„Vollkatastrophe“, „Schuldenknechtschaft“: Experte sieht massiven Denkfehler im Zank zwischen Trump und Musk

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Einst Best Buddys, jetzt Erzfeinde: Elon Musk und Donald Trump liefern sich einen Machtkampf. Kann Musk die politische Landschaft der USA erschüttern?

Es hat schon etwas von Reality-TV. Und ein bisschen mag man an den öffentlich ausgewalzten Rosenkrieg zwischen den Hollywoodstars Johnny Depp und Amber Heard denken: Auch Donald Trump und Elon Musk zerreißen sich jetzt gegenseitig vor den Augen der Welt. Nur dass der bizarre Streit zwischen zwei der mächtigsten Männer der Welt – anders als bei Heard vs. Depp – das Schicksal eines ganzen Landes beeinflussen könnte. Denn Musk will das über Jahrhunderte gewachsene Partei-System der USA sprengen.

Klar ist: Aus den einstigen Best Buddys sind Feinde geworden. Trump hat Musk als Berater recht grob aus dem Regierungsumfeld verstoßen – und der Geschasste will nun kurzerhand seine eigene Partei gründen, um Trump eins auszuwischen. Mäßig origineller Name: die „Amerika-Partei“. Trump nannte die politischen Ambitionen „lächerlich“, Musk verkomme zu einer „Vollkatastrophe“.

Musk vs. Trump: „Vollkatastrophe“ und „Schuldenknechtschaft“

Musk will nach eigener Aussage nicht weniger, als den US-Bürgern „ihre Freiheit zurückzugeben“. „Wenn es darum geht, unser Land mit Verschwendung und Korruption in den Bankrott zu treiben, leben wir in einem Ein-Parteien-System, nicht in einer Demokratie“, schrieb der Multimilliardär auf seiner Social-Media-Plattform X. Ob Demokraten oder Republikaner – alles dasselbe, will Musk wohl sagen. Trumps gerade verabschiedetes und viel kritisiertes Steuerprogramm „One Big Beautiful Bill“ nennt Musk „Schuldenknechtschaftsgesetz“.

Nur: Wie ernstzunehmen sind Musks Ambitionen? „Es ist fraglich, ob seine Partei über Musks Fanbasis hinaus Wähler mobilisieren kann“, sagt der Politikwissenschaftler und renommierte US-Kenner Josef Braml,  Europa-Direktor der einflussreichen Denkfabrik Trilateral Commission im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau von IPPEN.MEDIA.

Um Trump eins auszuwischen: Wie ernstzunehmen ist die neue Musk-Partei?

Musks Fanbasis ist in letzter Zeit deutlich geschrumpft und US-Präsident kann Musk nicht werden, weil er in Südafrika geboren wurde. Und doch hat der Tech-Milliardär schon eine Strategie entwickelt, mit der er seine Partei mächtig machen will. „Eine Möglichkeit wäre, sich gezielt auf zwei oder drei Senatssitze und acht bis zehn Wahlkreise zu konzentrieren“, schrieb Musk auf X.

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Braml bezweifelt, dass Elon Musk Erfolg haben wird. Denn in einem „Winner-takes-it-all“-System wie dem Mehrheitswahlrecht in den USA hätten es dritte Parteien schwer, Fuß zu fassen. „Das liegt an der Art und Weise, wie dort Stimmen in Mandate umgewandelt werden. Nur die stärkste Partei in einem Wahlkreis gewinnt den Sitz, während alle anderen leer ausgehen“, erklärt Braml. Neue und potenziell kleine Parteien hätten es deshalb enorm schwer, Ressourcen und Personal zu bekommen, weil sie wenig bis gar keine Chancen auf Mandate hätten.

Reichweite von Elon Musk „ersetzt keine Kampagnenführung“

Der Tesla-Chef, zu dessen Konzerngeflecht auch die Plattform X gehört, verfüge zwar über eine gigantische mediale Reichweite und vor allem Geld, habe aber schlicht keine fundierte Politik-Erfahrung. „Damit kann man vielleicht Aufmerksamkeit generieren, aber es ersetzt nun einmal keine strategische Kampagnenführung“, sagt Braml. Überdies benötige Musk für seinen Plan geeignete Kandidaten mit persönlichem Bezug zum jeweiligen Wahlkreis und Graswurzelorganisationen, die Wähler mobilisieren.

Zwar habe Musk sogar Recht mit seiner Behauptung, dass es für die finanzielle Verfasstheit der USA keinen großen Unterschied mache, welche der beiden großen US-Parteien gerade an der Macht ist. „Sowohl Republikaner als auch Demokraten sind gleichermaßen für die Schulden verantwortlich“, so Braml. Aber: Musk unterschätze offenbar seine persönliche Bedeutung. „Er denkt, dass Trump ohne seine finanzielle Unterstützung nicht erneut Präsident geworden wäre. Allerdings verkennt er völlig, dass Trumps Wahlkampfführung ihm zum Wahlsieg verholfen hat. Und nicht die opportunistischen Tech-Milliardäre, die sich ihm angeschlossen haben, als Trumps Erfolg längst offensichtlich geworden war.“

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