Weidel will Merz „jagen“ – AfD hat nach der Bundestagswahl Zerlegung der CDU im Sinn
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VonStephanie Munkschließen
Am Wahlabend liefert Alice Weidel einen Vorgeschmack, was Merz erwartet mit der AfD als stärkste Oppositionspartei. Das Ziel lautet, die CDU zu „jagen“.
Berlin – Am Abend der Bundestagswahl sprach Alice Weidel, Kanzlerkandidatin der AfD, zwar von der „ausgestreckten Hand“ in Richtung CDU, was eine schwarz-blaue Koalition betreffe. Doch hinter diesem Angebot flackerte auch eine andere Alice Weidel auf: Eine, die mit ihrer AfD die Union in den nächsten vier Jahren bekämpfen will.
Weidel will Merz „jagen“ – AfD fährt nach Bundestagswahl volle Attacke gegen CDU
In einem Statement kurz nach Verkündigung der Ergebnisse der Bundestagswahl sagte Weidel, sie werde die übrigen Parteien nun „tatsächlich jagen“. Bei den Zuschauern wurden Erinnerungen wach: Nämlich an die Bundestagswahl vor acht Jahren, als der damalige AfD-Chef Alexander Gauland am Wahlabend auf der Bühne drohte: „Wir werden sie jagen“ und damit die Merkel-Regierung meinte.
Weidel gegen Merz in Elefantenrunde nach der Bundestagswahl - AfD will CDU überholen
In der sogenannten Elefantenrunde – der Runde der Parteivorsitzenden nach der Bundestagswahl – wetterte Alice Weidel mit versteinerter Miene dann auch vor allem gegen Wahlsieger Friedrich Merz von der CDU/CSU. Der „Mühlstein Friedrich Merz“ sei „schrecklich für unser Land“, schimpfte sie.
„Wir werden sehr schnell neue Wahlen bekommen“, unkte die AfD-Chefin außerdem, sie erwarte eine „instabile Koalitionsbildung“. Friedrich Merz wolle unbedingt Kanzler werden und stelle dies vor das Wohl Deutschlands. „Das ganze Ding wird krachend scheitern.“ Die AfD werde die CDU/CSU in den nächsten Jahren überholen, kündigte Alice Weidel an.
AfD und Weidel setzen auf baldiges Scheitern von Merz als Bundeskanzler
Es klingt so, als wäre das das Ziel der AfD in der kommenden Zeit: ein Scheitern der neuen Merz-Regierung, erneut vorgezogene Wahlen, und dann der Triumph: eine Mehrheit für die AfD. Merz reagierte in der Elefantenrunde aufbrausend auf Weidels Vorhaltungen und warf ihr wiederum vor: „Sie leben von der geschürten Unzufriedenheit der Menschen.“ Interesse an der wirklichen Lösung der Probleme habe die AfD nicht. Im Gegenteil: Würden die Probleme in Deutschland eskalieren, nütze das Weidel und der AfD.
„Alice für Deutschland“ und Bürgerschelte - AfD-Kandidatin trat vor der Bundestagsswahl hart auf
Weidel trat schon im Wahlkampf hart auf, ließ sich mit „Alice für Deutschland“ bejubeln, einem Spruch, der an die verbotene NS-Parole „Alles für Deutschland“ erinnert. Sie kündigte an, sie wolle den als besonders radikal denkenden Björn Höcke als Minister holen, falls sie an die Regierung komme.
Weidel beschwor auf Wahlkampfbühnen das „Niederreißen“ der Windräde und verwendete offen den in rechtsextremen Kreisen gängigen Begriff der „Remigration“. Adolf Hitler nannte sie im X-Interview mit Elon Musk einen Kommunisten und log, in deutschen Schulen werden nichts gelehrt außer Gender Studies.
In den Live-Debatten im Fernsehen vor der Bundestagswahl bemühte sich Weidel zwar auch um ein höfliches, zugängliches Auftreten. Doch nicht immer konnte sie das aufrechterhalten, etwa als Weidel in der ZDF-Sendung „Klartext“ einen Bürger barsch anfuhr, er habe seine Frage wohl auswendig gelernt.
Die AfD auf Rechtskurs: Von Bernd Lucke bis Alice Weidel – Streit war gestern




Nach Bundestagswahl-Triumph im Osten wird Alice Weidel und AfD wohl radikaler auftreten
Weidel wird ihren harten Kurs nach der Bundestagswahl wohl beibehalten, denn innerhalb der AfD kommt er offenbar bei vielen gut an. In den Verbänden der AfD in Ostdeutschland erwarteten viele von Alice Weidel ein radikaleres, rhetorisch schärferes Auftreten, heißt es in einem Artikel des Spiegel. Und weil die AfD im Osten fulminant gut abschnitt und fast alle Wahlkreise gewann, werden diese wohl nach der Bundestagswahl noch an Einfluss gewinnen.
Persönlich musste Weidel aber eine Wahlpleite hinnehmen: Ihren eigenen Wahlkreis am Bodensee konnte sie bei der Bundestagswahl nicht gewinnen. (smu)
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