Serie: „So geht es Deutschland wirklich“ - Heizungsbauer spricht bittere Wahrheit über Wärmepumpen aus – und gibt Habeck Tipp

Rene Giegling hat einen Meisterbrief und führt seit zehn Jahren im thüringischen Weimar den Familienbetrieb „Giegling Haustechnik“. Gegründet hat die Firma sein Vater zu DDR-Zeiten. Nach dem Mauerfall beschäftigte er sieben Angestellte. Das alte Schild („Bauklempnerei und Sanitärinstallation“) hängt noch als Andenken an der Wand.

Handwerksmeister Giegling: „Auftragslage ist exorbitant gut“

Der heutige Chef Rene Giegling baut jungen Familien und Rentnern neue Duschen ein, saniert Bäder, repariert tropfende Wasserhähne, kümmert sich um Heizungsanlagen.

Mehr als 2500 Haushalte stehen auf seiner Stammkundenliste. Pro Jahr erledigt er 700 Aufträge fast im Alleingang, davon 400 Heizungs-Wartungen. Lediglich ein Lehrling und seine Frau, die sich stundenweise um die Buchhaltung kümmert, helfen ihm.

„Die Auftragslage ist exorbitant gut“, lacht der Handwerksmeister mit den schwarzen Haaren und dem Silikon-Ring im linken Ohrläppchen. Seine graublauen Augen leuchten. „Im Moment kann ich mich vor Arbeit kaum retten.“ Sein Jahresumsatz liegt stabil bei rund 500.000 Euro.

Im T-Shirt und Blaumann sitzt der 1,93 Meter große Giegling, der früher Handball gespielt hat, in seinem Büro. Auf seinem Schreibtisch stapelt sich Papier. Anfragen von Kunden, Aufträge, Kostenvoranschläge, Rechnungen, alles säuberlich geordnet.

Bauen wird immer teurer. Manche Preise seien regelrecht „durch die Decke gegangen“, sagt der Handwerker. Eine simple Mischbatterie für die Küche habe im Einkauf früher 37 Euro gekostet, jetzt seien es 51 Euro. „Das sind fast 40 Prozent mehr.“ Die Mehrkosten müsse er eins zu eins an seine Kunden durchreichen. „Was soll ich machen?“

Giegling plant seine Projekte nach Dringlichkeit. Kaputter Wasserhahn first, ein neues Bad später, manchmal viel später. Auf Monate ist er ausgebucht, einige unerfüllte Kundenwünsche stammen aus dem Jahr 2021. „Die Leute sind froh, wenn sie überhaupt noch Handwerker kriegen.“

Bewerber wollen ruhige Kugel schieben oder Bürgergeld

Der Familienvater (verheiratet, fünf Kinder) liebt seinen Beruf. Obwohl sein Körper manchmal streikt. Der Rücken, die Gelenke, das rechte Knie. Als Lehrling stemmte er Wände mit Hammer und Meißel auf, schleppte schwere gusseiserne Heizkörper die Treppe runter. Gewinde musste er von Hand in Stahlrohre schneiden. „Richtig harte Arbeit“, sagt Giegling.

Heutzutage scheuen sich viele junge Leute vor solchen Tätigkeiten, obwohl vieles leichter geworden ist. „Der Mitarbeiter-Markt ist leer gefegt“, sagt der Thüringer. „Es findet sich niemand mehr.“

Vor anderthalb Jahren habe er dringend Mitarbeiter gebraucht und das örtliche Jobcenter um Hilfe gebeten. Tatsächlich trudelten einige Bewerbungen ein. Doch die Interessenten seien „jenseits von Gut und Böse gewesen“, erinnert sich der Handwerksmeister.

„Von früh halb acht bis nachmittags halb fünf arbeiten, das kam für einige gar nicht infrage.“ Manche konnten kein Deutsch, andere hatten keinen Führerschein oder maulten über die Bezahlung. „Da kriege ich ja mehr Geld vom Staat“, sagte Giegling zufolge ein junger Mann. Er meinte das Bürgergeld und die dazugehörige Mietzahlung.

Ein Bewerber war in einem anderen Betrieb negativ aufgefallen. Er hatte verschlafen und kam einfach nicht zur Baustelle. Am Telefon meinte er, es sei ja schon elf, und da freitags ja ohnehin nur bis um eins gearbeitet werde, brauche er ja gar nicht mehr kommen. „Mit solchen Leuten kann ich nichts anfangen“, sagt Giegling.

Nach dem Desaster hat der Heizungs- und Sanitärfachmann seine Personalsuche eingestellt. Er versucht, den Laden gemeinsam mit einem Lehrling zu schmeißen. „Reich wird man mit ehrlicher Arbeit nicht“, sagt der 47-Jährige. Die fetten Jahre nach der Wende seien ohnehin längst vorbei. „Aber ich komme ganz gut über die Runden.“

Wie viele Wärmepumpen eingebaut? „Null. Keine einzige“

Stichwort Desaster: Vor wenigen Tagen erschien die Nachricht, wonach der Absatz von Wärmepumpen 2024 gegenüber dem Vorjahr um 46 Prozent zurückgegangen ist. Wurden 2023 deutschlandweit noch 356.000 Geräte verkauft, waren es zuletzt nur noch 193.000.

