Wissenschaftlern gelingt Durchbruch: Neuer Test diagnostiziert Prostatakrebs – mit Hilfe von Speichel

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Prostatakrebs ist auf dem Vormarsch: Forschende erwarten eine Verdopplung der Fälle bis 2040. Eine Früherkennung kann Leben retten – ein neuer Speicheltest macht Hoffnung.

London – Bei Männern ist Prostatakrebs weltweit die häufigste Krebsart. Forschende gehen zudem davon aus, dass die Fälle künftig rasant ansteigen. Umso wichtiger ist die Früherkennung. Ein Team britischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen erzielte womöglich einen Durchbruch: Mithilfe eines Speicheltests könnte sich künftig in kürzester Zeit bequem von zu Hause abklären lassen, ob eine Erkrankung vorliegt. Das Ergebnis soll laut den Forschenden sogar genauer sein als beim bisher verwendeten Bluttest.

Forschende entwickeln Speicheltest für Prostatakrebs: Genauer, bequemer, schneller

Ein prostataspezifischer Antigen-Test, kurz PSA-Test, kann Hinweise auf Prostata-Tumore geben. Momentan kommt ein solcher Test besonders bei Männern zum Einsatz, die etwa aufgrund ihres Alters oder ihrer genetischen Vorbelastung ein größeres Risiko einer Erkrankung haben. Doch es gibt zahlreiche Nachteile. „Der PSA-Test zeigt bei Männern in drei von vier Fällen fälschlicherweise Prostatakrebs an und erkennt Krebsarten, die so langsam wachsen, dass sie wahrscheinlich nie lebensbedrohlich werden – was bedeutet, dass Männer sich unnötigen MRT-Scans, invasiven Biopsien und Behandlungen unterziehen müssen“, fassen die Forschenden des Institutes for Cancer Research (ICR) in London den Status Quo in einer Mitteilung zusammen.

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Prostatakrebs kann nun dank eines Speicheltests schneller erkannt werden (Symbolbild). © IMAGO/imageBROKER/Oleksandr Latkun

Nun erprobten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen neuen Test. Offenbar mit Erfolg: Der neue Speicheltest ist laut Forschenden nicht nur kostengünstiger, schneller und einfacher anwendbar, sondern liefere auch genauere Ergebnisse. Statt mit Blut erfolgt die Früherkennung per Speichel. Insgesamt habe der neue Speicheltest weniger falsch-positive Ergebnisse als sein PSA-Pendant identifiziert, habe Krebsfälle erkannt, die der PSA-Test übersehen hätte und einen höheren Anteil der aggressiven Krebsarten diagnostiziert, so die Forschenden. Zudem identifiziere der Test „auch Männer mit Prostatakrebs, der bei einer MRT-Untersuchung übersehen worden war.“

Kann der kostengünstige Speicheltest zur Krebsfrüherkennung das „Blatt wenden“?

Weitere Risikovarianten habe man für Männer mit asiatischer und afrikanischer Abstammung festgestellt. „Das ICR-Team beabsichtigt, einen Speicheltest für diese Bevölkerungsgruppe zu erproben“, so die Forschenden. Besonders schwarze Männer westafrikanischer Abstammung haben verschiedenen Studie zufolge ein höheres Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken als weiße oder asiatische Männer. Die Gründe dafür sind noch weitgehend unklar. Es seien mehr Erforschungen der Krankheitsursachen von nicht-weißen Männern erforderlich, fordern Experten deshalb, etwa James N‘Dow von der Universität Aberdeen. Für weiße Männer stellte sich der Speicheltest jedenfalls als korrekter heraus, als der PSA-Test, so die Forschenden.

Datenbasis

Die Studie berechnete den sogenannten polygenen Risiko-Score, kurz PRS, von 6.142 europäischen Männern im Alter von 55 bis 69 Jahren. Der Score beruht auf 130 Variationen im DNA-Code, die mit Prostatakrebs in Verbindung stehen.

40 Prozent der Männer mit einem hohen Wert beim Speicheltest hatten tatsächlich Prostatakrebs, während beim PSA-Test lediglich 25 Prozent der diagnostizierten Männer tatsächlich erkrankt waren. „Mit diesem Test könnte es möglich sein, das Blatt bei Prostatakrebs zu wenden. Wir haben gezeigt, dass ein einfacher, kostengünstiger Speicheltest zur Identifizierung von Männern mit einem höheren Risiko aufgrund ihrer genetischen Veranlagung ein wirksames Mittel ist, um den Krebs frühzeitig zu erkennen“, kommentierte ICR-Chef Kristian Helin die Ergebnisse. Diese Forschung sei ein vielversprechender Schritt in Richtung einer besseren Früherkennung der Krankheit und unterstreiche „die Rolle, die genetische Tests bei der Rettung von Leben spielen können.“ Forscher aus den USA hatten unlängst einen Urintest für die Früherkennung besonders aggressiver Prostataarten entwickelt.

Die in diesem Artikel genannten Informationen ersetzen nicht den Gang zu einem Arzt oder einer Ärztin. Nur Fachleute können die richtige Diagnose erstellen und eine geeignete Therapie einleiten. Die Einnahme von Medikamenten oder auch Nahrungsergänzungsmitteln sollte vorher mit einem Arzt oder einer Ärztin abgesprochen werden.

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