„Zombiepilze“ sollen gegen Krebs helfen – neue Studie macht Hoffnung

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Wissenschaftler fanden in einem Parasiten-Pilz Eigenschaften zur Hemmung von Zellteilung. Die Ergebnisse geben Hoffnung für die Krebs-Forschung.

München – Infiziert sich eine Raupe mit dem sogenannten „Zombiepilz“, ist sie so gut wie todgeweiht. Für den Menschen könnte der orange aussehende Pilz mit den vielen Ärmchen dagegen zum Heilmittel gegen Krebs werden. Zumindest zeigt das eine erste Studie. Aber ob es wirklich funktioniert und wie, ist aktuell unklar und noch viel Forschung notwendig.

„Zombiepilze“ als das nächste Krebsheilmittel? Studie gibt Hoffnung

Die sogenannten „Zombiepilze“ heißen eigentlich Cordyceps-Pilze und bekommen ihren Namen durch ihre Lebensweise. Sie sind nämlich dafür bekannt, Insekten zu befallen und sozusagen in „Zombies“ zu verwandeln, wie unter anderem das Wissensmagazin Scinexx beschreibt. Denn die Pilze übernehmen den Körper des Wirtes und manipulieren sein Verhalten, sodass dieser weitere Insekten mit dem Pilz infiziert. Einmal befallen, setzt sich der chemische Stoff Cordycepin frei. Seine Wirkungsweise: Zellen können sich nicht mehr teilen, die Insekten sterben und der Pilz kann wachsen.

Dieses gehemmte Zellenwachstum untersuchten nun auch Forscher der School of Pharmacy von der Universität Nottingham in einer Studie. Denn wenn sich im menschlichen Körper Zellen immer stärker verändern und unkontrolliert zu teilen beginnen, entstehen Knoten und Wucherungen, die allgemein als Tumore bezeichnet werden. Bei diesen überaktiven Zellwachstumssignalen setzen die Forscher an. Ihre Annahme: Die „Zombiepilze“ könnten das Wachstum von Krebszellen verlangsamen.

Experte erklärt: „Kam das raus, was man sich immer wünscht“ – doch noch viel Forschung notwendig

Onkologe Hans-Joachim Schmoll erklärt dazu in einem Beitrag auf RTL: „Mit dem Extrakt von diesem Pilz wurde eine Zelle von Brustkrebs genommen und es kam das raus, was man sich immer wünscht. Dass man einen Mechanismus der Wirksamkeit findet, der noch nicht ganz so bekannt war, der vielleicht weiterführen kann und mit einer guten Wirkung gegen diesen Modell-Brustkrebs.“

Der Zombie-Pilz könnte auch gegen Krebs helfen – So die Hoffnung. Doch noch viel Forschung wird benötigt.
Der Zombie-Pilz könnte auch gegen Krebs helfen – So die Hoffnung. Doch noch viel Forschung wird benötigt. © cendeced/Depositphotos/IMAGO

Pilz zeigt in Studie direkten Einfluss auf Zellwachwachstum

Die Wissenschaftler maßen die Auswirkungen von Cordycepin auf die Aktivität von Tausenden von Genen in mehreren Zelllinien und verglichen sie mit den Datenbanken anderer hinterlegter Behandlungen. In allen Fällen wirkte es auf das Wachstum der Zelle. Die Untersuchung der Vorgänge in der Zelle in Bezug auf Cordycepin zeigte, dass eine Umwandlung von Cordycepin in Cordycepintriphosphat stattfindet, welches als zellulärer Energieträger ATP fungiert. Die Forscher fanden heraus, dass Cordycepintriphosphat vermutlich für die Effekte auf das Zellwachstum verantwortlich ist und somit das Molekül darstellt, das einen direkten Einfluss auf Krebszellen haben kann. Ein Durchbruch wird immer wichtiger: Bisher prognostizieren Studien bis zu 95 Prozent mehr Krebstote bis 2050.

Studienleiterin Cornelia de Moor erklärt: „Wir erforschen seit mehreren Jahren die Auswirkungen von Cordycepin auf eine Reihe von Krankheiten und mit jedem Schritt kommen wir dem Verständnis näher, wie es als wirksame Behandlung eingesetzt werden könnte. Eine der aufregendsten Entwicklungen ist, dass es einfacher und weniger teuer geworden ist, diese sehr großen Experimente durchzuführen, sodass wir Tausende von Genen gleichzeitig untersuchen konnten.“

Viel weitere Forschung bis zur eventuellen Einsetzbarkeit als Medikament nötig

Ob man den Pilz wirklich als Krebsmittel einsetzen kann, ist aber noch unklar und viel weitere Forschung notwendig. Denn die Wissenschaftler haben zwar herausgefunden, welche Wachstumsfaktoren das Cordycepin hemmen, die Mechanismen dahinter sind aber noch nicht alle klar. Zum Beispiel, wie und ob der Pilz für Lebewesen verträglich ist. Es sei noch ein langer Weg, das herauszufinden, so Schmoll bei RTL.

Insbesondere in Asien sind die Cordyceps-Pilze bereits als Heilmittel bekannt. Im Reformhaus oder als traditionelles Heilmittel werden sie verwendet. Zuletzt kam eine Studie heraus, die auf eine Anti-Krebs-Pille hoffen lässt. (jh)

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