Kampf gegen Putin: Ukraine rüstet mit frischer Munition und neuen Fahrzeuge auf
Ohne weitere US-Hilfen kann sich die Ukraine nicht dauerhaft verteidigen. Der Munitionsmangel hat bereits Einfluss auf das Geschehen an der Front – doch neue Lieferungen stehen bald an.
Kiew – Artilleriemunition der Ukraine ist knapp: Die EU schaffte es zuletzt nicht, bis März wie versprochen eine Million Schuss zu liefern – gleichzeitig hängen weitere US-Militärhilfen im Kongress fest. Doch nun kommt offenbar Bewegung in die Sache. Umfangreicher Munitionsnachschub ist auf dem Weg und Kiews Truppen bereiten die Geschütze vor.
Wettlauf gegen die Zeit im Kampf gegen Putin: Ukraine erwartet Munitionslieferungen
Nachdem die EU trotz vollmundiger Versprechen nur rund ein Drittel der angekündigten Munition liefern konnte, startete Tschechien im Februar eine Initiative, um 800.000 Artilleriegeschosse für die Ukraine zu beschaffen. Die Granaten sollen vor allem aus Staaten außerhalb der EU kommen. Die erste Lieferung der tschechischen Initiative soll laut der Nachrichtenagentur Reuters im Juni eingehen. Verspätet, aber immerhin, trudelte in der Zwischenzeit auch die noch fehlende EU-Munition in der Ukraine ein, wie Forbes berichtete.
Höchste Zeit: „Wenn man 8.000 Schuss pro Tag braucht, um die Frontlinie zu verteidigen, aber nur 2.000 Schuss zur Verfügung hat, muss man weniger tun“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj jüngst in einem Interview mit der Washington Post. Das bedeute einen schrittweisen Rückzug, führte der Präsident weiter aus. Ohne Unterstützung aus den USA könne die Ukraine ihr Territorium nicht verteidigen, warnte der Präsident. Doch dank Europas Initiative haben Kiews Truppen in Kürze zumindest vorerst wieder reichlich Artilleriemunition – und die ukrainische Armee bereitet sich darauf vor.
Zerstörte Haubitzen im Ukraine-Krieg: Ukraine arbeitet fieberhaft und bekommt neue Fahrzeuge für die Front
Ukrainische Truppen erwarten Munitionslieferungen und bereiten ihre Waffen entsprechend vor: Von insgesamt 190 M777-Haubitzen wurden im Laufe des Ukraine-Kriegs bislang 44 zerstört und 38 beschädigt. Die Waffen sollen nun im Inland und mit ukrainischen Ersatzteilen repariert werden. „Wir haben die Produktion einiger dieser Teile hier in der Ukraine aufgebaut“, sagte General Oleksandr Syrskyi, der neue Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, wie Forbes berichtete. „Insbesondere werden bei der Wiederherstellung jeder Einheit dieser Haubitze 40 Prozent der Teile und Ersatzteile verwendet, die für den Bedarf der ukrainischen Streitkräfte in inländischen Unternehmen hergestellt werden.“, so Syrskyi weiter.
Die Reparatur im Inland gilt als Meilenstein, denn bei der Verschickung beschädigter Panzer oder Geschütze ins Ausland entstehen oft lange Verzögerungen. Gute Nachrichten kommen auch aus Frankreich: Paris will der Ukraine im Rahmen eines neuen Hilfspakets Hunderte alter, aber „noch funktionsfähigen“ Radpanzer des Typs VAB sowie Raketen für das Flugabwehrsystem Samp/T zur Verfügung stellen, wie die französische Zeitung La Tribune am Sonntag berichtete. „Hunderte“ der Militärfahrzeuge sollen noch in diesem Jahr und zu Beginn des kommenden Jahres geliefert werden, hieß es.
Wendepunkt im Ukraine-Krieg? Warten auf die Entscheidung des US-Kongresses
All das scheint im Vergleich zum größten Problem der Ukraine allerdings eine Randnotiz: Noch immer verzögern sich weitere US-Militärhilfen. Der US-Kongress will im April erneut über weitere Unterstützung Kiews beraten, die zuletzt von den Republikanern blockiert wurde. Insbesondere Trump-Anhänger unter den Republikanern wollen die Hilfen an Kiew stoppen. Experten und auch die Ukraine selbst sind sich einig: Ohne die Unterstützung der USA wird Wladimir Putin den Krieg gewinnen.
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Der Berater des ukrainischen Präsidenten, Mikhailo Podolyak, gab sich trotz des Widerstands der „Trumpisten“ optimistisch, dass die USA die Hilfen auch im Falle einer Wiederwahl Donald Trumps aus wirtschaftlichen Gründen fortführen würden. „Der amerikanische militärisch-industrielle Komplex ist unter anderem ein wichtiger Geldgeber für die politischen Parteien Amerikas, und Verkäufe bedeuten Arbeitsplätze und Gewinne“, so Podolyak in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit Politico.