1000 Soldaten aus Bayern üben Putin-Abwehr: Bundeswehr zeigt Russland ihre Waffen in Norwegen

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Die Bundeswehr verlegt in einem spektakulären Manöver Hunderte Soldaten aus Bayern nach Norwegen. Dort ist die Furcht vor Wladimir Putins Russland groß.

Narvik - 197,7 Kilometer lang ist die Landgrenze zwischen Norwegen und Russland. Hinzukommt eine 23,2 Kilometer lange Seegrenze im Varangerfjord der Barentssee.

Bundeswehr in Norwegen: Nato übt Abschreckung von Wladimir Putins Russland

Seine Lage macht Norwegen zur Schwachstelle des Nato-Bündnisses, während im Westen befürchtet wird, dass der Imperialismus des selbstherrlichen Kreml-Machthabers Wladimir Putin nicht in der Ukraine enden könnte. Dagegen soll Abschreckung helfen. Seit Dienstag (5. März) bis einschließlich 14. März läuft hier, im äußersten Norden der nordischen Länder, die Nato-Übung „Nordic Response“ im Rahmen des gewaltigen Großmanövers „Steadfast Defender 24“.

Mittendrin: 1000 Soldatinnen und Soldaten der Gebirgsjägerbrigade 23 „Bayern“. Sie wurden unter hohem Aufwand von ihren Standorten zwischen Bad Reichenhall im Berchtesgadener Land, Füssen im Allgäu und Ingolstadt nach Skandinavien verlegt. Die deutschen Truppenteile, die auf Einsätze in gebirgigem, hügeligem und verschneiten Gelände spezialisiert sind, zeigten Moskau unumwunden ihr Gerät. Dieses lässt zumindest Einschätzungen zu dem ansonsten geheimen Manöver zu.

Beim Nato-Großmanöver im Einsatz: Kettenfahrzeuge BV 206 S Hägglund der deutschen Bundeswehr Anfang März in Norwegen.
Beim Nato-Großmanöver im Einsatz: Kettenfahrzeuge BV 206 S Hägglund der deutschen Bundeswehr Anfang März in Norwegen. © Screenshot X@Deutsches_Heer

Norwegen: Bundeswehr verlegt für Nato-Großmanöver Gebirgsjäger aus Bayern

Laut Website der Bundeswehr war der Hafen von Sørreisa 85 Kilometer nördlich von Narvik (rund 22.000 Einwohner) Ziel der enormen Truppenverlegung. Ausgerechnet Narvik, möchte man sagen. Hier fand einst zwischen dem 9. April bis 8. Juni 1940 die verlustreiche und später verfilmte „Schlacht um Narvik“ zwischen Nazi-Deutschland, Großbritannien und norwegischen Verteidigern statt.

Heutzutage ist rund 80 Kilometer nordöstlich von Narvik und 20 Kilometer südöstlich von Sørreisa in Bardufoss die einzige norwegische Heeresbrigade stationiert, die Brigade Nord. Unweit von Narvik ließe sich im Ernstfall zum Beispiel zwischen Ofotfjord - also zwischen dem Meer - und der schwedischen Grenze eine nur knapp acht Kilometer breite Frontlinie errichten. Würde Norwegen hier verteidigt werden? Während die Nato für „Steadfast Defender 24“ Russland unter Putin wegen der Erfahrungen aus dem Ukraine-Krieg direkt als möglichen Aggressor benannt hat?

