Nach heftigen Verlusten: Waghalsiger Angriff zeigt Panzer-Problem der Ukraine

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Die ukrainische Armee hält Wladimir Putins russische Truppen im Donbass auf. Ein Video von einer Panzer-Attacke zeigt zugleich, wie brisant die Lage für die Verteidiger ist.

Kurachowe - „The war goes on“. Als der FC Bayern jüngst in der Champions League gegen Schachtar Donzek (5:1) spielte, wiesen die ukrainischen Fans mit dieser Aufschrift auf einem großen Banner im Stadion darauf hin, dass der Ukraine-Krieg blutig weitergeht, während woanders unbesorgt Fußball gespielt wird.

Donbass-Front in der Ukraine: Wladimir Putins Armee ist in der Offensive

Der Fußballverein Schachtar Donezk trägt seine Heimspiele national in der Hauptstadt Kiew und in Lwiw aus. Denn: Die gleichnamige Großstadt Donezk ist samt ihrer rund 900.000 Einwohnerinnen und Einwohner völkerrechtswidrig durch die Armee aus Russland besetzt. Das gilt auch für große Teile der Region Donezk, wenn auch nicht für alle.

Zum Beispiel nicht für Kurachowe, eine Kleinstadt am Fluss Wowtscha, rund 25 Kilometer westlich der Stadtgrenze von Donezk gelegen. Hier wird seit Langem heftig gekämpft. Das verdeutlichte nun ein weiteres Mal ein Drohnen-Video, das das Verteidigungsministerium der Ukraine bei X (siehe Tweet unten) teilte. Es zeigt, wie ein einzelner ukrainischer Panzer bei Kurachowe alleine in die Gefechte zieht, um russische Stellungen ins Visier zu nehmen und zu beschießen.

Panzer im Ukraine-Krieg: Kiew lässt verbliebene Leopard 1 und Leos 2 wohl zurückhalten

Der Einsatz der betreffenden Panzerbesatzung kann wohl als wagemutig bezeichnet werden. Aussehen des Panzers und der Hinweis in dem Posting, dass er ein Gewicht (eine Masse) von rund 40 Tonnen hat, deuten daraufhin, dass es sich beim abgebildeten Gefährt weder um einen Leopard-2-Panzer noch um einen M1A1 Abrams aus ehemaligen Nato-Beständen handelt. Die „Leoparden“ aus einstmals deutscher Produktion und die Abrams aus amerikanischer Rüstungsherstellung wiegen in der Regel 62 Tonnen und mehr. Zudem sieht der mit Tarnnetzen versehene Panzer von oben recht flach aus.

Dies und das Gewicht lassen darauf schließen, dass es sich um einen früheren sowjetischen Panzer handeln muss. Die T-64 wiegen zum Beispiel geschätzt 38 Tonnen, die T-72 rund 41,5 Tonnen. Je nach Nachrüstung. Dass nur ein Panzer zu sehen ist, der sich den angreifenden Russen entgegenwirft, ist aus ukrainischer Sicht indes ebenso alarmierend wie der Umstand, dass das Militärgefährt wohl recht alt ist. Auffällig ist: Die Ukrainer halten seit Wochen offenbar ihre gelieferten, meist moderneren Kampfpanzer aus den Nato-Staaten zurück. Zum Beispiel die „Leos“ 2, aber etwa auch Leopard 1, von denen die Ukrainer laut Liste der militärischen Unterstützungsleistungen auf der Website der Bundesregierung mittlerweile 88 Stück erhalten haben.

Verluste im Ukraine-Krieg Ukraine Russland
militärische Fahrzeuge insgesamt: 7256 19.490
Kampfpanzer (wie T-72 etc.): 995 3625
Schützenpanzer (wie BMP-3): 1107 5168

Quelle: Open-Source-Intelligence-Website Oryx, Stand: 12. Dezember 2024, 15.45 Uhr

Panzer-Verluste der Ukraine: Gegen Wladimir Putins Armee gingen viele Leopard 2 verloren

Das dürfte nicht zuletzt auf die heftigen Verluste gegen die Invasionsarmee von Moskau-Autokrat Wladimir Putin zurückzuführen sein, deren Luftangriffe mit Shaded-Drohnen auf die kritische Infrastruktur den Ukrainern zudem Sorgen bereiten. Wie die Open-Source-Intelligence-Website Oryx schreibt, haben die ukrainischen Streitkräfte mittlerweile (Stand: 12. Dezember 2024) mindestens 7256 militärische Fahrzeuge bei den Gefechten zwischen Kursk, dem Donbass und Saporischschja verloren.

Darunter waren demnach 995 Kampfpanzer und 1107 Schützenpanzer zum Transport von Infanterie (Fußsoldaten) in die Kämpfe. Unter den Verlusten sind derselben Quelle zufolge 38 Leopard-2-Panzer verschiedener Bauart, und damit wohl mehr als ein Drittel der gelieferten Exemplare aus dem Westen.

Waffen-Lieferungen an die Ukraine: Australien will Kiew 49 Abrams-Panzer liefern

Ferner zählen mittlerweile acht Leopard 1A5 (aus Deutschland), 16 von 31 gelieferten Abrams-Kampfpanzer (aus den USA) und zwei von 14 gelieferten Challenger 2 (aus Großbritannien) zu den Verlusten gegen Putins Streitkräfte, die im Donbass seit Wochen in der Offensive sind. Damit nicht genug: Der Nachschub stockt derzeit. Im Oktober hatte zwar Australien angekündigt, der ukrainischen Armee 49 ältere Abrams M1A1 liefern zu wollen. Aber es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis die Lieferung Stück für Stück umgesetzt werden kann.

Spanien hatte dem geschundenen Land im Juli zudem zehn ältere Leopard 2A4 übergeben. Ursprünglich hatte Madrid aber die Lieferung von 19 Exemplaren angekündigt. Wie viele tatsächlich noch folgen sollen, ist derzeit unklar. Weitere größere Panzer-Lieferungen sind aktuell nicht angekündigt, während die deutsche Rüstungsindustrie schon seit Monaten versucht, so viele Leopard 1 aus den 1970er Jahren wie möglich zu sanieren. Oft bleiben aber aus zwei Panzern höchstens noch einer übrig, weil Ersatzteile ausgetauscht werden müssen. Und so schicken die Ukrainer waghalsig einzelne Panzer in die Gefechte. (pm)

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