Technologiekonzern hält an Stellenabbau an deutschem Standort fest – trotz Umsatzwachstum

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Der Technologiekonzern Zeiss trotzt der Konjunkturkrise, doch nicht in allen Geschäftsbereichen läuft es rund. Die Sparmaßnahmen an einem Standort bleiben.

Oberkochen/Aalen - Nahezu alle großen deutschen Unternehmen in diversen Sparten leiden derzeit unter der Konjunkturkrise und reagieren mit umfassenden Sparmaßnahmen. Der Optikkonzern Zeiss, offiziell Carl Zeiss AG, mit Sitz in Oberkochen (Baden-Württemberg) hat dagegen vor wenigen Tagen positive Zahlen für das Geschäftsjahr 2023/2024 vorgelegt und kann zudem ein deutliches Umsatzwachstum von 8 Prozent vermelden. Dennoch entwickeln sich beim ursprünglich in Jena (Thüringen) gegründeten Technologiekonzern nicht alle Geschäftsbereiche gut.

„Wir beenden das Geschäftsjahr 2023/24 in Summe mit einem guten Ergebnis und Umsatzwachstum“, erklärt Zeiss-Chef Karl Lamprecht in der Mitteilung zu den Geschäftszahlen. „Zugleich konnten sich nicht alle Bereiche von den aktuellen Entwicklungen auf den globalen Märkten abkoppeln.“ Deshalb hält das Unternehmen an dem im November angekündigten Stellenabbau an einem Standort in Baden-Württemberg fest. Zugleich will Zeiss eigenen Angaben nach aber auch in den Aufbau von Mitarbeitern investieren.

Zeiss hält an Stellenabbau in Aalen fest – Geschäft mit Brillengläsern weiterhin schwach

Die Carl Zeiss AG ist in mehreren Branchen aktiv, darunter in der Medizintechnik und im Bereich der Halbleitertechnologie. Probleme macht dem Konzern trotz einer Umsatzsteigerung in allen Geschäftssparten aber nach wie vor das Geschäft mit Brillengläsern. Deshalb hatte das Unternehmen im November bei der Carl Zeiss Vision GmbH in Aalen (Baden-Württemberg) einen Stellenabbau angekündigt, dessen Umfang damals nicht konkret bekannt war. Wie der SWR aktuell aber berichtet, befürchten der Betriebsrat und die IG Metall, dass viele der insgesamt 1.400 Mitarbeiter betroffen sein werden.

Name Carl Zeiss AG
Gründung 17. November 1846 in Jena, Thüringen
Sitz Oberkochen, Baden-Württemberg
Branchen Optische Industrie, Medizintechnik, Messtechnik und weitere
Mitarbeiter über 46.000 weltweit (2024)
Umsatz 10,9 Milliarden Euro (2023/2024)
Standorte Deutschland Oberkochen, Baden-Württemberg (Konzernhauptsitz)
Aalen, Baden-Württemberg
Karlsruhe, Baden-Württemberg
Bochingen, Baden-Württemberg
Neuenstein, Baden-Württemberg
München, Bayern
Neubeuern, Bayern
Roßdorf, Hessen
Wetzlar, Hessen
Jena, Thüringen (Gründungsort)
Dresden, Sachsen
Berlin, Berlin
Göttingen, Niedersachsen
Braunschweig, Niedersachsen
Leipzig, Sachsen
Görlitz, Sachsen

Das konkrete Problem beim Geschäft mit hochwertigen Brillengläsern, wie sie eben bei Zeiss in Aalen hergestellt werden, ist die aktuell deutlich spürbare Kaufzurückhaltung. Deshalb hatte das Unternehmen bereits angekündigt, die wöchentliche Produktionsmenge von 50.000 Gläsern auf 20.000 mehr als halbieren zu wollen. Eben das hat auch personelle Anpassungen zur Folge, die Uwe Frey, der Betriebsratsvorsitzende in Aalen, bereits als „Schlag ins Gesicht“ der Beschäftigten bezeichnet hatte. Allerdings gibt es nicht nur schlechte Nachrichten für die Stadt am nordöstlichen Rand der Schwäbischen Alb.

Zeiss plant zugleich neuen Standort in Aalen – mit ungewisser Anzahl an neuen Stellen

Wie eingangs erwähnt, will Zeiss durch das starke Wachstum weiteres Personal aufbauen. „Unser Erfolg basiert auf unserer enormen Innovationsstärke“, führt Lambrecht aus. „Damit das so bleibt, haben wir 15 Prozent des Umsatzes – und damit mehr denn je – für Forschung und Entwicklung aufgewandt und investieren zusätzlich in den zielgerichteten Aufbau von Mitarbeitenden und Infrastruktur.“ Laut SWR gehört dazu auch der geplante neue Standort für die Sparte Messtechnik in Aalen-Ebnat, an dem nach der Fertigstellung rund 2.500 Mitarbeiter angestellt sein sollen.

Die Carl Zeiss Vision GmbH reagiert mit einem Stellenabbau auf die sinkende Nachfrage nach Brillengläsern. Es gibt aber nicht nur schlechte Nachrichten für den Standort. © Carl Zeiss AG

Genauso wenig wie die konkrete Zahl an Stellen bekannt ist, die im Bereich Vision Care in Aalen entfallen sollen, ist auch nicht bekannt, wie viele neue Arbeitsplätze durch den Standort der Messtechnik-Sparte entstehen sollen. Die meisten Mitarbeiter sollen nach Unternehmensangaben nämlich vom Hauptsitz in Oberkochen nach Aalen wechseln. Jüngst hatte ein Schweizer Technologieunternehmen die Schließung eines Standorts in Baden-Württemberg angekündigt, wovon rund 200 Mitarbeiter betroffen sind.

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