Militärparade in Russland: Putin „offen für jeden, der in Moskau sein will“

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Alljährlich lädt Russland zur Militärparade zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs kam kein Gast mehr aus dem Westen.

Moskau – Die jährliche „Militärparade zum Tag des Sieges über den Faschismus“ ist ein Ereignis, zu dem der russische Präsident Wladimir Putin die ehemaligen Alliierten der Anti-Hitler-Koalition aus dem Zweiten Weltkrieg einlädt. Auch 2025 will Putin Staatsgäste aus dem Westen einladen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Tass am Donnerstag (19. Dezember). Im Jahr 2025 wird der 80. Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation der Nationalsozialisten gefeiert. Bei der letzten Parade im Mai 2024 nutzte Putin die Gelegenheit, um Drohungen gegen den Westen und die ehemaligen Alliierten auszusprechen.

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs: Keine westlichen Staatsgäste bei Putins Militärparade

Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges haben keine westlichen Staatsgäste an Putins Militärparade teilgenommen. Das russische Außenministerium plant jedoch, Vertreter aller Alliierten des Zweiten Weltkriegs, einschließlich der USA, Großbritanniens und Frankreichs, einzuladen, wie eine Sprecherin der Nachrichtenagentur erklärte. Putin betonte in seiner jährlichen Fernsehsendung, in der er ausgewählte Fragen von Bürgern und Journalisten beantwortet, dass er „offen für alle, die an diesem Tag in Moskau sein“ möchten, sei.

Im Mai berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung, dass nur der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko und die Staats- und Regierungschefs aus Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Guinea-Bissau, Kuba und Laos an der Parade teilnahmen. Sie hörten eine Rede von Putin, in der er den Krieg in der Ukraine als Kampf gegen die „westlichen Eliten“ darstellte. Diese Interpretation hatte er bereits in seiner Rede unmittelbar nach dem Beginn der vollständigen Invasion der Ukraine im Februar 2022 vorgenommen.

Militärparade in Moskau: Putin lässt hunderte Soldaten aus Ukraine-Krieg marschieren

Bei der Parade 2024 saßen mutmaßliche Kriegsverbrecher, die von der Ukraine gesucht wurden, auf der Ehrentribüne. Unter den marschierenden Soldaten befanden sich laut offiziellen Angaben Hunderte, die am Krieg in der Ukraine teilgenommen hatten. Putin bezeichnete sie als „Helden“. Schon kurz nach der vollständigen Invasion der Ukraine durch Russland im Jahr 2022 wurde deutlich, dass unter russischer Besatzung schwerste Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung verübt wurden.

Die ersten bekannt gewordenen Kriegsverbrechen waren die Tötungen von Zivilisten in Butscha bei Kiew. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden dort mindestens 73 Menschen gezielt getötet. Die mutmaßlich hauptverantwortliche Brigade wurde von Putin mit einem Ehrentitel ausgezeichnet. Die russische Regierung bestreitet bis heute die Kriegsverbrechen ihres Militärs. Gegen Putin wurde vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen der gezielten Entführung ukrainischer Kinder aus besetzten Gebieten ein Haftbefehl erlassen.

Russlands Machthaber Wladimir Putin.
Russlands Machthaber Wladimir Putin bei einer Parade in Moskau. © Sergei Guneyev/Imago

Militärparade 2024: Putin verbreitet Propaganda zum Ukraine-Krieg

In seiner Rede zur Parade 2024 nutzte Putin erneut die Gelegenheit, seine Propaganda zur Rechtfertigung des Krieges in der Ukraine zu verbreiten. Er bezeichnete die ukrainische Führung als „Nazis“ und stellte den Krieg in die Tradition des „Großen Vaterländischen Krieges“, wie der Zweite Weltkrieg in Russland seit Sowjetzeiten genannt wird.

Im Zweiten Weltkrieg hatte die Sowjetunion 24 Millionen Tote zu beklagen, darunter 10 Millionen Soldaten. Allein in der ukrainischen Sowjetrepublik wurden acht Millionen Menschen getötet. Nazi-Deutschland überfiel die Sowjetunion 1941. Am 8. bzw. 9. Mai 1945 kapitulierte die Wehrmacht gegenüber der Sowjetunion und den Westalliierten.

„Fleischwolf“-Taktik – Putins Truppen rücken im Ukraine-Krieg mit schweren Verlusten vor

Der Krieg in der Ukraine ging auch im Dezember mit unverminderter Härte weiter: Putins Truppen rückten mit der sogenannten „Fleischwolf“-Taktik, also Wellenangriffen, im Donbass unter großen Verlusten vor. Russland griff wiederholt auch die zivile Infrastruktur der Ukraine aus der Luft an.

Über mögliche Friedensverhandlungen wird in den westlichen Hauptstädten seit Wochen diskutiert, bisher forderte Moskau jedoch weitreichende Gebietsabtretungen sowie die Neutralität der Ukraine. In Kiew fürchtet die Führung um Präsident Wolodymyr Selenskyj einen Diktatfrieden, der Russland zu einem weiteren Angriff in der Zukunft befähigen könnte.

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