Bundeswehr-General spricht von „Verteidigungskrieg“ in Deutschland – und Sorgen wegen Putin

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In einem Interview warnt der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, bemerkenswert direkt vor einem möglichen „Verteidigungskrieg“ in Deutschland. Und vor Wladimir Putin.

Berlin – Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) referierte kürzlich öffentlich davon, die Bundeswehr müsse „kriegstüchtig“ werden, was ihm teils ordentlich Kritik einbrachte. Der ranghöchste Soldat Deutschlands ging in einem Interview jetzt noch einen Schritt weiter und sprach von der Möglichkeit, „dass wir vielleicht einmal einen Verteidigungskrieg führen müssen und nicht mehr die Wahl haben, ob wir uns an einem Einsatz weit weg beteiligen wollen“.

Carsten Breuer: Generalinspekteur der Bundeswehr spricht von „Verteidigungskrieg“

An diesen Gedanken müsse sich die Gesellschaft in der Bundesrepublik gewöhnen, erklärte Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.). Damit nicht genug: Der General des deutschen Heeres warnte vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs eindringlich vor Moskau-Machthaber Wladimir Putin.

Bundeswehr-General Carsten Breuer (links) spricht über einen möglichen „Verteidigungskrieg“ in Deutschland. Und warnt gleichzeitig vor Russlands Präsident Wladimir Putin. © Daniel Karmann/dpa/imago/Montage

„Dass Russland im Moment aufrüstet, und wie Putin sich positioniert, macht mir Sorgen. Es sollte uns allen Sorge machen, doch vor allem müssen wir diese Sorgen jetzt in Handeln umsetzen. Wir müssen uns darüber bewusst werden, wie wir mit dieser bleibenden Bedrohung umgehen können“, sagte Breuer der Tageszeitung: „Wir werden in den nächsten Jahren nicht dahin zurückkönnen, wo wir vor 2022 waren.“

Wegen Bedrohung durch Putins Russland: Bundeswehr-General fordert Abschreckung

Zivilgesellschaft und Bundeswehr müssten sich „auf Technologiesprünge einstellen, sowie auf eine noch weiter intensivierte hybride Kriegsführung. Der erste Schritt dorthin ist, dass wir uns der Bedrohung bewusst werden. Nicht nur wir Soldatinnen und Soldaten, sondern die Gesellschaft als Ganzes muss die Notwendigkeit einer noch konsequenteren Abschreckung anerkennen“, erklärte er.

Kriegstüchtigkeit bedeute, „dass man in allen Bereichen darüber nachdenkt, wie eine Verteidigungs- und eine Abschreckungsfähigkeit herzustellen ist. Zivil-militärische Zusammenarbeit ist eben über Jahrzehnte immer nur als Einbahnstraße gedacht worden“, meinte der Generalinspekteur in der F.A.Z.: „Wenn Not am Mann war, bei einer Katastrophe oder in der Pandemie, musste die Bundeswehr anrücken. Das ist auch in Ordnung so. Jetzt aber erleben wir das Umgekehrte: Jetzt brauchen wir Unterstützung aus der Gesellschaft.“

Wir müssen uns zunächst an den Gedanken gewöhnen, dass wir vielleicht einmal einen Verteidigungskrieg führen müssen.

Die Bundeswehr hat zuletzt etwa ihre Kooperation mit der British Army verstärkt, an der Nato-Ostflanke in Rumänien sind mehrere deutsche Eurofighter zur Luftraumüberwachung stationiert – direkt am Schwarzen Meer. „Wir sollten Angst davor haben, dass Russland diesen Krieg gewinnt, dass Putin diesen Krieg gewinnt. Denn dann stehen wir vor einer völlig neuen Sicherheitslage in Deutschland“, hatte Verteidigungsminister Pistorius am 5. Dezember im „heute journal“ des ZDF gesagt. Er und Breuer sind nicht die einzigen Mahner.

Wladimir Putins Russland: Experte warnt vor Imperialismus des Kreml-Autokraten

Dr. Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) riet dem Westen eindringlich, die Ukrainer mit den Voraussetzungen für eine neue Offensive 2024 auszustatten. Ansonsten könnte ein Zögern in ein paar Jahren verheerende Auswirkungen für Europa haben – auch für Deutschland.

„Man muss relativ klar sagen, dass uns die Konsequenzen, wenn wir der Ukraine nicht helfen und damit weiterhin unsere eigene Sicherheit gefährden, wahrscheinlich schon in fünf oder sechs Jahren ins Haus stehen werden“, erklärte der sicherheitspolitische Experte Mölling am 26. November ebenfalls im ZDF: „Dann geht es nicht um eine nukleare Eskalation gegen Kiew, sondern um eine nukleare Eskalation, die möglicherweise Berlin ins Zentrum rückt.“ (pm)

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