Krankenkassen schlagen Alarm: Ausgaben für Krankenhäuser knacken 100-Milliarden-Euro-Marke
Die Ausgaben für Krankenhäuser erreichen im Jahr 2024 voraussichtlich ein Rekordhoch. Verbände schlagen Alarm und kritisieren Lauterbachs Krankenhausreform.
Berlin – Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für die Krankenhäuser in Deutschland werden in diesem Jahr voraussichtlich erstmals die 100-Milliarden-Euro-Marke überschreiten. Damit hätten sich die Ausgaben für die Krankenhäuser seit 2006 verdoppelt, teilte der GKV-Spitzenverband am Dienstag (25. Juni 2024) in Berlin mit. Jeder dritte Euro aus den Beiträgen der Versicherten an die gesetzlichen Kassen fließe inzwischen in die Krankenhäuser. Der GKV-Spitzenverband forderte Maßnahmen von der Politik, um den Trend zu stoppen.
Krankenkassen schlagen Alarm: Ausgaben für Krankenhäuser erstmals über 100 Milliarden Euro
„Die Auslastung der Krankenhausbetten ist auf rund 70 Prozent gefallen, gleichzeitig schnellen die Kosten nach oben“, erklärte Susanne Wagenmann, die Verwaltungsratsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands. „So kann es nicht weitergehen, das ist offensichtlich.“

Der Verband forderte, jene Angebote der Kliniken abzubauen, die nicht für eine gute Versorgung benötigt würden. Dies erhöhe die Effizienz des Mitteleinsatzes. Zudem müssten für die Krankenhäuser bundesweit verbindliche Standards gelten. „Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Verunsicherung ist die soziale Sicherheit, zu der zweifellos auch eine zuverlässige Krankenhausversorgung gehört, ein zentraler Baustein für den gesellschaftlichen und sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft“, erklärte Wagenmann.
Hohe Kosten für Krankenkassen: „So kann es nicht weitergehen“
Den von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgelegten Entwurf für eine Krankenhausreform kritisierte der Spitzenverband. „Die Bundesländer haben sich mit ihren Geldforderungen vielfach durchgesetzt, sodass es vor allem erneut teurer wird, während von den notwendigen Strukturreformen kaum mehr als eine vage Hoffnung geblieben ist“, erklärte der Verband. Nach Angaben der GKV gaben die gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2006 insgesamt 49,9 Milliarden Euro für die Krankenhäuser aus. Im Jahr 2023 waren es bereits 93,9 Milliarden, im laufenden Jahr könnten es mehr als 100 Milliarden Euro sein.
Fianzierung der Krankenhäuser
Die Finanzierung der Krankenhäuser teilen sich seit dem Krankenhausfinanzierungsgesetz von 1972 die Bundesländer und die gesetzlichen Krankenkassen. Demnach werden Investitionskosten, wie z. B. Neubauten oder neue Geräte durch die Bundesländer finanziert. Betriebskosten, also alle Kosten, die für die Behandlung von Patientinnen und Patienten entstehen, von den Krankenkassen bezahlt werden.
Ausgaben für Krankenhäuser steigen – auch Beiträge für Krankenkasse schnellen bald in die Höhe
Zuvor war bekannt geworden, dass laut einer Prognose bis zum Jahr 2035 die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland fast die Hälfte ihres Einkommens für Renten- und Krankenkassenbeiträge abgeben müssen. Bis zu diesem Jahr steige der kombinierte Satz von Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung auf durchschnittlich 48,6 Prozent, teilte die Krankenkasse DAK-Gesundheit am Dienstag in Berlin mit.
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Derzeit beträgt die durchschnittliche Sozialabgabenquote 40,9 Prozent. Das Berliner IGES-Institut hatte im Auftrag der DAK die mögliche Entwicklung analysiert. Es hatte dafür drei Szenarien zugrunde gelegt und dabei verschiedene Möglichkeiten einbezogen, wie sich Bevölkerung und Einkommen entwickeln könnten. Im ungünstigen Szenario stieg der prognostizierte kombinierte Beitragssatz sogar auf 51,2 Prozent bis 2035. Bei günstiger Entwicklung müssten sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in jenem Jahr im Schnitt immer noch 45,8 Prozent für Rente, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung einzahlen. (bohy mit Material der AFP)