Elon Musk unter Druck - Tesla kämpft um Kunden, E-Auto-Konkurrent BMW holt auf

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    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
VCG via Getty Images Der i7 von BMW auf einer chinesischen Automette.
Montag, 17.02.2025, 07:10

Der E-Auto-Vorreiter Tesla tritt kräftig auf die Bremse. Dagegen starten chinesische und europäische Hersteller durch. Warum BMW, Stellantis und BYD den US-Rivalen bald überholen könnten.

Das Jahr 2020 war für alle eine schwierige Zeit. Ein bis dato unbekanntes Virus begann seinen Siegeszug um die Welt und löste nebenbei den schnellsten Börsencrash der Geschichte aus: In nur 28 Tagen büßte der Dax 39 Prozent seines Werts ein. Ein unerwartet gutes Jahr war es dagegen für den US-amerikanischen E-Autohersteller Tesla.

Binnen weniger Monate steigerte sich der Aktienkurs von Elon Musks Unternehmen um 500 Prozent. Im August erreichte Tesla einen Börsenwert von fast 2100 Dollar und übertraf damit sogar Walmart, den größten Einzelhändler der Welt.

Die Elektrisierung der Autobranche nahm Fahrt auf. Dass Tesla einen Aktiensplit angekündigt hatte, beflügelte den Kurs zusätzlich: Die Vermutung lag nahe, dass viele neue Anleger einsteigen würden, denen der Preis vorher zu hoch gewesen war. Auch die Aussicht, dass Tesla in den S&P 500 aufgenommen werden könnte (was im Dezember schließlich auch geschah), stimmte Investoren optimistisch. Alles in allem ein fettes Jahr für den Autobauer des Multimilliardärs Elon Musk zum Mond fliegen">Elon Musik.

Tesla
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Teslas Goldgräberstimmung ebbt ab

Heute ist von der Goldgräberstimmung nicht mehr viel übrig. Im Januar verzeichnete Tesla in fünf europäischen Ländern einen starken Umsatzrückgang. Sogar im US-Bundesstaat Kalifornien – mit 1,7 Millionen Fahrzeugzulassungen im Jahr der größte Automarkt des Landes – brachen die Tesla-Verkäufe um zwölf Prozent ein. Und auch die letzten Quartalszahlen des in Texas angesiedelten Unternehmens verfehlten die Erwartungen der Analysten. Zwar stieg der Umsatz von Tesla im Jahresvergleich immer noch um zwei Prozent auf 25,7 Milliarden Dollar an.

Allerdings hatte man an der Wall Street eher mit 27,3 Milliarden Dollar gerechnet. Der Quartalsgewinn dagegen brach um über 70 Prozent ein. Nachdem Musks Nähe zum neu gewählten US-Präsidenten Donald Trump den Aktienkurs von Tesla zunächst beflügelt hatte, gab er im Januar mehr als sechs Prozent nach.

Chinesische Marken wie BYD auf dem Vormarsch

Dass Tesla seine Vormachtstellung als E-Autobauer verliert, hat mehrere Gründe.

  • Zum einen hat Tesla schon seit Jahren kein wirklich neues Modell mehr auf den Markt gebracht, sondern nur Updates bestehender Modelle.
  • Zum anderen hat Musk schon mehrfach das „Robotaxi“, ein autonom fahrendes Taxi, angekündigt, doch der Start wurde immer wieder nach hinten verschoben.

Das lässt viele Anleger zweifeln, ob Musks Traum – autonomes Fahren nur mit Kameras, statt mit teuren Laser-Sensoren – nicht doch nur Träumerei ist. Auch dass der Unternehmer sich international für rechtspopulistische Parteien starkmacht, dürfte dem Ansehen von Tesla eine Delle verpasst haben.

