Russland schleppt Leopard-Panzer ab – und tappt in ukrainische Falle
Die ukrainischen Streitkräfte teilen bei X ein Video, wie russische Soldaten vergeblich einen Leopard-2-Kampfpanzer hinter sich herziehen. Bei all der Häme bleibt eine bittere Erkenntnis.
Donbass - Wie viele „Leos“ sind im Ukraine-Krieg noch übrig? Dazu schweigt Kiew beharrlich, wie auch zu anderen Verlusten im nun schon seit über zwei Jahre andauernden Kampf mit Russland. Er kürzlich erbeuteten Putins Soldaten wohl einen Leopard-2-Panzer, weil sich die Front verschoben hatte.
Waffen für die Ukraine: Video dokumentiert Verlust eines Leopard 2
Ein Rückblick: Mindestens 65 Leopard-2-Kampfpanzer bekam die ukrainische Armee im Frühjahr und Sommer 2023 aus Deutschland, Polen, Kanada, Schweden, Finnland sowie aus Portugal. Die außenpolitische Fachzeitschrift Foreign Affairs hatte Ende Januar 2024 jedoch in einem brisanten Bericht geschrieben, dass „von den weniger als 100 Leopard 2 im ukrainischen Dienst mindestens 26 außer Gefecht gesetzt“ wurden.
Wie Foreign Affairs auf die Zahl 100 kommt, ist nicht bekannt. Es dürften weniger gelieferte Panzer gewesen sein. Sehr wohl ist dagegen überliefert, dass die ukrainischen Truppen immer mehr westliche Panzer einbüßen, während die russische Invasionsarmee von Kreml-Autokrat Wladimir Putin insbesondere im Osten des Landes weiter vorrückt. Da hilft auch ein Video der berüchtigten Asow-Brigade nicht weiter, das den jüngsten Verlust eines weiteren „Leos“ geradezu verharmlost.
Panzer für die Ukraine: Hohe Einbußen unter den westlichen Lieferungen
Die Aufnahmen dokumentieren vielmehr die Aufgabe des nächsten Leopard 2 in der Ukraine, während die ukrainischen Soldaten teils auch mit britischen Challenger-2-Panzern ihre Mühe haben. Zu sehen ist auf den Bildsequenzen, wie russische Soldaten versuchen, den „Leo“ mithilfe von zwei alten Pionierpanzern abzuschleppen. Dieses Unterfangen misslingt jedoch letztlich.
Was die Asow-Brigade auf ihrem offiziellen X-Account (vormals Twitter) hämisch mit den Worten quittiert: „Sie versuchten, einen ukrainischen Panzer zu stehlen und verloren zwei ARVs. Zwei Reparatur- und Evakuierungsfahrzeuge der Eindringlinge versuchten, einen ukrainischen Leopard 2 vom Schlachtfeld in der Nähe von Terny zu entfernen.“ Jedoch hätten Drohnen-Piloten der 12. Asowschen Brigade „die Pläne des Feindes“ letztlich „mit präzisen Treffern in den Motorräumen“ der Pionierpanzer gestört. Laut Asow trug sich das Schauspiel nahe der Siedlung Terny im Donbass zu.
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Was verschwiegen wird: Die russischen Soldaten hatten zuvor offenbar genügend Zeit, den 55 bis 62 Tonnen schweren „Leo“, je nach Ausführung, an ihren Räumfahrzeugen zu befestigen und eine geraume Strecke hinter sich herzuziehen. Zur Wahrheit gehört auch: Die anfängliche Euphorie um die Lieferung der „Leos“ ist längst verflogen.
Ein Beispiel: Ein ukrainischer Soldat berichtete kürzlich von einer regelrecht lebensbedrohlichen Schwachstelle der Leopard-2-Kampfpanzer im Gefecht. Zwischen Turm und Wanne klaffe eine Lücke, die dringend geschlossen werden müsse, erklärte ein Panzerkommandant namens „Arfa“ im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (SZ). Konkret: Wenn die Besatzung den Turm samt der 120-mm-Glattrohrkanone nach hinten dreht, tut sich zwischen Turm und Wanne eine Riesen-Lücke auf. Es gibt keine serienmäßigen Schutzvorkehrungen gegen Panzerabwehrlenkwaffen und -granaten wie die alte RPG-7-Panzerbüchse. Auf den Fotos des im SZ-Bericht abgebildeten Leopard 2 fehlte zudem eine zusätzliche reaktive Panzerung, die Geschosse mittels einer Gegenexplosion ausschalten kann.
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Wie das US-Magazin Foreign Affairs in seiner Analyse kritisch schreibt, hätten die Leopard 2 zwar gute Leistungen gebracht, sie „waren aber kaum unverwundbare Superwaffen“. Wie der Militärexperte Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations (ECFR) im Gespräch mit web.de und GMX.net Mitte März bekräftigte, hätte der Hauptvorteil der „Leos“ gegenüber östlichen Panzermodellen eigentlich die Logistik sein sollen. Wobei die Betonung auf dem Konjunktiv liegt. Exemplarisch: Der Reparatur-Hub für die Panzer befindet sich in Litauen, weit weg von der Front.
Damit nicht genug: Eigentlich sollten mittlerweile viel mehr der älteren Leopard 1 geliefert sein. Laut Liste der militärischen Unterstützungsleistungen der Ampel-Bundesregierung waren, Stand 19. März, jedoch nur 30 Exemplare in der Ukraine angekommen. Dabei wollte das Bundesverteidigungsministerium eigentlich bis Ende 2023 rund 80 Stück bereitstellen. Die Lieferung von 105 weiteren Exemplaren sei in der Vorbereitung, heißt es auf der Website. Seit Anfang Dezember ist in diesem Zusammenhang aber schlicht nichts mehr passiert. Oder es wurde zumindest nicht kommuniziert, während die ukrainischen Streitkräfte unter ihrem neuen Befehlshaber Olexander Syrskyj derzeit teils schwere Niederlagen auf dem Schlachtfeld verkraften müssen. (pm)