„Deutschland wäre größter Verlierer“: Ex-US-General warnt drastisch vor Putin-Sieg in der Ukraine
Scholz verfolge im Ukraine-Krieg eine „seltsame Logik“, so der US-Militärexperte Ben Hodges. Deutschland müsse einen Sieg Putins mehr fürchten als Reaktionen auf deutsche Waffen.
Kiew – Der ehemalige Kommandeur der US-Streitkräfte in Europa sieht ungute Zeiten für Deutschland kommen, wenn die deutsche Regierung die Ukraine nicht entschlossener unterstützt. Deutschland werde zum größten Verlierer, sollte der russische Präsident Wladimir Putin seinen Feldzug im Ukraine-Krieg gewinnen, prognostizierte Ben Hodges, Generalleutnant a. D. der US-Armee, in einem Interview mit der BBC Ukraine.
„Sollte Russland gewinnen, wäre Deutschland der größte Verlierer“
„Die Europäer müssen sich an die Arbeit machen und sich ernsthaft darum bemühen, der Ukraine beim Sieg über Russland zu helfen“, mahnte der hochrangige Militär. Hodges zeigt dabei mit dem Finger vor allem auf Deutschland: „Sollte Russland gewinnen, wäre Deutschland der größte Verlierer“, so seine harte Prognose. Deutschland werde dann erstens zur „Geisel der russischen nuklearen Bedrohung“ und zweitens würden wieder Millionen ukrainische Flüchtlinge nach Deutschland kommen.
„Es liegt im Interesse Deutschland, dass die Ukraine Russland besiegt“, bilanzierte deshalb Ben Hodges. Die Ukraine zu unterstützen sei keine „Wohltätigkeit für die Ukraine“, sondern es liege im eigenen Interesse Europas.
Taurus-Weigerung von Scholz im Ukraine-Krieg: US-General sieht „seltsame Logik“
Auch zur Weigerung von Kanzler Olaf Scholz (SPD), der Ukraine Taurus-Marschflugkörper zu liefern, äußerte sich der Ex-US-Kommandeur in dem BBC-Interview. Mit Taurus-Raketen könnte die Ukraine russische Ziele auch in weiter Entfernung treffen – und das sei der Hauptgrund für Scholz, sie nicht zu liefern, glaubt Hodges. Scholz befürchte, die Ukraine werde Taurus-Marschflugkörper nutzen, um die Kertsch-Brücke zu zerstören, und dass Russland dann mit Atomwaffen gegen Deutschland zurückschlagen könnte.
„Das ist eine seltsame Logik“, so Hodges gegenüber der BBC. Eine Zerstörung der Krim-Brücke wäre zwar zweifelsohne eine „Demütigung für Putin“, doch der russische Präsident habe bisher auch nicht gegen die Ukraine selbst Atomwaffen eingesetzt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Putin einen solchen Angriff startet, hängt seiner Meinung nach auch nicht mit der Lieferung bestimmter Waffen zusammen, sondern mit der Frage, wie einig und entschlossen man Russland gegenüber auftrete.
Deutschland, Europa und USA hätten kein klares Ziel im Ukraine-Krieg
Die Zerstörung der Kertsch-Brücke werde außerdem auch ohne deutsche Taurus-Raketen früher oder später passieren, ist sich der General sicher. „Die ukrainischen Geheimdienste werden dafür einen guten Plan haben, und es wird etwas sein, das uns alle in Erstaunen versetzen wird.“
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Hodges kritisiert aber nicht nur die deutsche Regierung. Auch Europa und die USA insgesamt müssten entschlossener der Ukraine helfen, fordert er. Noch immer verfolge man nicht eindeutig das strategische Ziel, dass die Ukraine den Krieg gegen Russland gewinnen muss „Und wer kein klares Ziel hat, wird immer verlieren.“ Dasselbe Problem habe es in Afghanistan, Vietnam und Korea gegeben.
Vorschlag zur Truppen-Entsendung sei „großartig“ – Putin Grund zur Sorge geben
Lobende Worte findet der prominente US-General gegenüber dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Dass Macron eine Stationierung westlicher Truppen in der Ukraine nicht ausschließt, sei „großartig“. Auch wenn eine solche derzeit gar nicht zur Debatte stehe: „Geben Sie den Russen einen weiteren Grund zur Sorge“. Sein Plädoyer: „Wir verbringen zu viel Zeit damit, uns Gedanken darüber zu machen, was die Russen tun könnten, anstatt ihnen Sorgen darüber zu machen, was wir tun können.“
„Deutschland, Großbritannien, Frankreich sind allesamt souveräne Staaten. Und sie sind zu mehr fähig“, appellierte der Ex-General. Die EU sei insgesamt wirtschaftlich und militärisch Russland überlegen. Putin werde auch nicht so „dumm“ sein und sich mit der Nato anlegen, sagte Hodges. Stattdessen gibt es nun anonyme Informationen aus Kreml-Kreisen, die auf zwei potenziell Strategien Putins im Ukraine-Krieg hindeuten. Charkiw könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen – auch für ein Ende des Krieges. (smu)