Firmengruppe will an deutschem Standort dreistellige Zahl an Stellen streichen – kommt es noch schlimmer?
Die Papier-Industrie steckt seit langem in der Krise, was sich nun auch auf eine Fabrik in Deutschland auswirkt. Dort sollen bis zu 100 Stellen gestrichen werden.
Stuttgart – Die Automobilindustrie und der Maschinenbau sind bei weitem nicht die einzigen Branchen, die aktuell mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen haben. Erst vor wenigen Wochen berichtete unsere Redaktion über die Schließung einer Papierfabrik in Bayern, von der Hunderte Mitarbeiter betroffen waren. Auch an einem deutschen Standort der international tätigen Firmengruppe Sappi mit Hauptsitz in Johannesburg (Südafrika) machen sich die Probleme der Papierindustrie bemerkbar, weshalb nach übereinstimmenden Medienberichten ein umfangreicher Stellenabbau bevorsteht. Es könnte aber noch schlimmer kommen.
Ein Blick auf die europäischen Papierfabriken der Sappi-Gruppe, die von Sappi Fine Paper Europe betrieben werden, zeigt, wie herausfordernd die Zeiten für die Branche derzeit sind. Die Fabrik im niederländischen Maastricht wurde beispielsweise im Jahr 2023 verkauft, die Anlage in Stockstadt am Main (Bayern) im Frühjahr 2024 stillgelegt. Ein solches Schicksal drohte offenbar auch der Papierfabrik in Ehingen (Alb-Donau-Kreis, Baden-Württemberg), was aber vorerst nicht der Fall ist. Um den Standort zu bewahren, wurde allerdings ein Konsultationsprozess beschlossen.
Sappi-Papierfabrik in Ehingen (Donau): Keine Schließung, aber Abbau von bis zu 100 Stellen geplant
„Trotz unserer gemeinsamen Anstrengungen liegen die Ergebnisse derzeit mit rund zwei bis 2,5 Millionen Euro pro Monat im negativen Bereich“, zitiert die Schwäbische Zeitung aus einem ihr vorliegenden Schreiben an die Belegschaft im Sappi-Werk Ehingen, das mit „Informationen zur Mitarbeiterversammlung am 27.08.2025“ überschrieben ist. Als Gründe werden neben den gestiegenen Kosten und dem hohen Konkurrenzdruck in der Branche auch die Zollpolitik aus den USA genannt. Bisherige Maßnahmen reichten nicht aus, weshalb nun harte Konsequenzen gezogen werden müssen.
Name | Sappi Limited |
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Gründung | 1936 |
Sitz | Johannesburg, Südafrika |
Branche | Zellstoff und Papier |
Mitarbeiter | 12.800 weltweit, 520 in Ehingen (Donau), Baden-Württemberg |
Umsatz | 5,4 Milliarden US-Dollar |
In der besagten Mitarbeiterversammlung hatte Maik Willig, der Geschäftsführer von Sappi in Ehingen, der Belegschaft mitgeteilt, dass über alle Bereiche hinweg bis zu 100 Arbeitsplätze im Werk abgebaut werden sollen. Laut der Unternehmensseite beschäftigt die Firmengruppe am Standort an der Donau rund 520 Mitarbeiter, weshalb die Maßnahme demnach etwa ein Fünftel betreffen würde. Eine zuvor intern bereits angekündigte Schließung der Fabrik ist vorerst aber nicht geplant. „Ohne unser Engagement wäre die Schließung des Werks bereits beschlossen gewesen“, heißt es demnach in dem Schreiben.

Erhalt der Papierfabrik in Ehingen erfordert weitere Maßnahmen
Weder der Umfang des Stellenabbaus noch die vollständige Erhaltung der Papierfabrik in Ehingen ist derzeit in Stein gemeißelt. Wie Maik Willig der Schwäbischen bestätigte, wurde ein Konsultationsprozess beschlossen, der neben dem Stellenabbau auch die Reduzierung der Schichten von derzeit fünf auf vier sowie weitere Maßnahmen vorsieht. Wie diese genau aussehen, sei aber Gegenstand der Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern. Laut donau3fm.de soll in diesen Gesprächen auch geklärt werden, wie viele Arbeitsplätze und welche Teile des Werkes erhalten bleiben können.
Wie eingangs aufgeführt, hat Sappi in den vergangenen Jahren auch in Europa mehrere Papier- und Zellstofffabriken verkauft oder sogar geschlossen. Der Erhalt des Werks im baden-württembergischen Ehingen ist laut Willig deshalb einer der Hauptpunkte des Konsultationsprozesses. Der Geschäftsführung sei bewusst, dass die Maßnahmen die Belegschaft hart treffen, sie seien aber notwendig, um den Standort zu sichern. Jüngst hatte auch ein Traditionsunternehmen aus dem Südwesten angekündigt, mehr als die Hälfte der Belegschaft entlassen zu müssen.