Forscher berichten von „Gamechanger“: Bahnbrechendes Medikament soll Darmkrebs besiegen

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Eine klinische Studie gibt Hoffnung, dass ein Antikörper-Medikament in Zukunft auch Darmtumore bekämpfen kann und Operationen möglicherweise überflüssig machen könnte.

Frankfurt – In Deutschland erkranken jährlich ungefähr 500.000 Menschen neu an Krebs, wie das Robert-Koch-Institut berichtet. Darmkrebs ist dabei die zweithäufigste Krebsform. Je früher der Krebs entdeckt wird, umso erfolgreicher ist die Behandlung. Laut WHO soll sogar jeder fünfte Mensch einmal in seinem Leben an Krebs erkranken.

Wie aus Ergebnissen einer neuen klinischen Studie hervorgeht, könnte die Erfolgsquote, um Darmkrebs zu bekämpfen, durch das Antikörper-Präparat Pembrolizumab (Keytruda) signifikant verbessert werden. Für die Grundlagen der Forschung an der Immuntherapie, woraufhin das Medikament Pembrolizumab entwickelt werden konnte, erhielt der Wissenschaftler Tasuku Honjo 2019 einen Medizin-Nobelpreis. Das Verfahren hat sich bereits bei der Behandlung anderer Krebsarten, wie Haut- und Lungenkrebs bewährt, wie das Portal krebsgesellschaft.de berichtet.

Antikörper-Medikament: Patientinnen und Patienten können auf Chemotherapie mit starken Nebenwirkungen verzichten

Durch das nun auch gegen Darmkrebs wirksame Antikörper-Medikament können Patienten und Patientinnen auf die herkömmliche Chemo- und Strahlentherapie verzichten, die meist mit schweren Nebenwirkungen verbunden ist, wie das KrebszentrumThe Christie NHS Foundation Trust berichtet. „In Zukunft könnte die Immuntherapie sogar eine Operation ersetzen“ so Professor Mark Saunders, Onkologe des Krebszentrums.

Dr. Kai-Keen Shiu, Studienleiter am UCL Cancer Institute, fügt hinzu: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Pembrolizumab eine sichere und hochwirksame Behandlung ist, um die Ergebnisse bei Patienten und Patientinnen mit hochriskantem Darmkrebs zu verbessern und die Chancen auf eine Heilung der Krankheit in einem frühen Stadium zu erhöhen“.

Ein neues Antikörper-Medikament soll Darmkrebs besiegen. (Symbolbild)
Ein neues Antikörper-Medikament soll Darmkrebs besiegen. (Symbolbild) © Oberhaeuser/dpa

Das Keytruda-Medikament hat sich laut der krebsgesellschaft.de bereits für die Behandlung von schwarzem Hautkrebs, dem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs, und dem Hodgkin-Lymphom (eine Art Lymphknotenkrebs) bewährt und ist bereits zugelassen. Um Hautkrebs mit dieser Methode zu bekämpfen, reicht sogar schon eine simple Impfung.

Immuntherapie mit Medikament: Was ist das besondere an der Behandlung und wie funktioniert es?

Einige Krebsarten produzieren ein Protein, das die Immunzellen daran hindert, den Krebs zu erkennen. Keytruda soll diesen Schutzmechanismus aufheben, damit der Krebs sichtbar wird und bekämpft werden kann. „Die Immuntherapie vor der Operation könnte für Patienten und Patientinnen mit dieser Art von Krebs ein ‚Gamechanger‘ darstellen“, so Saunders.

Studienleiter Shio ist ebenfalls begeistert und berichtet dem Krebszentrum The Christie, dass durch diese Immuntherapie der Krebs vor der Operation sogar komplett verschwinden könnte. „Wenn man den Krebs vor der Operation wegschmelzen lässt, verdreifacht man normalerweise die Überlebenschancen“, erklärt Shio.

Forschende sind begeistert: Erste Studienergebnisse zeigen bahnbrechende Ergebnisse bei Krebserkrankten

Eine britische Forschungsgruppe führte eine Studie mit 32 Patienten und Patientinnen durch, die an Darmkrebs im zweiten oder dritten Stadium erkrankt sind und ein bestimmtes genetisches Profil hatten. Anstelle der üblichen Chemotherapie erhielten diese vor ihrer Operation neun Wochen lang das Medikament Keytruda und wurden anschließend längerfristig beobachtet.

Die Resultate sind mehr als vielversprechend: nach der Immuntherapie waren bei 59 Prozent der Patienten und Patientinnen keine Krebsanzeichen mehr festzustellen. Bei den restlichen 41 Prozent konnte der Krebs während der Operation entfernt werden. Das Krebszentrum The Christie berichtete, dass alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Studie nach der Behandlung als krebsfrei galten.

In den kommenden Jahren sollen weitere Untersuchungen zur Gesamtüberlebensrate und zu Rückfallraten durchgeführt werden. Für die kommerzielle Phase-2-Studie NEOPRISM werden derzeit noch Patienten oder Patientinnen gesucht. Um Krebs frühzeitig zu erkennen, sollte auf verschiedene Anzeichen geachtet werden. (cg)

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