Daimler-Chefin bestätigt Stellenabbau in Deutschland - „es geht nicht ohne“

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Lkw-Bauer Daimler Truck hat bereits ein Effizienzprogramm ausgerufen, mit dem Kosten eingespart werden sollen. Laut Konzernchefin Karin Rådström geht das nicht ohne einen Personalabbau.

Leinfelden-Echterdingen - Von der derzeitigen Krise der Industrie sind nicht nur die Automobil-, sondern auch die Nutzfahrzeugbauer massiv betroffen. Der US-Konzern Nikola hat beispielsweise jüngst Insolvenz angemeldet, was auch Auswirkungen auf deutsche Zulieferer haben dürfte. Beim nach eigenen Angaben weltweit größten Nutzfahrzeug-Hersteller Daimler Truck, mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart (Baden-Württemberg), löste ein Effizienzprogramm zur Kostenreduktion bereits die Sorge vor einem Stellenabbau und von möglichen Verlagerungen hervor.

Der Konzern, der aus der Aufspaltung der Daimler AG entstanden ist, will konkret bis 2026 mindestens eine Milliarde Euro an Kosten einsparen, was vor allem Deutschland treffen soll. In einem aktuellen Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (faz) bestätigte Konzernchefin Karin Rådström, die den Posten im vergangenen Jahr von Vorgänger Martin Daum übernommen hatte, dass diese Sparmaßnahmen nicht ohne einen Personalabbau umgesetzt werden könnten. Auch bei Mercedes-Benz steht ein umfassender Stellenabbau im Raum, Insider sprechen bereits von 20.000 Arbeitsplätzen, die auf dem Spiel stehen.

Daimler Truck: Chefin bestätigt Stellenabbau - schließt betriebsbedingte Kündigungen aber aus

In dem Gespräch betonte die schwedische Vorstandsvorsitzende, dass für die Kosteneinsparung von mindestens einer Milliarde Euro alle Kosten auf den Prüfstand gestellt werden. „Materialkosten, variable Kosten, aber auch Personal­kosten“, präzisierte Rådström. Wie hoch der Anteil sein wird, der auf die Personalkosten entfällt, konnte sie zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen, da die Gespräche mit dem Betriebsrat erst jetzt anlaufen. Allerdings machte die Daimler-Chefin auch kein Geheimnis daraus, dass es einen Personalabbau geben wird. „Wenn man eine Milliarde Euro an Kosten einsparen will, dann geht das nicht ohne Arbeitsplatzabbau“, machte sie deutlich.

Name Daimler Truck Holding AG
Gründung 12. April 2021 (aus der Aufspaltung der Daimler AG)
Sitz Leinfelden-Echterdingen, Baden-Württemberg
Branche Nutzfahrzeuge, Busse
Mitarbeiter 104.416 (Ende 2023)
Umsatz 55,9 Milliarden Euro (2023)

Obwohl die Gespräche über konkrete Maßnahmen mit den Arbeitnehmervertretern demnach erst angelaufen sind, schließt Rådström im Interview mit der faz betriebsbedingte Kündigungen aus. Das hat wohl auch den Hintergrund, dass im Jahr 2020 sowohl für die deutschen Standorte von Mercedes-Benz als auch von Daimler Truck eine Zukunftssicherung (ZuSi) beschlossen wurde, die betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2030 ausschließt. Der Stellenabbau, dessen Umfang die Konzernchefin noch nicht einschätzen kann oder will, wird demnach sozial verträglich erfolgen müssen. Mercedes-Betriebsratschef Ergun Lümali fordert seit einiger Zeit, die Zukunftssicherung über 2030 hinaus zu verlängern.

Daimler Truck-Chefin Karin Rådström (links) bestätigt einen Personalabbau, schließt direkte Kündigungen aber aus. © Uli Deck/dpa & Daimler Truck AG

Daimler-Truck-Chefin schließt auch Werkschließungen nicht aus - „müssen jeden Standort für sich anschauen“

In der aktuellen Wirtschaftslage stellen viele Unternehmen nicht nur die genannten Kosten, sondern sogar ganze Standorte auf den Prüfstand. In einer Mitteilung vom 20. Februar erklärte Autokonzern Mercedes-Benz, dass im Rahmen des Effizienzprogramms „Next Level Performance“ keine Schließung von deutschen Werken geplant sei. Beim Nutzfahrzeughersteller mit Stern ist das aber nicht so eindeutig ausgeschlossen. Auf die Frage der faz, ob Daimler Truck Fabrikschließungen ausschließen könne, antwortete Karin Rådström: „Wir müssen uns jeden Standort für sich anschauen.“ Zuletzt hatte ein Autozulieferer aus Baden-Württemberg das Ende eines deutschen Standorts besiegelt.

Auch interessant

Kommentare