Damit geraten andere Hersteller in den Fokus. Besonders chinesische Produzenten gewinnen an Bedeutung, auch wenn der Absatz in Europa weit hinter den ambitionierten Zielen der Unternehmen zurückbleibt. In China dagegen, immerhin der größte Automarkt der Welt, haben heimische Autos den Markt erobert. 2020 lag der Anteil ausländischer Marken bei den Erstzulassungen noch bei 64 Prozent – inzwischen stammen mehr als zwei Drittel aus heimischer Produktion. Das geht auch zulasten deutscher Autobauer, für die mit China ihr bedeutendster Absatzmarkt schwindet.

Die Verschiebung ist besonders im Bereich der E-Autos bemerkbar. 2024 verfügte mehr als die Hälfte aller in China verkauften Fahrzeuge über einen Hybrid- oder Elektroantrieb. BYD, der chinesische Spitzenreiter unter den Autobauern, meldete für 2024 fast 1,8 Millionen E-Auto-Verkäufe und belegte damit den zweiten Platz der erfolgreichsten Stromer-Produzenten – übertroffen nur von Tesla.

BYD und Tesla liefern sich Kopf-an-Kopf-Rennen

Die Frage ist nicht, ob BYD den amerikanischen Konkurrenten überholt, sondern wann: Nur 24.000 E-Autos lagen noch zwischen ihnen. Für 2025 hat sich BYD ambitionierte

Ziele gesetzt. 50.000 Neuzulassungen will BYD allein in Deutschland erreichen, nachdem es mit nicht einmal 3000 verkauften Stromern im vergangenen Jahr eher mau ausgesehen hatte.

Das ist nicht unrealistisch, meint Ferdinand Dudenhöffer. „Technisch sind die BYD-Fahrzeuge sehr weit“, so der Auto-Experte im Gespräch mit FOCUS MONEY. Doch die Wachstumssprünge des Unternehmens legen die Messlatte für die Zukunft auch hoch.

„Es gibt viele Beispiele von Politikern in anderen Ländern, die Angst vor Elektrofahrzeugen aus China haben.“ WANG CHUANFU, CEO von BYD

Zudem hat BYD hohe Ausgaben in Europa, um mit Werbung und neuen Führungskräften den Verkauf anzukurbeln. Erschwerend hinzukommen EU-Strafzölle auf chinesische E-Autos. Und auch der amerikanische Markt macht den Chinesen zu schaffen. Anfang Februar hat Trump Zölle in Höhe von zehn Prozent auf Einfuhren aus China verhängt. Sekundär sind davon auch deutsche Hersteller betroffen, denn aufgrund des ausbleibenden US-Geschäfts dürften chinesische Autobauer wie BYD noch stärker nach Europa drängen und es den Heimischen schwer machen.

Der BYD-Aktienkurs hat in den vergangenen zwölf Monaten über 70 Prozent zugelegt. Doch es ist nicht sicher, dass das Unternehmen von CEO Wang Chuanfu seine Ziele erreicht.

BYD Co.
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Wang wertet die Zölle vor allem als Bestätigung seines Kurses: „Es gibt viele Beispiele von Politikern in anderen Ländern, die Angst vor Elektrofahrzeugen in China haben“, sagte er 2024.

VW entwickelt E-Auto für 20.000 Euro

Zurzeit spricht viel dafür, dass die Mobilität der Zukunft auch weiterhin elektrisch ist. Jüngst hat VW angekündigt, einen E-Kleinwagen für nur 20.000 Euro auf den Markt zu bringen. Im Januar wurden 50 Prozent mehr E-Autos in Deutschland zugelassen als im Dezember.

Das ist bei den schlechten Zahlen vom Vormonat kein Kunststück. Doch es könnte ein Anzeichen für den Beginn eines neuen Booms sein. Für Anleger wäre jetzt ein günstiger Moment, um in den Markt einzusteigen. FOCUS MONEY stellt drei Aktien vor, die eine nähere Betrachtung wert sind. Tesla ist nicht darunter.

BMW-Kennzahlen und Chartverlauf der Aktie.
Bloomberg, FOCUS MONEY BMW-Kennzahlen und Chartverlauf der Aktie.
 

