Religion im US-Wahlkampf: Selbsternannte Prophetin trifft düstere Trump-Vorhersage
Eine religiöse Anhängerin Trumps verkündet Prophezeiungen von göttlichen Urteilen gegen Trumps Feinde. Was absurd anmutet, hat für manche Wähler in den USA aber Relevanz.
Washington – Religion spielt im US-Wahlkampf eine wichtige Rolle. Obwohl der Lebensstil des verurteilten Straftäters Donald Trump in vielen Punkten christlichen Überzeugungen widerspricht, können sich sowohl konservative Katholiken sowie Evangelikale in den USA auf den Republikaner einigen. Im Wahlkampf ist Trump dabei offenbar jedes Mittel recht: Sein Sohn Eric Trump kam zuletzt zum Gespräch mit einer selbsternannten christlichen Prophetin zusammen – und die hatte gleich eine „Prophezeiung“ in petto.
Religion bei der US-Wahl: Glühende Trump-Anhängerin will „Prophezeiung“ empfangen haben
Die glühende Trump-Anhängerin Amanda Grace bietet auf ihrem YouTube-Channel „Ark of Grace Ministries“ eigenen Angaben zufolge unter anderem „biblische Lehre“ online an und lädt in ihre Show immer wieder Gäste ein. Eric Trump war am Freitag (11. Oktober, Ortszeit) in der live gestreamten YouTube-Sendung zu Gast und verlieh der selbsternannten „Prophetin“ damit den Anschein von Relevanz. „Ich sage euch, dass in den nächsten 24 Stunden Jom Kippur ist und der Herr in seinem Gericht Urteile fällt“, so die Trump-Anhängerin. „Eure Feinde [...] werden in den nächsten 24 Stunden an Jom Kippur verurteilt“, sagte Grace weiter.
Dabei blieb sie recht vage. Wen genau sie als „Feinde“ bezeichnete, ging aus ihren Ausführungen beispielsweise nicht hervor – auch mehr als 24 Stunden nach ihrer Prophezeiung sind noch keine Auswirkungen bekannt. Auf die Vorhersage von Amanda Grace entgegnete Eric Trump in der Sendung schlicht „Yeah“ - „Ja“. Zuvor hatte Trumps Sohn gesagt: „An jedem dunklen Tag ist ein Licht erschienen und seine [Gottes] Hand lag auf meinem Vater und sogar auf unserer gesamten Familie. Wir brauchen Menschen, die wählen gehen“, rief er die Menschen dazu auf, bei der US-Wahl für Trump zu stimmen.
„Sie wollen ihn zerstören“: Eric Trump verbreitet Verschwörungstheorien
An anderer Stelle behauptet Eric: „Sie wollen es auslöschen, sie versuchen nicht einmal, das zu verbergen.“ An andere Stelle stellt er seinen Vater als einen Verfolgten dar und sagt: „Wir haben das wahre Böse bekämpft. Sie haben versucht, sein Leben zu zerstören, sie haben versucht, ihn des Amtes zu erheben, [...] sie haben versucht, ihn umzubringen.“ Eric Trump benennt dabei nie konkret, wenn er mit „sie“ meint, bedient sich damit der beliebten populistischen Rhetorik des „Wir gegen die“-Szenarios. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Sohn des Ex-Präsidenten dabei von den Demokraten spricht. Donald Trump hatte im Jahr 2024 bereits einen Mordanschlag überlebt. Ein weiteres versuchtes Attentat konnte vereitelt werden, bevor der Täter in Trumps unmittelbare Nähe gelangen konnte. Beide Vorfälle wurden von Einzelpersonen verübt.
Neben Trumps Sohn nahm auch Clark Clay, der Organisator der ReAwaken America Tour, an der Sendung am Freitag teil. Dabei handelt es sich um eine rechtsextreme und christlich-nationalistische Bewegung, die unter anderem rechtsextreme Verschwörungserzählungen verbreitet, darunter COVID-19-Fehlinformationen, QAnon- und Weltuntergangsprophezeiungen. Die Zielgruppe scheint die Sendung zu erreichen. In den Kommentaren unter dem Video der angeblichen „Prophetin“ Amanda Grace finden sich viele Kommentare der Zustimmung: „Ich liebe Donald Trump und seine Familie. Ich bete für ihre Sicherheit“, heißt es etwa in einem Beitrag. „Ich bete jeden Morgen und jeden Abend für die Familie Trump“, lautet ein weiterer Kommentar.

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Katholiken als Machtfaktor bei US-Wahl: 52 Millionen Gläubige prägen den US-Wahlkampf
Christen sind die größte Glaubensgemeinschaft in den USA. 141 Millionen US-Amerikaner sind Protestanten, 52 Millionen US-Amerikaner sind Katholiken – und damit jeder fünfte Erwachsene in den USA, wie eine Analyse des Pew Research Centers ergab. In die Karten spielt den Republikanern auch, dass ihr Vizepräsidentschaftskandidat JD Vance vor rund fünf Jahren zum Katholizismus konvertierte. Nach Ansicht von Religionswissenschaftlern strahlt der Katholizismus das Selbstvertrauen einer zwei Jahrtausende alten hierarchischen Institution aus, heißt es in der Washington Post dazu. Und das in einer Zeit, in der so vieles instabil zu sein scheint.
Weiße evangelikale Christen gelten indes als Trumps treuste Wähler: Im Jahr 2020 gaben rund 80 Prozent von ihnen dem Republikaner ihre Stimme. Der Chefredakteur der US-amerikanischen evangelikalen Zeitschrift Christianity Today mahnte unlängst davor, dass sich das evangelikale Christentum zu weit nach rechts bewegt, sodass selbst die Lehren Jesu inzwischen als „schwach“ und „zu links“ gelten. Auch weißer Nationalismus werde in der Bewegung zunehmend toleriert, so seine Kritik weiter. Laut Pew Center Research gaben rund 72 Prozent der befragten Protestanten und 86 Prozent der weißen Evangelikalen an, die Bibel solle Einfluss auf die Gesetzgebung in den USA haben.
Religion um US-Wahlkampf: „Retter“ Trump gegen „Hexe“ Harris
Für manche konservative Christen kommt die US-Wahl dem Kampf zwischen Gut und Böse gleich. Der prominente US-Prediger Lance Wallnau etwa vertritt diese Ansicht. In Donald Trump sieht er den „Retter“, in der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hingegen den „Geist des Okkulten“ – und beschuldigte sie sogar der „Hexerei“. Spätestens seit dem Attentat im Juli gilt Trump vielen seiner religiösen Anhänger nicht nur als Held, sondern gar als „Messias“. Punkten kann die demokratische Präsidentschaftskandidatin allerdings zumindest bei einer christlichen Gruppe in den USA: Unter den schwarzen Protestanten würden einer Umfrage des Pew Research Centers zufolge 86 Prozent der Befragten für Harris stimmen.