LKW-Bauer ist insolvent: Nach dem Hype folgte der Skandal – und jetzt die Pleite
Ein Lastwagenbauer stellt sein Geschäft ein. Ein Insolvenzantrag soll die Rettung bringen. Bosch ist einer der Hauptgläubiger.
Phoenix – Der Elektro-Lastwagenhersteller Nikola hat nach einem langen Kampf um das Überleben ein Insolvenzverfahren in den USA eingeleitet, um sich vor seinen Gläubigern zu schützen. Nikola plant, seine Unternehmenswerte zu veräußern und den Geschäftsbetrieb einzustellen.
In dem Insolvenzantrag wird der deutsche Autozulieferer Bosch als drittgrößter Gläubiger genannt, dem Nikola 13,3 Millionen Dollar schuldet.
LKW-Bauer Nikola ist insolvent: Betrugs-Skandal machte Unternehmen zu schaffen
Vor etwa zehn Jahren begann der Tesla-Konkurrent Nikola mit dem Vorhaben, Lastwagen mit Brennstoffzellen- und Batterieantrieb zu entwickeln. Das Ansehen des Unternehmens wurde jedoch durch die Verurteilung des Gründers Trevor Milton im Jahr 2022 wegen Betrugs stark beeinträchtigt. Eine US-Jury befand ihn für schuldig, falsche Informationen über den Entwicklungsstand der Nikola-Technologie verbreitet zu haben. Zu den Anschuldigungen gehörte auch, dass Nikola 2017 einen Lastwagen einen Hügel hinunterrollen ließ, um ihn in einem Video in Bewegung zu zeigen.
LKW-Hersteller insolvent: Einstiger Wunderkind kommt unter die Räder
Obwohl Nikola kürzlich Sattelschlepper auslieferte, reichten die Verkaufszahlen nicht aus, um ein tragfähiges Geschäft zu sichern. Im dritten Quartal des vergangenen Jahres wurden 88 Brennstoffzellen-Lkw an Händler geliefert. Nach einem Rückruf aufgrund von Brandgefahr kehrten bis dahin 78 batteriebetriebene Fahrzeuge auf die Straße zurück. In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 verzeichnete Nikola einen Verlust von über 800 Millionen Dollar bei einem Umsatz von rund 24 Millionen Dollar.
Im Jahr 2020 ging Nikola an die Börse und erreichte in der Hochphase der Elektroauto-Begeisterung einen Wert von rund 29 Milliarden Dollar. Mittlerweile ist der Börsenwert auf unter 40 Millionen Dollar gesunken. In Europa plante Nikola zeitweise, gemeinsam mit Iveco Elektro-Lastwagen zu produzieren. Nach dem Rückzug von Nikola aus Europa im Jahr 2023 übernahm Iveco die Produktion vollständig. (rjs mit dpa)