Zur Erinnerung: Robert Habeck hatte einst vollmundig das Ziel ausgegeben, ab 2024 sollten jährlich mindestens 500.000 neue klimafreundliche Wärmepumpen zum Heizen von Häusern installiert werden – bis 2030 insgesamt sechs Millionen. Offenbar pures Wunschdenken.

„Der Mark ist völlig eingebrochen“, sagt Rene Giegling. Für ihn sei das „kein Wunder“. Auf die Frage von FOCUS online, wie viele Wärmepumpen er in den vergangenen Jahren eingebaut habe, antwortet der Meister kurz und bündig: „Null. Keine einzige.“

Drei Gründe nennt der Fachmann:

  • Erstens: In seinem Arbeitsfeld – vorwiegend städtische Bestandshäuser in und um Weimar – sei der Einbau von Wärmepumpen „oft gar nicht umsetzbar“.
  • Zweitens: Der Einbau von Wärmepumpen mit nachträglicher Fassadendämmung und einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach überfordere die meisten Menschen finanziell. „Die haben eine schmale Rente oder kleine Löhne und können sich das gar nicht leisten.“
  • Drittens: „Die meisten Menschen wollen keine Wärmepumpe, weil ihre Gasheizung noch gut funktioniert.“ Auch die hohen Gaspreise, die vermutlich weiter steigen werden, und die staatliche Förderung für Pumpen könnten sie nicht umstimmen.

Er selbst ist für diese Haltung das beste Beispiel: Die Heizanlage, mit der er Büro, Lager und die eigene Wohnung mit Wärme und Warmwasser versorgt, wurde 1997 eingebaut, hat also mehr als 27 Jahre auf dem Buckel. „Aber sie funktioniert noch einwandfrei“, sagt der Fachmann. „Warum soll ich sie rausreißen?“

Rene Giegling: „Sollten an dem festhalten, was wir haben“

Rene Giegling ist der festen Überzeugung: „Wir sollten an dem festhalten, was wir haben und was sich über viele Generationen bewährt hat.“

Genau das hat er den Menschen gesagt, die nach Habecks „Heizungs-Hammer“ (Bild-Zeitung) aufgeregt bei ihm anriefen und ihn mit Fragen löcherten: Was sollen wir jetzt nur tun? Müssen wir unsere Heizung rausschmeißen? Wird uns jetzt das Gas abgedreht?

„Die Leute waren sehr verunsichert und manche verzweifelt“, berichtet Giegling. Habeck und seine Leute hätten massive Ängste unter den Bürgern ausgelöst.

Der Unternehmer aus Weimar beruhigte seine Kunden. Er sagte ihnen: Lasst euch nicht verrückt machen, das Erdgas auf der Welt reicht für die nächsten hundert Jahre, lasst alles so, wie es ist. Derzeit werden noch mehr als 70 Prozent der Heizungen in Deutschland mit Gas oder Öl betrieben.

„Herr Habeck hat eine Lawine losgetreten, ohne sich über die Konsequenzen seiner Aussagen im Klaren zu sein“, sagt Giegling. „Die Wut der Leute auf Habeck hält bis heute an. Viele sind der Meinung, der hat keine Ahnung vom wirklichen Leben.“

Dass der Mann trotz seiner miserablen Bilanz selbstbewusst als Bundeskanzler kandidiert – nicht nur für Giegling „unbegreiflich“.

Tatsächlich hat der Ober-Öko maßgeblich dazu beigetragen, dass das ohnehin schwache Ansehen der Grünen in Thüringen noch weiter gesunken ist.

Wut auf Robert Habeck: „Die Grünen wählen? Nein!“

Viele Menschen im „Grünen Herzen Deutschlands“ (Marketing-Slogan des Freistaats) halten Habeck für einen Blender, einen Schaumschläger, der mit wolkigen Worten und gespielter Volksnähe auf „guter Kumpel“ macht. Im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg mag die Masche verfangen. Hier nicht. 2024 flogen die Grünen mit 3,2 Prozent hochkantig aus dem Thüringer Landtag.

Bei der Bundestagswahl am 23. Februar werden sich Habeck und seine Grünen hier wohl die nächste Ohrfeige einfangen. Nicht nur für Rene Giegling steht fest: „Die Grünen wählen? Nein!“

Der Mann aus Weimar wünscht sich eine andere Politik. Mehr Geld für Bildung, mehr Geld für Straßen, Brücken, Innenstädte, mehr Unterstützung für kleine und mittelständische Betriebe. Und, ganz wichtig: „Deutschland muss wieder sicherer werden.“ Es sei „zu viel passiert“ seit der Grenzöffnung im Herbst 2015. Der Familienvater sorgt sich um seine Kinder.