„Bosch muss kämpfen“: Tausende Stellen werden gestrichen – Autozulieferer rutscht in tiefe Krise

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Bosch hatte erst im Dezember angekündigt, einen Stellenabbau von bis zu 1500 Jobs in der Antriebssparte zu erwägen. © Marijan Murat/dpa

Bosch muss Tausende von Stellen im Automobilsektor streichen. Aber auch in anderen Bereichen des Unternehmens könnte es besser laufen. So äußert sich Unternehmenschef Stefan Harting.

Gerlingen - Der Autozulieferer Bosch streicht in diesem Jahr Tausende an Arbeitsstellen. Die Transformation hin zum Elektroauto läuft auch für den deutschen Giganten mit Sitz in Gerlingen, nahe Stuttgart, nicht reibungslos. In einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) erzählt Unternehmenschef Stefan Hartung, wie das Unternehmen in Zukunft wachsen will - und an welchen Stellen es gerade hapert. Dabei will Bosch, um jeden Zentimeter Wachstumsspielraum kämpfen.

Nachfrageprobleme in allen Segmenten von Bosch

Insgesamt plant Bosch, 3200 Stellen im Automobilbereich zu streichen, wobei allein in der Antriebssparte in Deutschland 1500 Stellen betroffen sind. Die Umstellung vom Verbrennungsmotor zum Elektroauto verläuft rückläufig, da laut Hartung immer mehr Menschen eher einen Hybridwagen als ein rein elektrisches Fahrzeug bevorzugen. Zudem ist die weltweite Nachfrage nach Autos insgesamt gesunken.

Experten zufolge war bereits vor einigen Jahren prognostiziert worden, dass die Transformation zum Elektroauto etwa 20 Prozent der Arbeitsplätze kosten würde. In Anbetracht der weltweit etwa 429.400 Mitarbeiter bei Bosch wird der Stellenabbau jedoch als vergleichsweise geringfügig beschrieben, wie es in einem Bericht der Tagesschau heißt.

Aber nicht nur die Automobilbranche leidet bei Bosch unter mangelnder Nachfrage. Auch im Werkzeug- und Haushaltsgeräte-Sektor plant das Unternehmen, weitere hundert Stellen abzubauen. „Unser Unternehmen ist sehr bewusst breit aufgestellt über viele Produkte und Märkte“, erklärt Hartung im FAZ-Interview, „aber derzeit gibt es fast überall Nachfrageprobleme.“ Ein Beispiel ist die Übernachfrage nach Wärmepumpen bei Bosch im Jahr 2023, die bereits einen Rückgang der Nachfrage für 2024 vorhersehbar machte.

Bosch will weiter wachsen, auch international

Hartung kann nicht garantieren, dass in Zukunft keine weiteren Stellen gestrichen werden. Langfristig betrachtet er jedoch das Elektroauto als ein vielversprechendes Geschäftsfeld für Bosch. Besonders die Leistungselektronik, Motoren und Achsen sind hierbei entscheidend. Denn, weltweit erwartet das Unternehmen, dass bis 2023 jedes dritte Fahrzeug rein elektrisch sein wird und bis 2035 jedes zweite.

Insgesamt strebt Bosch in diesem Jahr eine Rendite von fünf bis sieben Prozent an. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse das Unternehmen laut Hartung jedoch weiter kämpfen und „jeden Zentimeter Raum erarbeiten, um zu wachsen.“ Bosch wird sich dabei nicht nur auf den deutschen Markt verlassen können, sondern auch international expandieren müssen. So investiert das Unternehmen rund eine Milliarde Euro in ein Entwicklungszentrum in China, und in Tschechien entsteht derzeit ein neuer Standort für Elektromobilität.

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