Stellenabbau bei deutschem Traditionsunternehmen – Freiwilligenprogramm geht nach hinten los

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Das Traditionsunternehmen R. Stahl hat ein Freiwilligenprogramm für einen Stellenabbau gestartet. Das verlief aber offenbar nicht wie erhofft.

Waldenburg – Im Zuge der aktuellen Welle an Personaleinsparungen müssen viele Unternehmen aufgrund von tariflichen Vorgaben auf Freiwilligkeit vertrauen. Beim Softwarekonzern SAP erfreute sich das Freiwilligenprogramm einer derart großen Nachfrage, dass das Unternehmen kurzerhand den Stellenabbau ausweitete. Beim Traditionsunternehmen R. Stahl AG, mit Sitz in Waldenburg (Hohenlohekreis, Baden-Württemberg), gestaltet sich die Sachlage dagegen anders. Ein für die Personalreduktion gestartetes Freiwilligenprogramm verlief bislang nämlich nicht wie erhofft.

Beim traditionsreichen Explosionsschutzspezialisten R. Stahl brachte ein Freiwilligenprogramm nicht den erhofften Erfolg. © R. Stahl AG

Die R. Stahl AG wurde im Jahr 1876 ursprünglich in Stuttgart gegründet und ist auf Produkte, Systeme und Dienstleistungen für den Explosionsschutz spezialisiert. Wie die gesamte Industrie leidet das börsennotierte Unternehmen unter stark gestiegenen Fixkosten und hat deshalb erst jüngst die Prognose für das Gesamtjahr nach unten korrigiert. Bei der Senkung der Personalkosten gibt es derzeit aber offenbar Probleme. Auch der Technologiekonzern Sick hat ein Freiwilligenprogramm gestartet.

Stellenabbau bei R. Stahl: Nur rund die Hälfte der vorgesehen Mitarbeiter für Programm angemeldet

Wie die Heilbronner Stimme berichtet, hat R. Stahl bereits vor einigen Wochen Maßnahmen eingeleitet, um die Personalkosten zu senken. Geplant war, mithilfe des Freiwilligenprogramms 83 Stellen sozialverträglich abzubauen. Der Betriebsrat und die Geschäftsführung glaubten, damit für alle Parteien eine zufriedenstellende Lösung gefunden zu haben. Dem ist aber offenbar nicht so. Dem Bericht zufolge haben sich von den 83 Mitarbeitern, die auf der Liste stehen, nur knapp die Hälfte für das Programm angemeldet. „Bis heute haben 43 Mitarbeiter unterschrieben“, sagte Personalleiter Holger Angrick der Stimme.

Name R. STAHL AG
Gründung 1876 in Stuttgart, Baden-Württemberg
Sitz Waldenburg, Baden-Württemberg
Branche Elektrotechnik (Explosionsschutz)
Mitarbeiter 1.743 (2024)
Umsatz 344,1 Millionen Euro (2024)

Ursprünglich sollte der sozial verträgliche Personalabbau durch das Freiwilligenprogramm zum aktuellen Zeitpunkt bereits abgeschlossen sein. Nach einer Betriebsversammlung Mitte Mai kam allerdings massive Unruhe in der Belegschaft auf. Der Stimme zufolge machen Betriebsrat und Geschäftsführung dafür die IG Metall-Geschäftsstelle Schwäbisch Hall verantwortlich, die Falschinformationen gestreut haben soll. Zuvor sei nämlich ausschließlich mit der Bezirksdirektion in Stuttgart verhandelt worden, zur Betriebsversammlung tauchte dann aber ein Gewerkschafter auf, der nicht im Thema gewesen sei.

Freiwilligenprogramm bei R. Stahl gescheitert? Betriebsrat befürchtet harte Konsequenzen

Um einen sozial verträglichen Stellenabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen gewährleisten zu können, haben die Parteien frühzeitig die Weichen gestellt. Konkret umfasst das Freiwilligenprogramm bei R. Stahl einen Sozialplan mit Interessenausgleich sowie die Gründung einer Transfergesellschaft. „Wir wollten das Beste für die Mitarbeiter rausholen und denen, die in Rente gehen wollen, einen goldenen Übergang ermöglichen“, sagte die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, Eva Maria Beck, der Stimme. Da aber eben 40 Mitarbeiter zu wenig das Angebot angenommen haben, rechnet der Betriebsrat mit harten Konsequenzen.

Zuletzt berichtete unsere Redaktion über den angepassten Stellenabbau bei einer Bosch-Tochter an einem Standort in Bayern.

Auch interessant

Kommentare