Putin im Nato-Dilemma: Herber Russland-Verlust durch Ukraine-Großangriff auf Bomber
Ein Experte sieht durch den Ukraine-Großangriff auf Bomber in Russland auch die Bedrohungsoptionen Wladimir Putins gegen die Nato erheblich betroffen.
Murmansk – Es war die wahrscheinlich spektakulärste Geheimdienstmission im gesamten Ukraine-Krieg. Selbst US-Präsident Donald Trump soll über den Ukraine-Großangriff mit Drohnen-Schwärmen gegen russische Bomber-Staffeln nicht informiert gewesen sein.
Ukraine-Großangriff auf Russland: Viele Bomber Wladimir Putins als zerstört gemeldet
Das Moskau-Regime des Kreml-Autokraten Wladimir Putin verlor auf eigenem Boden laut neuesten Angaben des ukrainischen Generalstabes vom Dienstagnachmittag (3. Juni) 41 große Flugzeuge. Darunter waren Videoaufnahmen aus sozialen Netzwerken zufolge wohl mehrere schwere Langstreckenbomber vom Typ Tupolew Tu-95 und ein mächtiges Frühwarnflugzeug Berijew A-50.
Zwischenzeitlich hieß es aus Kiew nach dem Drohnen-Schlag vom Sonntag an diesem Dienstagmorgen noch, es seien zwölf Bomber zerstört worden. Obwohl sich die Zahl nicht unabhängig verifizieren lässt, sieht ein Militär-Experte deutliche Auswirkungen auf das russische Bedrohungspotenzial gegen die benachbarte Verteidigungsallianz Nato.
Weil Russlands Bomber brannten: Kann Wladimir Putin die Nato weniger bedrohen?
„Russland kann die strategischen Bomber nicht nachproduzieren. Das heißt, wenn die zerstört sind, sind die zerstört. Das ist weniger Gefahr für die Ukraine“, erklärte der Politikwissenschaftler Nico Lange im „heute journal“ des ZDF und meinte: „Ehrlich gesagt, auch weniger Gefahr für uns.“ Laut Gustav Gressel, österreichischer Offizier und Militär-Experte beim „European Council on Foreign Relations“ in Berlin, verfügt die russische Luftwaffe über geschätzt rund 110 Langstreckenbomber.
Russland kann die strategischen Bomber nicht nachproduzieren. Das heißt, wenn die zerstört sind, sind die zerstört.
Diese schossen im im Ukraine-Krieg aus weiter Entfernung und sicher vor der Flugabwehr immer wieder Marschflugkörper Ch-55 und Ch-101 auf ukrainische Städte ab. „Die Ukraine zeigt uns seit drei Jahren fast jeden Tag, dass man sich gegen Russland durchsetzen kann. Der Mythos der russischen Unbesiegbarkeit war schon immer falsch. Das sieht man auch heute wieder. Und die Ukraine nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand, damit, dass sie die Bomber, die die ukrainischen Städte bombardieren, unschädlich macht“, erklärte Sicherheitsexperte Lange dazu.
Wladimir Putins Langstreckenbomber gelten auch als mögliche Gefahr für die Nato
Der Senior Fellow der Münchner Sicherheitskonferenz meinte, es sei „sinnvoller, den Bogenschützen zu treffen als zu denken, dass man jeden Pfeil abwehren kann.“ Mit „Pfeilen“ meinte der 50-jährige Politikwissenschaftler wohl die unzähligen Raketen, Freifallbomben und Marschflugkörper, mit denen das russische Regime das geschundene Nachbarland seit fast dreieinhalb Jahren überzieht.
Wie sehr die Nato russische Langstreckenbomber unter Beobachtung hat, verdeutlicht die ausführliche Kenntnis des Militärbündnisses von dieser Waffe Putins. So wird zum Beispiel die zwischen 1956 und 1993 produzierte Tu-95 im Nato-Code als „Bear“ (Deutsch: Bär) bezeichnet. Die Besatzungen können mit der „Bear“ enorme Distanzen zurücklegen, weil sie sich in der Luft auftanken lässt. So fing die US-Luftwaffe im Mai 2024 etwa zwei russische Tu-95 vor Alaska ab.
Ukraine-Großangriff in Russland: Finnische Grenze ist von Militärbasis Olenja nicht weit weg
Traditionell argwöhnisch schauen die skandinavischen Länder in Richtung russischem Nachbarn, was im Fall von Finnland mit Blick auf den Winterkrieg von 1939/40 historisch bedingt ist. Angesprochen auf die russische Bedrohung nannte der finnische Präsident Alexander Stubb jüngst die Größe der finnischen Armee. „Wir haben mit die größten Streitkräfte in Europa: 900.000 Soldatinnen und Soldaten, 280.000 Reserve-Soldaten. Wir haben mit Polen die größte Artillerie in Europa“, schilderte das Staatsoberhaupt aus Helsinki dem ZDF.
Die Verteidigungsbereitschaft hält Finnland wohl für geboten – auch, weil der schwedische Sender SVT Mitte Mai meldete, dass Putins Streitkräfte zuletzt Aktivitäten an gleich vier russischen Orten nahe der finnischen Grenze verstärkt und Truppenkontingente erhöht hatten.
Es soll sich demnach um militärische Einrichtungen in Kamenka, in Petrosawodsk, in Seweromorsk bei Murmansk und just um den Militärflugplatz Olenja handeln, der – ebenfalls in der Region Murmansk gelegen – eines der Ziele des Ukraine-Großangriffs (siehe X-Video oben) war. Von hier sind es an die finnische Grenze gerade einmal 150 Kilometer, was Flugzeuge freilich überschaubar ist. (pm)