Die Krim wankt: Putins Alptraum „Neptun“ hat wieder zugeschlagen
Den ukrainischen Streitkräften gelingt der nächste heftige Schlag gegen Wladimir Putins Schwarzmeerflotte auf der Krim. Eine Geheimwaffe Kiews war wohl beteiligt.
Sewastopol – Es ist wohl der nächste Beleg dafür, dass die Flugabwehr von Russland auf der Krim sehr große Probleme hat, die 2014 völkerrechtswidrig annektierte Halbinsel gegen Luftangriffe der Ukraine zu verteidigen.
Auf der Krim: Wladimir Putins Schwarzmeerflotte steht schwer unter Druck
Am Samstag und am Sonntag (24. März) führten die ukrainischen Streitkräfte die nächsten schweren Luftschläge gegen die Schwarzmeerflotte von Kreml-Autokrat Wladimir Putin aus. Nach neuesten Erkenntnissen war neben den Luftstreitkräften Kiews an diesen aufsehenerregenden Treffern im Ukraine-Krieg auch die Marine des geschundenen Landes beteiligt – und zwar bezeichnenderweise deren Küstenverteidigung.
Denn: Wie das Portal Defense Express am Mittwoch (27. März) berichtete, wurde das russische Aufklärungsschiff „Iwan Churs“ wohl von einem ukrainischen Seezielflugkörper „Neptun“ getroffen. Das sollen Satelliten-Aufnahmen belegen, die bei Telegram kursieren. Es wäre der nächste empfindliche Angriff der Ukrainer mit Putins Alptraum-Waffe.

Putins Schwarzmeerflotte: Ukrainer versenkten mit Neptun-Raketen die „Moskwa“
Zur Erinnerung: Am 14. April 2022 beschädigten die Ukrainer mutmaßlich mit zwei Neptun-Raketen den russischen Lenkwaffenkreuzer „Moskwa“ derart, dass das schwer getroffene russische Kriegsschiff beim Abschleppversuch nach Sewastopol sank. Es war ein prestigeträchtiger militärischer Erfolg für Kiew. Nicht nur, dass der Lenkwaffenkreuzer den Namen der russischen Hauptstadt trug – er war auch das Flaggschiff von Putins Schwarzmeerflotte.
Moskau dementierte seinerzeit den mutmaßlichen Neptun-Einschlag trotz integrierter Luftverteidigung auf dem Lenkwaffenkreuzer derart vehement, sodass dies regelrecht als Hinweis auf die Echtheit der ukrainischen Version gewertet werden konnte. Während russische Eltern öffentlich nach ihren verschollenen Söhnen, konkret nach Marine-Soldaten von der „Moskwa“, suchten, sprach der Kreml stattdessen von einem Brand durch einen Defekt an Bord.
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Neptun-Seezielflugkörper der Ukraine: Schläge gegen Moskaus Krim-Truppen
Damit nicht genug: Sowohl am 23. August als auch am 14. September 2023 wollen die Ukrainer mit Neptun-Seezielflugkörpern je ein großes Flugabwehrraketensystem S-400-Triumf auf der Krim zerstört haben – zuerst bei Tarchankut, dann bei Jewpatorija. Die „Iwan Churs“ soll nun, an Land liegend, von einer R-360 Neptun, so die technische Bezeichnung, am Heck getroffen worden sein. Aus Russland gab es keine Reaktion zu der Meldung, die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen, weil die verbreiteten Bilder recht unscharf sind.
Kiew hatte die Entwicklung des R-360-Neptun-Seezielflugkörpers im Jahr 2013 nach dem Euromaidan angekündigt, als klar wurde, dass das Moskauer Regime eine der Europäischen Union (EU) zugewandte Ukraine nicht akzeptieren würde. Weil die Ukrainer zu diesem Zeitpunkt nur über eine sehr kleine Marine mit ebenso kleinen Küstenpatrouille-Booten verfügten, sollten Raketen-Batterien mit Seezielflugkörpern die Küstenverteidigung übernehmen – zum Beispiel rund um Odessa.
Gegen Bedrohung durch Russland: Ukraine entwickelte Neptun-Raketen selbst
Eine Neptun-Raketenbatterie besteht in der Regel aus einem USPU-360-Starterfahrzeug zum Abschuss der fünf Meter langen Raketen, einem RCP-360-Feuerleitfahrzeug (siehe Foto unten, 2.v.li.) für die Zielsteuerung sowie mehreren TZM-360-Transport-Lastwagen. Das staatseigene Entwicklungsbüro Luch aus Kiew arbeitete bei der Konzeption der schweren Waffe, die vollständig aus ukrainischer Produktion stammt, etwa mit der Maschinenfabrik Zhulyany und dem Lastkraftwagen-Hersteller KrAZ zusammen.
Der Seezielflugkörper ist mit einem Gefechtsgewicht von 870 Kilogramm samt Booster vergleichsweise leicht, dasselbe gilt für den Sprengkopf mit 150 Kilogramm. Angeblich kann die Waffe 940 km/h schnell fliegen. Ein Geheimnis wird daraus gemacht, wie die Rakete mit ihrem Suchradar im Endanflug elektronischen Gegenmaßnahmen ausweichen kann. Und wie ein verhältnismäßig kleiner Sprengkopf in die Lage versetzt wird, ein ganzes Kriegsschiff zu versenken.

Ukraine-Krieg: Experte sieht in der Krim den Schlüssel gegen Wladimir Putin
Eigenen Angaben zufolge haben die ukrainischen Streitkräfte am vergangenen Wochenende zudem Kommunikationseinrichtungen der Russen in Sewastopol bombardiert sowie die Landungsschiffe „Jamal“ und „Asow“ bei Luftangriffen schwer beschädigt. Dabei kamen wohl erneut die schlagkräftigen Marschflugkörper „Storm Shadow“ und/oder „Scalp-EG“ zum Einsatz, die entweder von Kampfflugzeugen MiG-29 oder Su-24M der Ukrainer verschossen werden. Bereits bis Mitte Januar wurden angeblich 22 Kriegsschiffe von Putins Schwarzmeerflotte ukrainischen Angaben zufolge entweder versenkt oder zumindest nachhaltig beschädigt.
Bezeichnend: Der US-amerikanische Ex-General und heutige Militärexperte Ben Hodges schrieb kürzlich in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.): „Um diesen Krieg siegreich zu beenden, muss die Ukraine die annektierte Krim für die Russen unhaltbar machen. Solange russische Truppen auf der Krim stationiert sind, können die Russen die Ukraine jederzeit von zwei Fronten angreifen und den Seeweg durch das Schwarze Meer blockieren.“ (pm)