Deutschland in Putins Visier? Nato-General mahnt zu Vorbereitung auf Krieg gegen Russland

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Der Nato hat nicht viel Zeit, sich auf einen möglichen Konflikt mit Russland vorzubereiten, warnen Generäle. Deutschland könnte eine wichtige Rolle spielen.

Ulm – Droht Europa ein Krieg mit Russland? Nato-Führungskräfte befürchten, dass Russland Ziele in ganz Europa angreifen könnte – darunter auch Deutschland. Hohe Vertreter haben zudem darauf hingewiesen, dass der Nato ein Zeitfenster von nur drei Jahren zur Verfügung steht, um seine Verteidigung gegen eine mögliche russische Offensive gegen das Bündnisgebiet zu sichern.

Nato-General mahnt zu Vorbereitung auf Krieg gegen Russland

Generäle aus Deutschland, den Vereinigten Staaten und den Niederlanden befürchten, dass die Armee von Wladimir Putin tief hinter der Frontlinie zuschlagen würde, um die für die Aufrechterhaltung der Kriegsanstrengungen notwendige zivile und militärische Infrastruktur zu zerstören.

„Wir müssen davon ausgehen, dass ein Aggressor das gesamte Spektrum der Gewalt einsetzen wird, um Kommunikationslinien auch im rückwärtigen Bereich zu zerstören“, sagte Nato-Generalleutnant Alexander Sollfrank in Ulm gegenüber der britischen Times. Das reiche von Sabotageakten über Cyberangriffe bis hin zu Raketen und Drohnen. Darauf müsse man sich vermehrt vorbereiten.

Der russische Präsident Wladimir Putin (R) lächelt während eines Gesprächs mit Außenminister Sergej Lawrow (L) bei einem Treffen mit dem serbischen Premierminister Aleksandar Vucic.
Die Sorge vor einem bewaffneten Konflikt zwischen der Nato und Russland wächst. © Sergei Chirikov / Pool/dpa

Gefahr vor Krieg mit Russland? Geheimpapier der Bundeswehr zeigt Szenario auf

Jüngst hatte ein Geheimpapier der Bundeswehr ebenfalls ein beunruhigendes Szenario im Ukraine-Krieg aufgezeigt. Darin geht es zunächst um hybride Kriegsführung mit russischen Cyber-Attacken auf kritische Infrastruktur des Westens und gesellschaftliche Destabilisierung der osteuropäischen Staaten durch Falschinformationen und Aufwiegelung im Internet. Verdeckt durch Militärmanöver würde Russland demnach anschließend seine Exklave Kaliningrad aufrüsten. Schließlich würde ein durch Russland herbeigeführter „Grenzkonflikt“ zu Kampfhandlungen mit Litauen und Polen führen.

Vorbereitung auf Krieg gegen Russland: Deutschland könnte „Drehscheibe“ für Nato-Pläne werden

Auch wenn die Szenarien rein hypothetisch sind, nehmen Militärexperten die Bedrohungslage ernst. Sollfrank erklärt gegenüber der Times, dass in Deutschland nach dem Kalten Krieg eine Menge an Panzern und Munition zerstört wurde, auch Depots und Lager seien in Friedenszeiten verschwunden. „Jetzt arbeiten wir sehr intensiv daran, dieses robuste, widerstandsfähige Verstärkungs- und Versorgungsnetz wiederaufzubauen, um volle Unterstützung zu haben. Wir brauchen eine belastbare Infrastruktur“, so Sollfrank.

Deutschland könnte bei den Plänen eine entscheidende Rolle spielen und als zentrale „Drehscheibe“ für die Verstärkungs- und Nachschublinien der Nato in Europa ausgewählt werden, sagten Nato-Führungskräfte gegenüber der Times. Das reiche von Munitionsfabriken und Kommandozentralen bis hin zu Kraftwerken, Brücken und Eisenbahnen.

Ausweitung des Ukraine-Kriegs? Nato-Generalleutnant warnt: „Keine Zeit zu verlieren“

Eine Hürde für die Nato bei der Planung könnten die Vorschriften sein, die den Austausch und Transport von militärischer Mittel nicht nur zwischen den Ländern, sondern auch zwischen verschiedenen Teilen Deutschlands einschränken. So erfordert der Transport von militärischem Personal und Material über Grenzen hinweg auch innerhalb der Europäischen Union und des Schengenraums ein Genehmigungsverfahren. Sollfrank spricht sich dafür aus, „den bürokratischen Aufwand zu reduzieren oder anzupassen.“ Am Ende habe man „keine Zeit zu verlieren.“

Eine wichtige Rolle könnte dabei das Projekt PESCO (Permanent Structured Cooperation) Military Mobility spielen. Es soll laut Angaben des Verteidigungsministeriums zur Vereinfachung, Standardisierung und Beschleunigung von Verfahren dienen sowie der Modernisierung von (Verkehrs-)Infrastruktur, um Truppen und Material in Europa schneller grenzüberschreitend verlegen zu können. Alle EU-Mitgliedstaaten nehmen an PESCO teil. (bohy)

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