BMW: Risikoarmer Traditionshersteller

Die deutschen Autobauer steuern auf schwierige Zeiten zu. US-Zölle auf Importe aus Mexiko treffen auch Traditionshersteller wie BMW, Audi und VW, die alle eigene Werke in Mexiko betreiben und von dort aus den amerikanischen Markt beliefern. Zwar konnte Mexiko die Zölle durch einen Deal für mindestens einen Monat abwenden. Doch die Sorge vor einem Handelsstreit mit den USA bleibt – und auch die Erholung der BMW Aktie dürfte nach einem fünfprozentigen Einbruch nur von kurzer Dauer sein. Seit dem Frühjahr 2024 hat die BMW-Aktie deutlich an Wert verloren.

Für langfristige Anleger hält das Papier jedoch einige Chance bereit. Das breite Verbrenner-Angebot von BMW sichert das Unternehmen ab – gleichzeitig sind die Fabriken so ausgelegt, dass sie auch E- und Hybridfahrzeuge herstellen können. Die BMW-Tochter Mini fertigt verhältnismäßig günstige E-Modelle in China. Unter den E-Auto-Aktien ist die des Traditionsherstellers eine der risikoärmsten.

Bayerische Motoren Werke
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Stellantis-Daten
Bloomberg, FOCUS MONEY Stellantis-Daten
 

Stellantis: Vorteil durch E-Autos aus Polen

Stellantis ist unter den Autobauern ein relativ junger Name. Hinter diesem verbirgt sich jedoch eine lange Tradition. Das Unternehmen ging 2021 aus der Fusion von Fiat Chrysler Automobiles und der PSA Group hervor, einem der größten Zusammenschlüsse, die es in der Automobilindustrie je gab. Nach Verkaufszahlen wurde Stellantis damit der viertgrößte Autohersteller der Welt.

Der Mutterkonzern vereint so unterschiedliche Marken wie Jeep, Alfa Romeo und Opel – und seit vergangenem Jahr auch die chinesische E-Auto-Marke Leapmotor. Im Vergleich zu anderen chinesischen Herstellern hat Leapmotor mit Stellantis einen Vorteil: Durch die Produktion von Stromern in Polen kann Stellantis die Zölle der EU umgehen – ein Modell, das in Zukunft auch für andere chinesische Hersteller attraktiv werden dürfte. Schwächere US-Verkäufe haben dem Unternehmen zuletzt zu schaffen gemacht. Analysten empfehlen die Stellantis-Aktie zum Halten oder Kaufen.

Stellantis
13,41 EUR
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Xetra
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Daten zu BYD.
Bloomberg, FOCUS MONEY Daten zu BYD.
 

BYD: Chinesischer Überflieger

BYD ist der Spitzenreiter unter den chinesischen Autobauern. Kaum ein Unternehmen steht so exemplarisch für den Wechsel der Volksrepublik hin zur Elektromobilität. Seit 2018 verzeichnet der Konzern ein beeindruckendes Wachstum. Sowohl die Produktionszahlen als auch der Aktienkurs haben seitdem einen Boom erlebt. Die Zahl der hergestellten Fahrzeuge ist innerhalb von sechs Jahren von 200 000 auf über vier Millionen gestiegen. Einen besonderen Anteil an diesem Erfolg haben BYDs Elektro- und Hybrid-Modelle – inzwischen hat das Unternehmen mehr als zehn Millionen davon verkauft.

Alle Zeichen stehen auf Erfolg. Zwar könnten Zölle in den USA und der EU zum Problem werden. Dennoch empfehlen die meisten Analysten die Aktie zum Kauf. BYDs neue, kostengünstige Stromer-Modelle und die Aussichten auf einen möglichen neuen Boom der E-Autos in Europa könnten die Aktie ein weiteres Mal beflügeln – doch ein Risiko bleibt.

BYD Co.
44,43 EUR
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