Der weltweit größte Autozulieferer steckt in der Krise: Zehntausende Jobs stehen auf dem Spiel
Die Krise in der Autoindustrie und im Maschinenbau hat dem Autozulieferer und Technologiekonzern Bosch im vergangenen Jahr zugesetzt. Vor allem in Europa litt der Konzern unter schwacher Nachfrage. Es drohen weitere Stellenstreichungen.
Stuttgart - Die schwierige Wirtschaftslage hat 2024 mit voller Wucht bei Bosch durchgeschlagen. Bei dem Autozulieferer- und Technologiekonzern brach der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) im vergangenen Jahr nach vorläufigen Zahlen um ein Drittel auf 3,2 Milliarden Euro ein. Eine rasche Erholung sei auch in diesem Jahr nicht in Sicht, sagte Unternehmens-Chef Stefan Hartung: „Ich rechne damit, dass 2025 ein anstrengendes Jahr wird.“
Umsatz bei Bosch bleibt hinter den Unternehmenszielen zurück
Der Umsatz sank vergangenes Jahr um ein Prozent auf 90,5 Milliarden Euro. Damit blieb Bosch hinter den selbst gesteckten Zielen zurück. „Trotz aller Anstrengungen konnten wir uns (...) den wirtschaftlichen Realitäten nicht entziehen“, sagte der Bosch-Chef Hartung. Die Automobilindustrie leidet unter steigendem Wettbewerbsdruck, insbesondere aus China, Überkapazitäten und regulatorischen Unsicherheiten.
Der weltweit größte Autozulieferer hat unter anderem mit der niedrigen Nachfrage nach Fahrzeugen zu kämpfen - vor allem nach Elektroautos. Außerdem halten sich zahlreiche Verbraucherinnen und Verbraucher beim Kauf von Geräten wie Akkuschraubern, Waschmaschinen und Kühlschränken nach wie vor zurück. Ähnlich sah es bei den anderen Bosch-Standbeinen aus: Der Maschinenbau kämpft mit der schwachen Konjunktur, viele Investitionen von Unternehmen bleiben aus. Und der europäische Heizungsmarkt belastete den Bereich für Gebäudetechnik. Das Ergebnis zeige, wie groß die Verunsicherung bei Kunden und Verbrauchern sei, sagte Hartung. „Dass es in all unseren Sektoren zugleich an nennenswerten Impulsen mangelt, ist ungewöhnlich“.
Zukunftstechnologien wachsen nicht schnell genug: Bosch setzte auf Wasserstoff, Wärmepumpen & Co
Ursprünglich wollte Bosch beim Umsatz um fünf bis sieben Prozent wachsen. Beeinträchtigt wurde das Geschäft auch durch „erhebliche Marktverzögerungen“ in Zukunftsfeldern. Dazu zählt Bosch die E-Mobilität, aber auch Wärmepumpen, Wasserstoff und andere nachhaltige Technologien. Man wachse in diesen Bereichen zwar, aber nicht wie erhofft. Auf den Gewinn drückten neben fehlenden Umsätzen unter anderem auch die weiterhin hohen Investitionen für diese Zukunftsbereiche. Rote Zahlen geschrieben hat aber keine der Bosch-Sparten - trotz zum Teil deutlicher Umsatzrückgänge.
Der Blick der Bosch-Manager richtet sich aber bereits auf 2026. Gemessen am Umsatz will der Konzern dann mindestens doppelt so viel Gewinn machen wie 2024. Es sei „ein ordentlicher Milliardenbetrag“ notwendig, um diese Lücke zu schließen, sagte Hartung. Das sei zwar schwierig, aber in Reichweite. „Und ich meine, wenn es in Reichweite ist, dann sollte man das auch nicht aufgeben.“ Der finanzielle Balanceakt der Bosch-Führung spitzt sich damit zu: Der Konzern erfindet sein Geschäft derzeit zum Teil radikal neu und investiert viel Geld in E-Mobilität, Wasserstoff, Chips sowie ins Heiz- und Klimageschäft. Bis sich diese Entscheidungen auszahlen, dürfte aber noch einige Zeit vergehen. Die Kosten stehen deshalb aktuell im Fokus des Unternehmens.
Zahl der Mitarbeiter sinkt: Bosch streicht 12.000 Stellen
Angesichts der insgesamt schwierigen wirtschaftlichen Lage und der geplanten Investitionen kommt Bosch um Einsparungen nicht herum: Diese will das Stuttgarter Unternehmen durch Personalabbau erzielen. „Sparen und Investieren sichern uns die erforderlichen Handlungsspielräume“, sagte Finanzchef Markus Forschner. Schon 2024 schrumpfte die Belegschaft weltweit um drei Prozent auf knapp 418.000 Beschäftigte. Seit Mitte letzten Jahres wurden Streichpläne für mehr als 12.000 Arbeitsplätze angekündigt. In Deutschland sind dem Betriebsrat zufolge mehr als 6.000 Stellen betroffen- auch in Zukunftsfeldern wie Elektromobilität und Software. Der Betriebsrat warnte bereits vor noch größeren Einschnitten.
Trotz anhaltend schwieriger Bedingungen will der Konzern 2025 Umsatz und Gewinn wieder verbessern. Eine konkrete Prognose wird im Mai erwartet. Dann präsentiert Bosch auch die vollständigen und geprüften Jahreszahlen.