Pläne für die Bundestagswahl: AfD-Chef Chrupalla hält Alice Weidel für „eine sehr gute Kanzlerkandidatin“

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AfD-Chef Tino Chrupalla hat sich im ARD-Sommerinterview für seine Co-Vorsitzende Alice Weidel als Kanzlerkandidatin ausgesprochen.

Update vom 7. Juli, 17.40 Uhr: Tino Chrupalla, der Vorsitzende der AfD, hat eine mögliche Kanzlerkandidatur seiner Co-Vorsitzenden Alice Weidel befürwortet. Er äußerte im ARD-Sommerinterview: „Alice Weidel wäre eine sehr gute Kanzlerkandidatin, was ich auch unterstützen würde“. Er betonte jedoch, dass er damit keine voreiligen Entscheidungen treffen würde. „Am Ende entscheidet das ein Parteitag oder die Basis in unserer Partei“, so Chrupalla im „Bericht aus Berlin“.

Im Juni wurden Chrupalla und Weidel auf einem Bundesparteitag für weitere zwei Jahre als Führungsspitze der AfD wiedergewählt. Chrupalla erhielt nach Angaben der AfD fast 83 Prozent der Stimmen, während Weidel knapp 80 Prozent der Ja-Stimmen erhielt. Bei der AfD werden Enthaltungen nicht berücksichtigt.

Chrupalla ist der Ansicht, dass die AfD auf jeden Fall mit einem eigenen Kanzlerkandidaten oder einer Kanzlerkandidatin in die Bundestagswahl im kommenden Herbst ziehen wird. „Das ist ganz klar. Denn ich denke, das erwarten auch die Wähler“, sagte er in der ARD. Die AfD müsse bei der Wahl einen „Frontalangriff“ auf die Bundesregierung starten.

ARD-Sommerinterview mit AfD-Co Vorsitzendem Chruppalla
Tino Chrupalla, Co-Vorsitzender der AfD, sitzt zu Beginn des ARD-Sommerinterviews im „Bericht aus Berlin“ bei Markus Preiß (r), Leiter des ARD-Hauptstadtstudios. © Carsten Koall/dpa

Chrupalla beantwortet Zuschauerfragen vor ARD-Sommerinterview

Erstmeldung: Berlin – Die Doppelspitze der AfD tritt heute getrennt bei den Sommerinterviews in der ARD und dem ZDF auf. Während Alice Weidel sich im ZDF den Fragen der Moderation stellt, wird Tino Chrupalla in der ARD interviewt. Bereits vor dem eigentlichen Gespräch wurden Fragen mancher Zuschauer von Chrupalla beantwortet – er gibt auf dem YouTube-Kanal der Tagesschau einen Vorgeschmack auf das Sommerinterview um 18 Uhr im Ersten.

AfD ist rechtsextremer Verdachtsfall – Chrupalla wehrt sich vor ARD-Sommerinterview gegen den Vorwurf

„Wir wissen nicht einmal, was die Gründe konkret sind“, sagte der AfD-Chef auf die Frage, wie er zu der Einschätzung des Verfassungsschutzes steht, dass seine Partei bundesweit als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft wird. Sein Landesverband in Sachsen wird dagegen als gesichert rechtsextrem bewertet. Laut Chrupalla gebe es dazu kein Gerichtsurteil, dass diesen Vorwurf bestätigt.

Dabei hat das Oberverwaltungsgericht Münster die Einschätzung des Verfassungsschutzes, dass die AfD beobachtet werden solle, als rechtens bezeichnet. Das erkenne Chrupalla auch an. „Im Auge behalten kann man durchaus tun. Das sollte man tun, wenn man das möchte“, so Chrupalla. Er möchte mit seiner Partei jedoch das Gegenteil beweisen. „Und das sehen ja auch immer mehr Bürger und Wähler so.“

Eine rechtsradikale Strömung sehe Chrupalla in seiner Partei nicht. Und wenn es eine gäbe, würde die Partei auch dagegen vorgehen. Die AfD-Politiker, die bei dem Treffen in Potsdam dabei warne, sind laut Chrupalla jedoch keine Rechtsradikalen. Auf dem Treffen habe unter anderem der ehemalige Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung, Martin Sellner, von der gezielten Rückführung „nicht assimilierter Staatsbürger“ gesprochen, wie eine Recherche von Correctiv zeigt.

Raus aus der EU – zurück zu den Nationalstaaten: Chrupalla fordert vor ARD-Sommerinterview Währungsreform

Ein „neuer Euro“ soll her, sagt Chrupalla in der Tagesschau. Eine einheitliche Währung innerhalb der EU habe durchaus seine Vorteile, werde aber nicht richtig umgesetzt, so der AfD-Chef. Ihm zufolge müssen sich die Länder, die wirtschaftlich stark sind, zu einer Währungsunion zusammenfinden. „Es kann nicht sein, (...) dass wir die südlichen Staaten permanent stützen.“

Die EU wird von Chrupalla parteitypisch kritisch beäugt. Seine Partei setze sich dafür ein, den Staatenbund grundlegend zu reformieren – denn Deutschland bezahle schließlich mehr als alle anderen Mitgliedstaaten. Ob die AfD der neuen Fraktion von Ungarns Premier Viktor Orbán beitritt? „Ich denke aktuell nicht“, so Chrupalla. Es seien aktuell zu viele Gespräche im Gange, als dass sich die Partei auf einen Partner festlegen könne.

„Europa verändert sich gerade“, so Chrupallas Einschätzung. „Und zwar zum Guten. Nämlich zu dem starken Staatenbund der Nationalstaaten, was wir immer unterstützt haben.“ In diesem Sinne pflichte er Orbán bei und bezeichnet seine Politik „im Interesse Ungarns“ als sehr gut. Dass Ungarn nach Polen, Belgien und Rumänien die viertmeisten Zuwendungen aus der EU erhält (Stand 2022) und damit nicht zu den von ihm angesprochenen wirtschaftlich starken Ländern gehört, scheint ihn wenig zu stören.

Ukraine-Krieg – Chrupalla stellt Zugehörigkeit der durch Russland besetzte Gebiete zur Ukraine infrage

Ob die Krim, Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja zur Ukraine gehören, fragt Moderator Markus Preiß? „Das ist eine Entscheidung, die die nächsten Wochen und Monate oder vielleicht Jahre getroffen werden muss“, so die Antwort von Chrupalla. Russland hat die Gebiete des ukrainischen Staatsgebiets zum Teil schon 2014 und im Verlauf des brutalen Angriffskrieges völkerrechtswidrig annektiert.

„Aktuell gehören die Gebiete noch zur Ukraine, keine Frage“, so Chrupalla weiter. Ob das so bleibt, sei die Entscheidung der Menschen vor Ort. Um diese Frage zu klären, sollen die Kriegsparteien zu Friedensverhandlungen zusammenkommen. (nhi)

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