„Dreiste“ ukrainische Angriffe in Russland? Ex-US-General warnt vor „schrecklicher Empfehlung“

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Die USA warnten die Ukraine offenbar vor weiteren Angriffen auf russische Ölraffinerien – aus mehreren Gründen. Ex-US-General Hodges widerspricht.

Kiew/Washington – Über ein Dutzend ukrainische Angriffe auf Ölraffinerien in Russland gab es seit Beginn des Jahres 2024. Die Ukraine sieht die Attacken als legitimes Mittel ihrer Verteidigung an – schließlich wird russisches Öl auch an der Front eingesetzt, etwas als Treibstoff für Panzer. Russland soll durch die Angriffe auch wirtschaftlich getroffen werden – und moralisch: Das russische Volk soll spüren, dass er Ukraine-Krieg auch vor ihrem Leben nicht haltmacht.

USA sollen Angriffe auf Russlands Ölraffinerien nicht gutheißen

Doch nun kam zutage, dass die US-Regierung als größten Unterstützer der Ukraine die Angriffe auf russische Raffinerien nicht gutheißen soll. Laut einem Bericht der Financial Times stehen dahinter auch Wahlkampf-taktische Gründe. Hintergrund: Die Ölpreise klettern derzeit auf dem Weltmarkt nach oben. Dies kommt US-Präsident Joe Biden nicht gelegen. „Nichts erschreckt einen amtierenden amerikanischen Präsidenten mehr als ein Anstieg der Benzinpreise während eines Wahljahres“, wird Bob McNally, ehemaliger Energieberater im Weißen Haus, zitiert.

Zur Skepsis der USA trage außerdem die Furcht bei, Wladimir Putin könnte irgendwann Vergeltung üben für die ukrainischen Angriffe tief im russischen Hinterland, schreibt die Financial Times unter Berufung auf anonyme, regierungsnahe Quellen.  Die Angriffe der Ukraine würden als „dreist“ angesehen, heißt es in dem Bericht.

US-Verteidigungsministerium: Ukraine nicht zu Angriffen in Russland ermutigen

Ganz offiziell erklärte das US-Verteidigungsministerium daher jetzt, dass man ukrainische Angriffe auf russische Ölraffinerien nicht unterstütze: „Seit Beginn dieses Krieges war es immer unsere Position, dass wir die Ukraine nicht zu Angriffen außerhalb ihres eigenen Territoriums ermutigen oder unterstützen“, sagte Ministeriumssprecher Matthew Miller laut der ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform. Dies sei eine „langjährige Position“ der USA, die sich nicht verändert habe und die man der Ukraine auch klar verdeutlicht habe.

Ex-US-General Hodges widerspricht US-Regierung: Angriffe der Ukraine seien legitim

Ein bedeutender Vertreter der US-Armee widerspricht der Position der US-Regierung jedoch deutlich: Ben Hodges, der bis 2017 die US-Streitkräfte in Europa führte, sagte in einem Interview mit BBC Ukraine, er halte es für eine „schreckliche Empfehlung“ der US-Regierung, dass die Ukraine Angriffe auf Ölraffinerien einstellen solle. „Die Ukraine sollte es ignorieren“, forderte er. Russische Ölraffinerien seien für die Ukraine seiner Ansicht nach „legitime Ziele“.

Ex-US-General Ben Hodges sieht Angriffe der Ukraine auf russische Ölraffinerien als legitim an. © Imago (Montage)

Hodges kritisierte weiter, die USA müssten gegenüber Russland eindeutiger auftreten: „Warum sagen wir nicht, dass wir den Sieg der Ukraine wollen und konzentrieren uns darauf? Wir brauchen dringend strategische Klarheit und Prioritäten“, so Hodges im Interview.

USA müssten im Ukraine-Krieg zum Zusammenhalt der Nato beitragen

Die USA müssten im Ukraine-Krieg eine führende Rolle spielen und zum Zusammenhalt der Nato beitragen, mahnte der ranghohe Militärexperte. Genauso appellierte er an Europa, seine seiner Meinung nach ambivalenten Positionen im Ukraine-Krieg aufzugeben und die Ukraine uneingeschränkt zu unterstützen. Vor allem Deutschland müsse sich klar sein, dass es der „größte Verlierer“ wäre, wenn Putin in der Ukraine siegen würde. (smu)

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