Exporte gefährdet - Bundesbank warnt vor Trumps Strafzöllen und sieht Milliarden-Risiken

Die Bundesbank warnt vor schweren Schäden für die deutsche Wirtschaft, sollte US-Präsident Donald Trump seine Zolldrohungen aus dem Wahlkampf wahr machen. Ein Abschottungskurs der USA unter Trump würde die Exportnation Deutschland besonders treffen und „erhebliche Risiken für das Wirtschaftswachstum“ mit sich bringen, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel in Frankfurt.

Deutsche Wirtschaftsleistung könnte um 1,5 Prozent sinken

So könnte die deutsche Wirtschaftsleistung im Jahr 2027 nach Modellrechnungen um fast 1,5 Prozentpunkte niedriger ausfallen als bisher prognostiziert. „Auch die Inflation könnte angefacht werden, wenngleich das Ausmaß sehr unsicher ist.“ Es handle sich um ein hypothetisches Szenario, betonte Nagel.

Nach Angaben von Statista lag die bundesdeutsche Wirtschaftsleistung im Jahr 2024 bei 4.3064 Billionen Euro. 1,5 Prozent davon entspricht einem Wert von gut 73 Milliarden Euro. Diese Wirtschaftsleistung könnten Donald Trumps Strafzölle gefährden.

Konjunktur lahmt bereits seit langem

Neue Zölle unter Trump gelten als größtes Risiko für die deutsche Wirtschaft, die bereits zwei Jahre in Folge geschrumpft ist. Für dieses Jahr erwarten die Bundesregierung und führende Ökonomen allenfalls ein Mini-Wachstum. Schon im November hatte Nagel gewarnt, Trumps Zolloffensive könne Deutschland ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts kosten. Die USA sind der wichtigste Handelspartner für Deutschland. 

Golf GTI
Pkw sind Deutschlands wichtigstes Wirtschaftsgut, dass in die USA ausgeführt wird. Gettyimages

Pkw sind wichtiges deutsches Ausfuhrgut in die USA

Nach Angaben von Statista exportierte Deutschland im Jahr 2023 Güter für Dutzende Milliarden Euro in die USA. Die Rangliste der wichtigsten Wirtschaftsgüter, die Deutschland in die USA lieferte:

  • Pkw (23,4 Milliarden Euro)
  • medizinische und pharmazeutische Produkte (14,12 Milliarden Euro)
  • Medikamente (11,85 Milliarden Euro)
  • Kraftfahrzeugteile und -zugehör (6,96 Milliarden Euro)
  • andere Maschinen, Apparate und Geräte (4,68 Milliarden Euro)

Macht Trump seine Zoll-Ankündigungen wahr?

In ihrer Rechnung legt die Bundesbank die Wahlkampf-Ankündigungen Trumps zugrunde: Für Importe aus China würden die Zölle demnach auf 60 Prozent steigen, während Produkte aus Deutschland und anderen Ländern mit einem Zollsatz von 10 Prozent belegt würden. 

Bisher hat die US-Regierung zusätzliche Zölle von zehn Prozent auf chinesische Waren umgesetzt. Zölle von 25 Prozent auf Aluminium und Stahl wurden für März angekündigt, Zölle in gleicher Höhe gegen Mexiko und Kanada stehen im Raum. 

Zudem hat Trump kürzlich eine Anordnung unterschrieben, wonach überall dort Zölle angehoben werden sollen, wo die USA derzeit weniger verlangen als ihre Handelspartner. Er stellte weitere Zoll-Ankündigungen in Aussicht, etwa mit Blick auf Autos, Computer-Chips und Pharmazeutika. 

Neben US-Zollerhöhungen berücksichtigte die Bundesbank weitere angekündigte Maßnahmen wie Steuerentlastungen und eine groß angelegte Abschiebung von Einwanderern in den USA. Zudem ging sie davon aus, dass Handelspartner mit Vergeltungszöllen reagieren - so, wie es die EU angekündigt hat. 

Strafzölle träfen auch die USA selbst

Fazit der Bundesbank-Studie: „Die deutsche Wirtschaft würde erheblich unter einem solchen Politikschwenk leiden“, sagte Nagel. Eine Abwertung des Euro könne zwar die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exporteure stärken. Aber das reiche nicht, um die negativen Effekte zu kompensieren. 

Die USA würden ebenfalls unter neuen Zöllen leiden, sagte Nagel. „Kaufkraftverluste und erhöhte Kosten für Vorleistungen wiegen schwerer als etwaige Wettbewerbsvorteile für die US-Industrie.“ Auch die Inflationsrate würde kräftig steigen. „Anders als von der Regierung angekündigt, sollten die Folgen der Zölle für die USA somit negativ sein.“

(mit dpa)