Gebirgsjägerbrigade 23 „Bayern“
Soldatinnen und Soldaten: 5300
Unterstellung: Division Schnelle Kräfte
Truppengattung: Gebirgstruppe des Heeres (Landstreitkräfte)
Stabskompanie (Hauptquartier): Bad Reichenhall
Standorte und Kasernen: Bischofswiesen-Strub, Mittenwald, Füssen, Ingolstadt
Kommandeur: Brigadegeneral Michael Bender

Nato-Mitglied Norwegen: Nur eine Kampfbrigade im Norden stationiert

Die heimischen Landstreitkräfte sind überschaubar: Die Briagde Nord dürfte als einzige klar definierte Kampfbrigade des nach Einwohnern kleinen Landes (rund 5,5 Millionen) den Großteil der Kampfpanzer und der knapp 110 Schützenpanzer CV 90 haben. Laut des Global Firepower Index (GFP) sind derzeit von nur 36 Kampfpanzern Leopard 2A4NO (Stand 6. März) gerade mal 29 einsatzbereit. Nach Bundeswehr-Verständnis würde das nicht mal für ein Bataillon (46 Panzer) reichen. Die Deutschen haben für „Nordic Response“ indes keine Kampfpanzer mitgebracht.

Laut Website der Bundeswehr sind „80 Transportfahrzeuge vom Typ BV 206 S Hägglunds, mehrere Panzermörser, Waffenträger Wiesel, Kraftfahrzeuge, viele unterschiedliche Lastkraftwagen“ nach Norwegen transportiert worden, die meisten davon mutmaßlich verschifft über die Nordsee. Die vergleichsweise kleinen Hägglunds mit 7,3 Tonnen Gewicht sollen jeweils bis zu zehn Mann Infanterie durch unwegsames Gelände befördern. Auf dem Dach des geschützten Kettenfahrzeuges kann das Standard-Maschinengewehr MG 3 der Bundeswehr im Kaliber 7,62 Millimeter montiert werden. Das war es dann aber auch schon an Bewaffnung des 177-PS-Gefährts.

Deutsche Gebirgsjäger in Norwegen: Bundeswehr bringt keine Panzer mit

Bezeichnend: Panzer oder Artillerie wie Panzerhaubitzen haben die deutschen Gebirgsjäger schon seit Jahren nicht mehr in ihren Reihen. Sie sind Spezialisten zu Fuß oder auf Skiern, wie auch die aktuellen Fotos aus Norwegen veranschaulichen. So würde die Nato mutmaßlich versuchen, gepanzerte russische Truppen auf der einzigen großen Verkehrsverbindung im Norden des Landes aufzuhalten, auf der Europastraße E6, an der unmittelbar Bardufoss liegt. Und die über Narvik zu den Großstädten im Süden führt, namentlich Trondheim, Bergen, Stavanger und schließlich Oslo.

Die deutschen Soldaten sind für derlei Einsätze etwa in Scharfschützen-Missionen trainiert, oder wie die Bundeswehr erklärt, darin, Kampfflugzeugen zum Beispiel mittels Laser Angriffsziele durchzugeben. Auch das dürfte bei „Nordic Response“ geübt werden.

Wegen Russland: Norwegen, Schweden und Finnland trainieren Luftverteidigung

Seit Jahren schon trainieren die norwegischen Luftstreitkräfte, die bis 2025 mit 34 hochmodernen F-35-Tarnkappenjäger aus den USA ausgestattet werden, die schwedische Luftwaffe (insgesamt 71 Gripen-Kampfjets) und die finnischen Luftstreitkräfte (insgesamt 55 F/A-18C-Kampfjets) gemeinsam die Verteidigung des nordischen Luftraums gegen eine mögliche russische Bedrohung.

Nato-Manöver am Polarkreis: Deutsche Gebirgsjäger üben im Norden Norwegens die Abschreckung Russlands.
Nato-Manöver am Polarkreis: Deutsche Gebirgsjäger üben im Norden Norwegens die Abschreckung Russlands. © Screenshot X@Deutsches_Heer

Wie die Bundeswehr ferner mitteilt, kommen die meisten deutschen Soldaten bei der Übung aus dem Gebirgsjägerbataillon 233 in Mittenwald. Sie sollen mithelfen bei der Abschreckung Putins, während Norwegen eine mögliche Invasion durch Russland sogar in der Streaming-Serie „Occupied - Die Besatzung“ durchgespielt hat und der reale norwegische Befehlshaber General Eirik Kristoffersen seine Landsleute eindringlich vor einem solchen Szenario gewarnt hat. (pm)

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