„Mehr Tagtraum als Realität“ – Autopapst glaubt an Todesstoß für Antriebsart
Während die Konkurrenz aufgibt, setzt BMW weiter auf Wasserstoff. Hat die Brennstoffzellenstrategie noch Zukunft? Deutschlands „Autopapst“ haben eine klare Meinung.
Bochum/München - Wer in Deutschland ein Auto mit Wasserstoffantrieb fährt, gehört zu einer verschwindend kleinen Minderheit. Trotz aller Ankündigungen und millionenschweren Entwicklungsprojekte ist das Wasserstoffauto auf dem Massenmarkt bisher ein Phantom geblieben.
Warum hält BMW als einer der letzten großen Hersteller trotzdem an dieser Technologie fest? Der bekannte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vollzieht in einem Interview den Abgesang.
Traum vom Wasserstoffantrieb geplatzt: Autokonzerne ziehen sich zurück
Ein Blick in die Statistik des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) macht die Lage deutlich: Von den fast 50 Millionen zugelassenen Pkw in Deutschland waren im Januar 2025 gerade einmal 1802 Fahrzeuge mit einer Brennstoffzelle unterwegs. Der winzige Wert von 0,004 Prozent zeigt, wie weit die Technologie vom Durchbruch entfernt ist.
Mit Daimler Truck und Stellantis haben sich zuletzt gleich zwei Schwergewichte der Branche von der Wasserstofftechnologie verabschiedet. Daimler Truck, eigentlich als Hoffnungsträger für wasserstoffbetriebene Lkw gehandelt, hat den geplanten Serienstart auf die frühen 2030er Jahre verschoben. „Dass Daimler Truck, der weltgrößte Lkw-Bauer, bei der Wasserstoffmobilität auf die Bremse tritt, ist ein schwerer Schlag“, erklärt Dudenhöffer in einem Interview mit ntv. „Damit wäre der dringend notwendige Ausbau von Wasserstoff-Tankstellen in Gang gekommen“, führt Deutschlands „Autopapst“ aus. Ihm zufolge sei damit der „Rettungsanker der Technologie“ gefallen.
BMW bleibt am Brennstoffzellenfahrzeug dran – aber warum?
Während andere Hersteller aufgeben, hält hierzulande BMW offiziell an der Brennstoffzelle fest. Der Münchener Autobauer setzt weiterhin auf eine Kleinserie mit Wasserstoffantrieb, auch wenn selbst der Technologielieferant Toyota mit dem Mirai seit 2005 keinen Durchbruch feiern konnte. „Nach den Nachrichten von Daimler Truck und Stellantis wird vermutlich auch BMW diskutieren, ob sich das Hobby noch lohnt“, meint Dudenhöffer. Für ihn wäre es spannend zu erfahren, „mit wie vielen Wasserstoff-Fahrzeugen BMW-Chef Oliver Zipse in den nächsten drei Jahren rechnet.“

Tatsächlich gibt es aktuell in Deutschland zwei Serienfahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb: den Toyota Mirai und das SUV Hyundai Nexo, von dem 2025 sogar eine Neuauflage auf den Markt kommt. Doch auch diese Wasserstoffautos bleiben exotisch und spielen im hiesigen Straßenbild praktisch keine Rolle.
Die Nachteile vom Wasserstoffantrieb – es gibt mehrere Hürden
Warum kommt das Brennstoffzellenauto nicht voran? Es liegt nicht nur an der fehlenden Infrastruktur. „Eine Tanksäule, an der nichts mehr verkauft wird, wird abgebaut oder umfunktioniert. Das haben wir schon bei Gastankstellen erlebt“, erklärt Dudenhöffer in dem Gespräch. Zudem sind Lagerung und Transport von Wasserstoff technisch anspruchsvoll und teuer.
Der Umwandlungsprozess von Wasserstoff in synthetische Kraftstoffe oder die Nutzung in Brennstoffzellen verschlinge viel Energie, die dann nicht mehr auf der Straße ankommt. „Die Kosten sind das Killerkriterium“, bestätigt auch Markus Lienkamp, Professor für Fahrzeugtechnik an der TU München, in einem Artikel von Zeit.de. Das Elektroauto mit Batterie sei grundsätzlich günstiger, nicht zuletzt wegen des teuren Platins in der Brennstoffzelle.
Antriebsarten: Batterie schlägt Brennstoffzelle – in allen Bereichen
Dudenhöffer führt im Gespräch mit ntv aus, warum reine E-Mobilität dem Wasserstoffantrieb aktuell deutlich überlegen ist: „…in technischer Hinsicht, in der Umweltbilanz, Energieeffizienz, bei den Kosten und der Infrastruktur.“ Zudem sei schon bald das „batterieelektrische Auto nicht teurer als der Verbrenner“ – er prognostiziert die Wende bis zum Jahr 2030.
Zudem hätten seiner Meinung nach BMW und weitere Autogiganten bei diesem Antrieb auf das falsche Pferd gesetzt: Grüner Wasserstoff werde zwar in vielen Bereichen Anwendung finden, „aber nicht im Mobilitätsbereich“. „Die Strategie für den Pkw ist das batterieelektrische Auto. Wasserstoff ist mehr Tagtraum als Realität.“ Das gelte selbst für den Schwerlastverkehr.
Brennstoffzellenantrieb: Kein Rückenwind aus den USA und China
Auch bei den Lkw setzt sich der Elektroantrieb womöglich noch schneller durch als bei Autos – während der Wasserstoffantrieb wohl begraben werden kann. Ein bekannter Influencer, der viele Erfahrungen mit E-Trucks aber auch anderen Antriebsarten sammelte, hält die Brennstoffzelle im Lkw „weit weg von dentr Realität“ und einfach zu teuer. „Es gibt kein einziges Sachargument mehr für die Brennstoffzelle“, wird er in dem Zeit-Artikel zitiert.
Auch der internationale Trend spricht klar gegen die Brennstoffzelle: In den USA und China spielen Wasserstoffantriebe für Autos und Trucks keine Rolle mehr. „Ohne China und USA geht die Brennstoffzelle ein wie eine Primel. Und Japan und Toyota werden das nicht ändern können“, stellt Dudenhöffer fest. Das hänge auch damit zusammen, dass die Politik „viele Versprechen nicht gehalten“ habe und fossile Kraftstoffe sind weiterhin deutlich günstiger. (PF)