Seit einem Monat kein Lebenszeichen: Wo ist Putins Top-General Gerasimov?
Seit genau einem Monat wurde der Oberbefehlshaber der russischen Truppen im Krieg gegen die Ukraine, General Valeriy Gerasimov, nicht mehr gesehen. Gerüchte über seinen Tod machen die Runde.
Moskau – Valeriy Gerasimov als Generalstabschef der russischen Streitkräfte und Verteidigungsminister Sergej Shoigu sind die beiden ranghöchsten Militärs in Putins Regime. Dass eine derart hochgestellte und damit exponierte Persönlichkeit einen Monat weder gesehen noch gehört wird, ist äußerst ungewöhnlich. Im Fall von Gerasimov ist sein letztes Lebenszeichen aber am Montag (29.01.2024) tatsächlich genau 31 Tage alt.
Am 29. Dezember 2023 verlieh General Gerasimov bei seinem letzten dokumentierten Auftritt mehreren russischen Soldaten Ehrenmedaillen für ihre Leistungen im Kampf um die Stadt Marinka in der Region Donetsk. Danach verliert sich Gerasimovs Spur, obwohl die Kämpfe in der Ukraine in den letzten Wochen heftig und für Russland besonders verlustreich waren. Selbst den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Befreiung St. Petersburgs aus der Blockade der Nazis blieb Gerasimov fern – im Gegensatz zu Machthaber Wladimir Putin.
Putins Top-General verschwunden: Wo war Valeriy Gerasimov am 4. Januar?
Auf verschiedenen Telegram-Channels wird nun spekuliert, dass dies mit dem 4. Januar 2024 zusammenhängen könnte. An dem Tag gelang der Ukraine ein besonders heftiger Schlag gegen russische Militäreinrichtungen auf der Krim. Das Verteidigungssystem der besetzten Halbinsel wurde schwer beschädigt und dort stationierte, aus dem Iran gelieferte Schahed-Drohnen zerstört. Außerdem wurde ein Kommandoposten der russischen Besatzungstruppen in der Nähe von Sewastopol getroffen.
In genau jedem Kommandoposten soll sich Valeriy Gerasimov zum Zeitpunkt des Angriffs aufgehalten haben. Entsprechende Gerüchte machten bereits Anfang Januar die Runde. Visegrád24 vermeldete unmittelbar nach dem Raketenbeschuss durch die Ukraine auf X (ehemals Twitter), dass Putins wichtigster General bei dem Angriff getötet worden sei. Belegt werden konnte diese Aussage jedoch nicht und mehrere russische Kriegsblogger beeilten sich, das Gerücht als Lüge abzutun.
Experte: „Fange an zu glauben, dass Gerasimov tot sein könnte“
Auch seitdem sind keine Beweise für einen Tod Gerasimovs aufgetaucht. Doch immer mehr Beobachter fragen sich aufgrund der langen Abwesenheit des Generals, ob dieser vielleicht doch tödlich verwundet wurde. So twitterte der Verteidigungsexperte Dr. Jan Kallberg am 24. Januar: „Tag 26: Ich fange an zu glauben, dass General Gerasimov tatsächlich tot sein könnte.“
Und der dänische Analyst Jacob Kaarsbo von „Think Tank Europe“ sagte gegenüber der norwegischen Tageszeitung VG: „Es ist schwer zu sagen. Was dafür spricht, dass er tot sein könnte, ist, dass es Anfang Januar einen Angriff dort auf der Krim gab, wo er sich aufhielt. Andererseits gab es auch in der Vergangenheit schon Gerüchte über den Tod von hochrangigen russischen Personen, die sich als falsch herausstellten.“
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Der Fall Gerasimov erinnert an den des Kommandanten der Schwarzmeerflotte, Viktor Sokolov. Der wurde Gerüchten zufolge bei einem ukrainischen Angriff am 25. September 2023 getötet. Russland versuchte diese Gerüchte durch zwei Videos zu widerlegen, doch mittlerweile wird angezweifelt, dass die Aufnahmen tatsächlich nach dem 25. September entstanden. Denn abseits der undatierten Filmschnipsel wurde der General seit jenem Tag vor gut vier Monaten nicht mehr gesehen.