„Expresszuschlag“: Wenn Putin angreift, hängt viel von der Deutschen Bahn ab
Die Nato bereitet sich auf einen möglichen Angriff durch Wladimir Putins Russland vor. Die Bundeswehr müsste voll auf die Deutsche Bahn vertrauen.
Cham/Berlin – Erst kürzlich hat die Bundeswehr bei der Nato-Übung „Grand North 24“ in Norwegen zur Abschreckung von Russland dem Regime von Kreml-Autokrat Wladimir Putin gezeigt, was sie unter anderem an Waffensysteme und Fähigkeiten zu bieten hat.
Abschreckung gegen Wladimir Putins Russland: Nato hält Großmanöver ab
Der Imperialismus Moskaus im Ukraine-Krieg dient als mahnendes Beispiel, während die östlichen Bündnispartner der Verteidigungsallianz zwischen Baltikum und Polen um ihre staatliche Souveränität und Unabhängigkeit bangen. Aus diesem Grund wird „Grand Quadriga 24“ (15. bis 30. Mai) wesentlicher Bestandteil des Nato-Großmanövers „Steadfast Defender 24“ sein, das zwischen Anfang März und Ende Mai alle Teilübungen des Bündnisses vereint.
Der Bundeswehr kommt dabei eine ganz entscheidende Rolle zu. Denn: Sie würde zusammen mit polnischen und litauischen Nato-Truppen den Suwalki-Korridor (siehe Karte unten) verteidigen, sollte die russische Armee versuchen, das Baltikum genau hier, zwischen der Exklave Kaliningrad an der Ostsee und Belarus, abzuschneiden. Damit nicht genug: Sollte Putin die Nato tatsächlich hier angreifen, hinge sehr viel von Deutschen Bahn (DB) ab.

Leopard-2-Panzer der Bundeswehr: Zu schwer für die A400M der Luftwaffe
Schließlich können die Airbus A400M der deutschen Luftwaffe zwar Fahrzeuge bis zu einem Gewicht von 37 Tonnen transportieren. Doch der Leopard 2A6 und der 2A7 wiegen je etwas mehr als 62 Tonnen. Wie das ZDF berichtet, habe die Bundeswehr deshalb für 100 Millionen Euro auf zwei Jahre einen sogenannten Rahmenfrachtvertrag mit der DB Cargo abgeschlossen. Konkret: Das DB-Unternehmen hält dem deutschen Heer, also den Landstreitkräften, pro Jahr 300 Waggons und Lokomotiven für mehr als 1300 Militärtransporte vor. Die Waggons und Lokomotiven werden demnach permanent für die Bundeswehr geblockt.
Damit nicht genug: wie das ZDF auf seiner Website weiterschreibt, habe sich die Bahn dazu verpflichtet, zwei grenzüberschreitende Militär-Transporte pro Tag und Richtung für die Bundeswehr freizuhalten. Litauen könnte im Falle eines russischen Angriffes jede nur denkbare Unterstützung gebrauchen. Nicht nur, weil der baltische Staat mit seinen rund 2,8 Millionen Einwohnern recht klein ist. Auch das litauische Heer ist mit rund 14.500 Soldatinnen sowie Soldaten überschaubar groß und hat zudem keinen einzigen Kampfpanzer.

Meine news
Mit Leopard-2-Panzern: Bundeswehr müsste für die Nato Litauen verteidigen
Die Grundausrüstung an gepanzerten Fahrzeugen bilden stattdessen 88 GTK-Boxer-Radpanzer aus deutscher Produktion sowie etwas mehr als 200 alte Mannschaftstransporter M113 auf Ketten, die sich in der Ukraine jedoch wegen ihrer steilen Seiten sowie schwachen Panzerung und Bewaffnung als sehr verwundbar erwiesen haben. Laut Global Firepower Index (GFP) waren, Stand 28. März, von 21 selbstfahrenden Panzerhaubitzen 2000 der Litauer ferner gerade mal 14 einsatzbereit. Die vom Münchner Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann und dem rheinländischen Rüstungskonzern Rheinmetall in Kooperation produzierte Haubitze auf Ketten stellt den Kern der litauischen Artillerie.
Maßgeblich beteiligt an „Quadriga 24“ ist aus der 10. Bundeswehr-Panzerdivision die Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“ (PzBrig 12) mit rund 4500 Soldatinnen und Soldaten aus dem ostbayerischen Cham. Die dazugehörigen Panzerbataillone 104 und 363 sind mit Leopard-2-Kampfpanzern ausgerüstet, die Panzergrenadierbataillone 112 und 122 mit „Mardern“ und/oder mit Puma-Schützenpanzern. Sie bringen die Fußsoldaten ins Gefecht, während die Kampfpanzer direkt gegnerische Panzer bekämpfen. Und genau das sollen die Bundeswehr-Soldaten im Baltikum trainieren.

Sorgen vor Wladimir Putin: Nato bereitet sich zwischen Polen und Baltikum vor
Zu einem Bataillon der Bundeswehr zählen in der Regel 46 Panzer. Wären bei der Panzerbrigade 12 geschätzt bis zu 92 „Leoparden“ sowie ebenso viele Schützenpanzer, Pionier- und Bergepanzer wie den Brückenlegepanzer „Biber“ noch nicht eingerechnet. All diese Fahrzeuge müssen bis Mitte Mai über Polen ins Baltikum verlegt werden, wie aus einer veröffentlichten Karte auf der Bundeswehr-Website hervorgeht. Und zwar unter simulierten Bedingungen.
Der Rahmenfrachtvertrag der DB Cargo und der deutschen Streitkräfte beinhaltet laut ZDF eine Klausel über einen sogenannten „Expresszuschlag“. Tritt diese Klausel in Kraft, hätten Militärtransporte im deutschen Bahnverkehr Vorrang vor dem Personenverkehr. Der „Expresszuschlag“ wurde festgezurrt, weil Deutschland im vergangenen Jahr mit der Panzergrenadierbrigade 37 aus Frankenberg (Sachsen) Leitnation der als Nato-Speerspitze bekannten Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) war. Auch mit Blick auf die russische Bedrohung gegen das Baltikum hat die Klausel eine unbehagliche Aktualität. (pm)