Rekordniveau bei Krankmeldungen – Experte nennt mögliche Lösung, um Fehltage zu reduzieren
Rekordniveau bei Krankmeldungen – Experte nennt mögliche Lösung, um Fehltage zu reduzieren
In diesem Jahr wird ein Rekordniveau an krankheitsbedingten Fehltagen erwartet. Die Gründe sind verschieden. Doch ein Experte hat eine außergewöhnliche Idee.
München – Mit der kalten Jahreszeit nehmen die Atemwegserkrankungen zu. Die Schleimhäute von Mund und Nase trocknen schneller aus, wodurch Krankheitserreger ein leichteres Spiel haben. Einen Rekordanstieg der krankheitsbedingten Fehlzeiten von Beschäftigen hat auch der AOK Bundesverband beobachtet.
Hohe Krankenstände auch in diesem Jahr: AOK nennt mögliche Gründe
Allein von Januar bis August kamen auf 100 Versicherte etwa 225 krankheitsbedingte Arbeitsausfälle. Das sind genau so viele Krankheitsfälle wie im Gesamtjahr 2023. Für Johanna Baumgardt, Mitherausgeberin des Fehlzeiten-Reports der AOK, steht fest: „Es ist daher davon auszugehen, dass wir in der Gesamtbilanz für 2024 einen noch höheren Wert sehen werden als 2023.“
Die Gründe dafür sind verschieden. Hauptursachen für diese Entwicklungen seien Atemwegserkrankungen wie Corona, aber auch psychische Erkrankungen tragen zu den hohen Ausfallzeiten bei. Michaela Engelmeier, Vorsitzende des Sozialverbandes Deutschland (SoVD), betonte dazu: Die gestiegenen Fehltage „zeigen gerade bei den psychischen Erkrankungen ganz eindeutig: Die Intensität der Arbeitsbelastung hat an vielen Stellen weiter zugenommen.“

Die Einführung der elektronischen Krankmeldung spielt ebenfalls eine Rolle. Durch die automatische Übermittlung der Krankheitstage an die Versicherungen ist eine umfassendere Erfassung der Fälle möglich. Denn laut AOK haben in der Vergangenheit viele Patienten ihre Krankmeldung nicht an die Versicherung weitergeleitet. Gegen eine Erkältung können vier Hausmittel helfen.
Experte mit außergewöhnlicher Idee, um krankheitsbedingte Fehlzeiten zu reduzieren
Um die Ausfallzeiten zu reduzieren, schlägt Sozialwissenschaftler Nicolas Ziebarth vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Einführung einer Teilzeitkrankschreibung vor. Anders als beispielsweise in Schweden gibt es das nicht in Deutschland. Gegenüber der Berliner Morgenpost erklärte Ziebarth: „Manche Arbeitnehmer fühlen sich aber durchaus imstande, trotz Krankheit vier Stunden zu arbeiten, wollen dies auch, aber dürfen es gesetzlich nicht.“
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Das sei zwar nicht immer möglich. „Aber wer beispielsweise mit seinem kranken Kind zum Arzt müsse, muss deshalb nicht unbedingt einen ganzen Tag krankgeschrieben werden, sondern könnte nach dem Besuch auch noch vier Stunden arbeiten“, so der Forscher. Ärztepräsident Klaus Reinhardt ist ebenfalls offen für den Vorschlag. Gerade bei leichten Infekten „bietet das Arbeiten im Homeoffice aber unter Umständen die Möglichkeit, im begrenzten Umfang berufliche Aufgaben wahrzunehmen und sich dennoch zu erholen“.
Krankmeldungen auf Rekordniveau: Ministerium plante keine Teilzeitkrankschreibung
Laut Bundesgesundheitsministerium ist die Teilzeitkrankschreibung für Deutschland aber nicht in Planung. Das sei kein Plan, den das Ministerium verfolge, sagte ein Sprecher am Freitag (01. November). Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund lehnte eine solche Idee ab. Wer krank sei, sollte sich besser vollständig auskurieren, zitierte die Zeit Vorstandsmitglied Anja Piel.
Dagegen zeigte der AOK-Report einen Zusammenhang der emotionalen Bindung des Arbeitnehmers an sein Unternehmen und der Gesundheit der Beschäftigten. An den Arbeitgeber gebundene Mitarbeiter seien seltener krankgeschrieben und würden seltener trotz Erkrankung zur Arbeit gehen. Um diese Bindung zu stärken, könnten Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitszufriedenheit, die Weiterbildung von Führungskräften und betriebliche Gesundheitsförderungsangebote hilfreich sein. Diskutiert wird derweil die Kürzung des Gehalts bei Krankheit. Dagegen gibt es in Großbritannien einen „Null-Bock-Tag“. (kas/dpa)