Verbrenner-Aus: EU prüft Pläne – was das für Autobauer bedeutet

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Die EU will die Abgasvorschriften für Autohersteller lockern und damit Strafzahlungen vermeiden. Auch das Verbrenner-Aus könnte gelockert werden.

Brüssel – Die Europäische Union plante bisher, ab 2035 keine neuen Autos mehr zuzulassen, die CO₂ ausstoßen. Doch dieses sogenannte Verbrenner-Verbot ist umstritten – sowohl bei den Autoherstellern als auch in der Bevölkerung.

Verbrenner-Aus ist unbeliebt: Hälfte der Verbraucher fordert Abschaffung oder Verschiebung

Viele Hersteller haben angesichts dieser Regelung frühzeitig darauf gesetzt, den Anteil von Elektroautos am Gesamtabsatz stark zu erhöhen, einige wollten sogar ganz aus der Verbrenner-Produktion aussteigen. Nur wenige wie BMW verfolgten eine technologieoffene Strategie. Die Folge: Angesichts des schleppenden Absatzes von Elektroautos mussten viele Autohersteller, darunter Mercedes, ihre Antriebsstrategien anpassen.

Auch in der Bevölkerung ist der Abschied vom Verbrennungsmotor nicht populär. In einer Umfrage von Autoscout24 in Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich sprach sich mehr als die Hälfte der Befragten dafür aus, das geplante Zulassungsverbot für neue CO2-emittierende Diesel, Benziner und Hybride zu kippen.

Dichter Verkehr auf der Autobahn
In der EU neu zugelassene Fahrzeuge dürfen ab 2035 kein CO₂ mehr ausstoßen – das kommt quasi einem Verbrenner-Verbot gleich. (Symbolbild) © Panthermedia/Imago

Verbrenner-Aus könnte aufgeweicht werden: Kommen Ausnahmen für Plugin-Hybride und E-Fuel?

Bleibt es bei dem Verbrenner-Aus in seiner bisherigen Ausgestaltung, wäre ein Großteil des aktuellen Fahrzeugangebots von dem Verbot betroffen. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland laut Kraftfahrt-Bundesamt 380.609 Pkw mit reinem Elektroantrieb neu zugelassen, was einem Anteil von 13,5 Prozent aller Neuzulassungen entspricht. Rechnet man die mit Wasserstoff (H2) betriebenen Elektroautos hinzu, die auch nach 2035 neu zugelassen werden dürfen, würde sich dieser Anteil leicht erhöhen. Wie hoch dieser Anteil in zehn Jahren sein wird, ist jedoch offen.

Diese Entwicklungen haben offenbar dazu geführt, dass auch in Brüssel die bisherige Strategie überdacht wird. Die EU-Kommission überprüft das Aus für den Verbrennungsmotor nun bereits in diesem Jahr und nicht wie bisher geplant erst 2026. Laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) soll dabei keine Technologie von vornherein ausgeschlossen werden.

Viele setzen ihre Hoffnung darauf, dass Autos, die mit alternativen Kraftstoffen, sogenannten E-Fuels, betrieben werden, auch nach 2035 neu zugelassen werden dürfen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) fordert auch Ausnahmen für Plugin-Hybride.

EU will Abgasvorschriften für Autobauer lockern: Hersteller bleiben vorerst von Strafzahlungen verschont

Auch bei den Klima-Strafzahlungen soll sich etwas tun. Die EU schreibt den Herstellern vor, wie viel Kohlendioxid ihre verkauften Neuwagen im Schnitt maximal ausstoßen dürfen. Für die Unternehmen gelten individuelle Werte, die in diesem Jahr gesunken sind und eben ab 2035 bei null liegen sollen. Werden diese Abgasziele nicht erfüllt, sind Strafen vorgesehen, die in die Milliarden gehen können. Angesichts des schwachen Absatzes von Elektroautos haben Volkswagen oder Renault aber Probleme, die verschärften Abgasziele zu erreichen.

Um drohende Strafen zu vermeiden, sollen die Autohersteller den CO2-Ausstoß ihrer Neuwagen aus dem laufenden Jahr mit den Werten der kommenden zwei Jahre verrechnen können. Wer also in diesem Jahr die Grenzwerte verfehlt, könnte dies in den Jahren 2026 und 2027 ausgleichen.

Dazu will die Kommission in den kommenden Wochen eine Gesetzesänderung vorschlagen, über die dann das Europaparlament und der Rat der 27 EU-Staaten verhandeln müssen.

Aufweichung des Verbrenner-Verbots: Autofahren wird trotzdem teurer werden

Sollte die EU das Verbrennungsverbot tatsächlich aufweichen, könnten die Hersteller wieder mehr in neue Hybridmodelle oder sparsame Benziner investieren. Autokäufer hätten dann eine größere Auswahl an Antriebsarten.

Doch ein weiterer Wermutstropfen zeichnet sich bereits ab. Ab 2027 wird der Verkehr in den EU-weiten Emissionshandel einbezogen, so dass ab diesem Zeitpunkt mit steigenden Benzin- und Dieselpreisen zu rechnen ist.

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