Wagenknecht-Partei kommt in Umfrage auf sieben Prozent - keine Drei-Parteien-Bündnisse mehr möglich
Kurz nach dem ersten Parteitag freut sich das Bündnis Sahra Wagenknecht über starke Umfragewerte. Koalitionsbildungen auf Bundesebene werden schwieriger.
Berlin – Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) ist kaum einen Monat alt und sorgt bei Demoskopen bereits für Furore und in der Parteienlandschaft für ein erstes Ausrufezeichen. Einer Umfrage des Instituts Insa im Auftrag der Bild zufolge würde das BSW, das erst kürzlichen seinen ersten Parteitag abhielt, aus dem Stand heraus auf satte sieben Prozent kommen, wäre am kommenden Sonntag Bundestagswahl.
Doch damit nicht genug: Unterm Strich dürfte das Wählerpotenzial der neuen Partei, deren Gründungsmitglieder mehrheitlich aus ehemaligen Angehörigen der Linkspartei bestehen, noch deutlich höher liegen.
Sahra Wagenknecht | |
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Geboren: | 16. Juli 1969 in Jena |
Bisherige Parteien: | SED, PDS, Die Linke, Bündnis Sahra Wagenknecht (aktuell) |
Aktuelle politische Funktion: | Vorsitzende des Bündnis Sahra Wagenknecht (seit dem 8. Januar, gemeinsam mit Amira Mohamed Ali) |
Wagenknecht-Partei liegt laut Umfragen bei sieben Prozent für Bundestagswahl
Die Insa-Wählerpotenzialanalyse zeigt, dass das BSW mit rund vier Prozent sogenannten „sicheren Stimmen“ bei einer anstehenden Bundestagswahl rechnen kann. Darüber hinaus gehen die Meinungsforscher davon aus, dass – neben den aktuell verorteten sieben Prozent an BSW-Zustimmung – weitere elf Prozent der Wählerinnen und Wähler sich vorstellen könnten, das BSW zu wählen. Unterm Strich läge das Potenzial der Wagenknecht-Partei also bei beachtlichen 18 Prozent.
Bei den anderen Parteien verbessert sich die SPD um einen Prozentpunkt auf 14,5 Prozent. Auch die Linkspartei wächst um einen halben Punkt – würde aber mit aktuell 3,5 Prozent der potenziellen Wählerstimmen die Fünf-Prozent-Hürde und somit den Einzug in den Bundestag klar verfehlen. Weiterhin souveräner Platzhirsch bleibt die CDU/CSU (30 Prozent), trotz des Verlustes eines halben Prozentpunktes. Diese Einbuße hat übrigens auch die AfD (21 Prozent) zu konstatieren, während die Grünen (12,5 Prozent), FDP (5 Prozent) sowie die Freien Wähler (2,5 Prozent) auf ihren Insa-Vorwochen-Prognosen stagnieren.
BSW mischt Parteienlandschaft auf, keine Ampel-Mehrheit
Die momentanen Umfragewerte sorgen für weitere Verschiebungen und möglichen Neustrukturierungen in der Parteien- und Koalitionslandschaft. Auch mit dem Einstieg des BSW bleibt es dabei, dass die aktuelle Ampel-Regierung (32 Prozent) keine parlamentarische Mehrheit mehr zustande bringt. Gleiches gilt, Stand heute, auch für Bündnisse aus CDU/CSU und den Grünen oder CDU/CSU und der SPD.
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Rechnerisch im Bereich des Möglichen läge derweil eine sogenannte Kenia-Koalition (Union, SPD, Grüne), die es derzeit auf 57 Prozent bringen würde, eine Jamaika-Koalition (Union, Grüne, FDP - 47,5 Prozent) oder eine Deutschland-Koalition, bei 49,5 Prozent liegend, von Union, SPD und FDP.
Wegen Wagenknecht-Partei: Nur noch Vier-Parteien-Bündnisse möglich
Durch den relevanten Eintritt des BSW in den Wahlprognosen wäre aktuell lediglich noch eine bestimmte quantitative Parteien-Konstellation vorstellbar, wie Insa-Chef Hermann Binkert in der Bild erläutert: „Ohne und gegen die Union kann keine Regierung gebildet werden. Weil die Wagenknecht-Partei die Fünf-Prozent-Hürde überspringt, sind ausschließlich vier Parteien-Bündnisse möglich – die beiden Unionsparteien plus zwei weitere Parteien.“
Einzig für den Fall, dass sich Parteien entschließen würden, das Bündnis Sahra Wagenknecht in einer Regierungskoalition einzubinden, so Binkert weiter, würden sich weitere Koalitionsoptionen ergeben. Hier ist momentan aber noch fraglich, ob und welche Parteien sich eine Zusammenarbeit mit dem BSW vorstellen können. SPD-Bundesvorsitzender Lars Klingbeil warnte erst vor Kurzem vor dem neuen Bündnis und setzte dieses mit der AfD und Putin gleich. (chnnn)
Hinweis: Das Meinungsforschungsinstitut Insa befragte vom 26. bis zum 29. Januar 2024 insgesamt 2002 Personen. Die maximale statistische Fehlertoleranz liegt bei +/- 2,5 Prozentpunkten.