Im Video: Russen-Soldaten sezieren erbeuteten deutschen Leopard – einer muss sogar lachen
Die russische Armee präsentiert in der Ukraine stolz einen erbeuteten Leopard-2-Panzer aus deutscher Produktion. Vorwürfe gegen die ukrainischen Truppen werden laut.
Kiew – Russische Militär-Blogger sind teils sehr kreativ, wenn es in den sozialen Medien darum geht, Unwahrheiten und fadenscheinige Gerüchte über den Ukraine-Krieg zu verbreiten.
Ukraine-Krieg: Russische Soldaten präsentieren erbeuteten Leopard 2A4
Mitte Dezember kursiert bei X (vormals Twitter) zum Beispiel ein Foto, das zweifelsohne einen Leopard-2-Panzer zeigt. Die Wanne, der Turm und die 120-mm-Glattrohrkanone deuten darauf hin, dass es sich um die etwas ältere Version 2A4 handelt – nicht um einen der modernen 2A6, die Deutschland der Ukraine geliefert hatte.
Es wird behauptet, russische Soldaten würden den Panzer inspizieren. Doch: Es sind wohl viel mehr ukrainische Soldaten zu sehen, die sich auf einen Einsatz vorbereiten. Dennoch: In diesen kalten Wintertagen ist es den Invasionstruppen Russlands wohl gelungen, mindestens einen „Leo“ 2A4 zu erbeuten. Stolz präsentieren russische Soldaten Videos von ihrer Beute – einer muss, offenbar aus Schadenfreude, sogar lauthals lachen.
Besonders bitter für die ukrainischen Streitkräfte: Wenn man den Bug der Panzer auf den Videos miteinander vergleicht, handelt es sich wohl um zwei verschiedene 2A4. Von wann und wo die Aufnahmen stammen, lässt sich nicht unabhängig verifizieren. Da die Soldaten jedoch offensichtlich Winter-Kleidung tragen und bei einem Mann wegen der Kälte der Atem zu sehen ist, dürften die Bilder zumindest nicht allzu alt sein.
Gegen russische Armee: Ließen ukrainische Soldaten einfach Leopard-2-Panzer zurück?
Einer der Soldaten steigt in die Wanne des „Leos“ und zeigt Videosequenzen aus dem Inneren. Offenbar wurde zumindest einer der Panzer beschädigt (siehe Tweet oben). Vorne am Bug sind etwa kleine Einschlaglöcher zu sehen, entweder von Maschinengewehr-Munition oder von Schrapnellen nach der Explosion einer Granate. Im Fall des anderen Leopard 2A4 (siehe Tweet unten) wird unter Bloggern in den sozialen Netzwerken dagegen eifrig gemutmaßt, ukrainische Soldaten hätten den Panzer fahrtüchtig auf dem Schlachtfeld zurückgelassen. Die jeweiligen Angaben lassen sich nicht unabhängig verifizieren.
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Beide Panzer scheinen jedoch keine schweren Treffer kassiert zu haben. Weder von einer feindlichen Panzergranate noch von einer Panzerabwehrmine im Boden. So sind jeweils die Ketten intakt, auch auf de angebrachten Reaktivpanzerung (Kacheln mit Sprengstoffbeschichtung) ist kein Einschlag zu erkennen. Brisant: Zuletzt mehrten sich die Hinweise, dass die Ukrainer mit ihren schweren Waffen aus dem Westen enorm haushalten müssen, weil weitere Lieferungen ins Stocken geraten sind.
Nur ein Beispiel: Laut New York Times (NYT) verlor die 47. Angriffsbrigade der ukrainischen Armee allein bei Mala Tokmatschka in der Region Saporischschja am 8. Juni in einem Minenfeld insgesamt 25 Panzer, einschließlich sieben Leopard-2-Panzern. Darunter sollen drei der modernen Kampfpanzer Leopard 2A6 sowie drei Minenräumpanzer Leopard 2R und mindestens 16 der gelieferten 109 Schützenpanzer M-2 Bradley der Amerikaner gewesen sein. Bei nur einem einzigen gescheiterten Vorstoß.
Ukraine-Krieg: Kiew muss mit gelieferten Leopard-2-Panzern haushalten
Immerhin: Später datierte Videos ukrainischer Soldaten beim Vormarsch auf Robotyne zeigten, dass einzelne Panzer in dem Stück für Stück geräumten Minenfeld zurückblieben und wohl von Kiews Truppen in einem weiteren Schritt geborgen werden konnten. Sie fielen demnach nicht in die Hände der Russen. Die genaue Zahl gelieferter „Leos“ 2 wurde seit Frühjahr 2023 nie kommuniziert – weder von Seiten der Europäischen Union (EU) noch von der ukrainischen Regierung.
Bekannt ist: Deutschland hatte der Ukraine 18 moderne Leopard 2A6 geliefert, die in München-Allach vom deutschen Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann (KMW) zusammengebaut werden. Polen stellte 14 Panzer 2A4 bereit, Portugal drei 2A6. Hinzukamen zehn 2A4 aus Schweden, acht Leopard 2A4 aus Kanada sowie vier finnische Leopard 2R zur Minenräumung – machte vor Beginn der gescheiterten Gegenoffensive mindestens 57 Stück. Laut Süddeutscher Zeitung (SZ) waren aber nur 21 Exemplare von der modernsten Variante 2A6.
Eigentlich sollten bis zu 80 älterer Leopard 1A5 aus Deutschland, Dänemark und den Niederlanden bis Ende 2023 entstandene Lücken füllen – der Großteil davon aus Beständen der deutschen Rüstungsindustrie. Laut Liste der militärischen Unterstützungsleistungen der Ampel-Bundesregierung waren aber Mitte Dezember (Stand 11.12.) erst 30 Exemplare geliefert, während die Russen sich ihre militärischen Errungenschaften vom Schlachtfeld sehr genau anschauen und der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, eindringlicher denn je vor dem Kreml-Regime Wladimir Putins warnt.
Russland-TV: Moskau lässt erbeuteten US-Schützenpanzer Bradley präsentieren
In einer großangelegten Propaganda-Show im russischen Staats-TV präsentierte Moskau zuletzt einen US-Schützenpanzer Bradley. Der Reporter führte die Zuschauer durch das Innere, zeigte etwa ukrainische Schablonen für die auf Englisch beschrifteten Bedienelemente. Ukrainische Militärblogger berichteten zeitgleich, dass sich an der besonders umkämpften östlichen Front bei Awdijiwka im Donbass neben alte ukrainische T-64-Panzer „Leos“ 2 eingereiht haben. Die bei all den Verlusten wohl nur unter höchster Vorsicht eingesetzt werden. (pm)