Unruhe an Deutschland-Sitz von Pharmakonzern - steht ein großer Stellenabbau bevor?

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E-Mails an die Belegschaft haben beim Pharmakonzern Teva in Ulm massive Unruhen ausgelöst. Sollen in der Donaustadt und an einem weiteren Standort massiv Stellen entfallen?

Ulm - In der aktuellen Wirtschaftskrise hat auch die Pharmaindustrie zu kämpfen. Der weltgrößte Pharmakonzern, Roche mit Sitz in Basel (Schweiz), hat jüngst angekündigt, 50 Milliarden US-Dollar in den USA investieren zu wollen und reagiert damit auf die Zölle von US-Präsident Donald Trump. Auch am Deutschland-Sitz des israelischen Pharmaunternehmens Teva in Ulm (Baden-Württemberg) stehen offenbar massive Änderungen bevor, weshalb in der Donaustadt an der Grenze zu Bayern und auch am Produktionsstandort im nahen Blaubeuren massive Unruhe in der Belegschaft herrscht.

Zum Teva-Konzern gehört seit 2010 auch das Ulmer Traditionsunternehmen Merckle sowie die mindestens bundesweit bekannte Marke beziehungsweise das gleichnamige Unternehmen Ratiopharm. Laut übereinstimmenden Medienberichten steht ein Stellenabbau für die Produktionsstandorte von Teva Deutschland im Ulmer Donautal sowie in Blaubeuren im Raum. Im Jahr 2017 hatte Teva angekündigt, in den darauffolgenden zwei Jahren weltweit 14.000 Stellen abbauen zu wollen.

Teva in Deutschland: Mails des Managements verunsichern Belegschaft in Ulm und Blaubeuren

Dass es bei Teva Deutschland derzeit einige Unruhen gibt, liegt an zwei E-Mails, die am vergangenen Dienstag (22. April) an die Belegschaft versandt wurden und die der Südwestpresse (SWP) vorliegen. Demnach ging ein erstes Schreiben zunächst an die Mitarbeiter der Einheit TGO Pharma, in dem das Management über „organisatorische Anpassungen“ informierte. Konkret ist dabei auch vom Abbau von 40 bis 50 Stellen im indirekten Bereich die Rede, der auf freiwilliger Basis erfolgen soll. Auch Autobauer Mercedes-Benz setzt auf Freiwilligkeit, die großzügigen Abfindungen sind aber offenbar nicht nur Angebote.

Name Teva GmbH
Gründung 2011 (Merckle 1881, Ratiopharm 1973)
Sitz Ulm, Baden-Württemberg
Mutterkonzern Teva Pharmaceutical Industries Ltd., Petach Tikwa, Israel
Branche Pharmazie, Generika
Mitarbeiter 2.900 in Deutschland
Standorte Ulm, Blaubeuren/Weiler, Berlin

Da bei der Einheit TGO Pharma in Ulm rund 1.200 der insgesamt 2.900 Angestellten von Teva Deutschland beschäftigt sind und der Personalabbau auf Freiwilligkeit basieren soll, klingt der geplante Einschnitt noch vergleichsweise human. Die zweite E-Mail, die laut der SWP nur wenige Minuten später versandt wurde, ging dann aber an die gesamte Belegschaft; auch an die Bereiche, die nicht von den Maßnahmen betroffen sind. „Das kam wie ein Schlag aus dem Nichts“, zitiert die Zeitung eine Mitarbeiterin. Angestellte mit befristeten Verträgen würden jetzt davon ausgehen, dass ihre Verträge nicht mehr verlängert werden.

Stellenabbau bei Teva soll laut Betriebsrat Ende Juni abgeschlossen sein - Abfindungspaket vereinbart

Teva Deutschland bestätigte gewisse Vorgänge, blieb dabei aber eher vage. „Wie jedes Unternehmen bewerten wir regelmäßig unsere betrieblichen Abläufe und setzen unsere Schwerpunkte weiterhin auf strategische Wachstumsbereiche, in die wir gezielt investieren. Anpassungen in der Organisation und bei der Belegschaft sind dabei ein notwendiger Bestandteil einer verantwortungsvollen Unternehmensführung“, zitieren mehrere Medien das Unternehmen übereinstimmend. Deutlicher wurde allerdings der Betriebsrat in Ulm, der sich ebenfalls in einer Mail an die Belegschaft wandte.

Der Sitz des Pharmaunternehmens Ratiopharm in Ulm im Jahr 2010, heute Deutschland-Sitz von Teva.
Ratiopharm-Mutter Teva plant in Ulm und Blaubeuren offenbar einen Stellenabbau. Die Verunsicherung in der Belegschaft ist groß (Archivbild). © IMAGO/Zoonar.com/Walter G. Allgöwer

In dieser Mail, die ebenfalls der SWP vorliegt, heißt es, dass der geplante Stellenabbau bereits bis Ende Juni abgeschlossen werden soll und dass noch weitere Maßnahmen geplant seien, über die es zum aktuellen Zeitpunkt aber keine konkreten Informationen gebe. Eine Einigung zwischen dem Betriebsrat und der Geschäftsführung sei zwar nicht erzielt worden, für die Mitarbeiter soll es dennoch ein Abfindungspaket geben. Der größte Pharmakonzern Deutschlands hat seinen Sitz übrigens in Rheinland-Pfalz.

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