem verweist sie auf die Beistandsklausel in dem im Juni geschlossenen Vertrag. Zwar sei noch unklar, welchen militärischen Wert diese habe. Sicher sei aber schon jetzt: „Beide Länder halten sich gegenseitig militärisch, politisch, finanziell und wirtschaftlich am Leben.“

Südkorea will Waffen an die Ukraine liefern

Unterdessen werden in Südkorea immer mehr Stimmen laut, die Ukraine mit Waffen zu unterstützen. Das Land ist einer der größten Waffenproduzenten der Welt, stattet bislang aber nur Verbündete der Ukraine, etwa Polen und die USA, mit Panzern, Artilleriegeschossen und anderem Militärgerät aus. Das Bündnis zwischen Kim und Putin hat allerdings zu einem Umdenken geführt. „Ich glaube, dass die Unterstützung zur Verteidigung und Wiederherstellung eines Landes, das sowohl nach internationalem als auch nach nationalem Recht unrechtmäßig angegriffen wurde, keine Grenzen kennt“, sagte Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol im Frühjahr.

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