Stellenabbau bei großem Autohersteller – Chefin hält an Entscheidung fest
In Deutschland streicht Daimler Truck künftig rund 5.000 Stellen. Die Autohersteller-Chefin macht europäische Regulierungen verantwortlich.
Cleveland – Daimler Truck hat Sparmaßnahmen angekündigt. Der Nutzfahrzeughersteller will in Europa wettbewerbsfähiger und profitabler werden. Bis 2030 sollen in Deutschland rund 5.000 Stellen wegfallen. Das teilte das Unternehmen auf seinem Kapitalmarkttag im US-amerikanischen Charlotte (North Carolina) mit.
Umsatz und Gewinn gingen 2024, aber auch zu Jahresbeginn, zurück. Bei Mercedes-Benz Trucks fiel das Minus in beiden Fällen besonders deutlich aus. Im ersten Quartal sank der Umsatz um 15 Prozent, der operative Gewinn um fast die Hälfte. In anderen Sparten läuft es für den Konzern aus Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart hingegen besser.
Mit Blick auf die eigenen Sparmaßnahmen sieht Karin Radström, Chefin von Daimler Truck, Handlungsbedarf bei den europäischen Ländern. Diese müssen „wettbewerbsfähige Bedingungen“ schaffen.
Daimler Truck streicht 5.000 Stellen: Chefin macht EU-Regulierungen verantwortlich
Der Abbau von 14 Prozent der deutschen Belegschaft sei aber kein Misstrauensvotum. „Wir ziehen uns nicht aus Deutschland zurück, im Gegenteil. Wir sind und bleiben ein deutsches Unternehmen mit 30.000 Mitarbeitern hierzulande – in Ulm, Stuttgart, Gaggenau, Wörth, Kassel, Mannheim und Berlin“, so Radström gegenüber dem Handelsblatt. Daimler Truck habe nicht angekündigt, Standorte aufzugeben.
Der Stellenabbau in der Automobilindustrie sei ein europäisches Thema. „Wir müssen wirklich darüber nachdenken, wie wir Europa in Zukunft wettbewerbsfähig halten. Wir sind mit der Politik mehr im Dialog darüber als noch bei meinem Eintritt bei Daimler Truck im Jahr 2021, was ich positiv finde“, erklärte die Daimler-Truck-Chefin. Sie fordert konkret eine Vereinfachung der Vorschriften – „wir arbeiten in einer der am stärksten regulierten Branchen Europas.“
Wichtig sei laut Radström der Ausbau der Infrastruktur für Elektro- und Wasserstofffahrzeuge. Dafür brauche es mehr Investitionen.

Sparmaßnahmen bei Autohersteller: Geringe Nachfrage in Europa
Das schwache Wirtschaftsumfeld in Europa und insbesondere in Deutschland bremst das Dax-Unternehmen seit längerem aus. Konzernweit ging der Absatz 2024 um zwölf Prozent zurück, im ersten Halbjahr 2025 um knapp sieben. Bei Mercedes-Benz Trucks fiel das Minus deutlich stärker aus. Sowohl 2024 als auch zu Jahresbeginn verkaufte die Marke deutlich weniger Lkw. Im zweiten Quartal stabilisierte sich der Absatz etwas.
Lange hatte Daimler Truck vom Bestellboom der Speditionen nach der Corona-Pandemie gezehrt. Probleme gab es nicht mit der Nachfrage, sondern vor allem mit der Versorgung mit Teilen wie Elektronikchips. Hinzu kamen teils deutlich gestiegene Energie- und Frachtkosten. Seit einiger Zeit hat sich das Bild aber gewandelt: Viele Speditionen warten ab - und bestellen gerade keine neuen Lastwagen. Der Auftragseingang ging im ersten Quartal erneut zurück.
„Sparen allein ist keine Strategie“: Betriebsrat kritisiert drastischen Stellenabbau
Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht kritisierte nun die Höhe des geplanten Abbaus: „Die Kommunikation des Unternehmens hat uns überrascht.“ In den Verhandlungen habe man nicht über eine konkrete Zahl von abzubauenden Stellen gesprochen und auch nichts dergleichen vereinbart. „Es ist ärgerlich, dass durch den Wunsch, dem Kapitalmarkt zu gefallen, die Kolleginnen und Kollegen nur unnötig verunsichert werden“, teilte Brecht weiter mit.
Auch der Betriebsrat wolle ein wettbewerbsfähiges Unternehmen. Allerdings sei Sparen allein keine Strategie. Brecht: „Wir brauchen gute Produkte und eine klare Wachstumsstrategie, um in Zukunft erfolgreich zu sein.“ (dpa/hk)