Greift China jetzt an? Trump-Sieg bei US-Wahl bringt Taiwan in Gefahr

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Taiwan rüstet sich für vier weitere Jahre Donald Trump. Im Wahlkampf hatte der Republikaner das Land massiv unter Druck gesetzt. Sieht China seine Chance gekommen?

„Make America Great Again“ – dank Taiwan: Geht es nach Taiwans Außenminister Lin Chia-lung, dann kann Donald Trump sein zentrales Wahlkampfversprechen nur mithilfe des asiatischen Inselstaats umsetzen. Für den Wohlstand Amerikas sei Taiwans Chip-Industrie unverzichtbar, erklärte Lin nach der Wahl des Republikaners am Mittwoch.

Lin ging es freilich weniger darum, für die ohnehin weltweit führenden Chip-Hersteller seines Landes zu werben. Vielmehr dürfte der Außenminister nicht vergessen haben, dass Trump im Wahlkampf den Taiwanern vorwarf, den USA ihre Halbleiter-Industrie „gestohlen“ zu haben. Verbunden mit dem Nachsatz, das Land sei „9500 Meilen weit weg“. Also sehr, sehr weit entfernt von den Sorgen und Nöten der Amerikaner.

In Taiwan wächst, wie in vielen anderen Ländern, nach dem Erdrutschsieg des Republikaners die Nervosität. Für den Inselstaat geht es um viel, denn Trump, so die Befürchtung, könnte Taiwan fallen lassen. Mit möglicherweise fatalen Konsequenzen. Taiwans mächtiger Nachbar China betrachtet die demokratische Inselnation als Teil des eigenen Staatsgebiets und will sich das kleine Land notfalls mit militärischer Gewalt einverleiben. Bislang stehen die Amerikaner fest an der Seite der Regierung in Taipeh und beliefern sie mit Defensivwaffen. Trump könnte nach Jahrzehnten mit diesem Vorgehen brechen. Taiwan stünde dann ziemlich alleine da, China dürfte sich diese einmalige Chance dann kaum entgehen lassen.

Trump fordert von Taiwan mehr Geld für die Rüstung – Sorge vor China wächst

Vor diesem Hintergrund ist Lins Botschaft an die Amerikaner zu verstehen: Denn würde China tatsächlich Taiwan angreifen, dann bräche nicht nur dort die Chip-Produktion zusammen – auch in den USA stünden schnell die Bänder still. Ohne Halbleiter aus Taiwan lässt sich so gut wie kein Auto bauen oder iPhone zusammensetzen. Millionen Jobs in den USA wären in Gefahr.

Weil es Trump in den Beziehungen zu anderen Ländern vor allem ums Geld geht, bemühte sich die taiwanische Regierung nach der Wahl, auch ein anderes Thema abzuräumen. Und das ist ähnlich heikel wie die Geschichte von der angeblich gestohlenen Chip-Industrie: Trump hatte im Wahlkampf gewettert, die Taiwaner würden ihr Land auf Kosten der USA gegen einen möglichen chinesischen Angriff rüsten. Was eine glatte Lüge war, schließlich überweist Taipeh seit Jahrzehnten viele Milliarden an amerikanische Rüstungskonzerne; geschenkt bekommt das Land nichts. Darauf wies am Mittwoch Außenminister Lin sicherheitshalber noch einmal hin.

Donald Trump und Xi Jinping 2019 in Osaka
Donald Trump und Xi Jinping 2019 in Osaka: Fühlt sich China durch vier weitere Jahre Trump ermutigt, nach Taiwan zu greifen? © Brendan Smialowski/AFP

Taiwans Schreckensszenario: Trump lässt Taipeh fallen, weil es nicht genug zahlt

Trotzdem werden in Taipeh nun die Rufe laut, lieber noch mehr für die eigene Verteidigung auszugeben als ohnehin schon. So erinnerte etwa Chen Wen-chia vom Institute for National Policy Research in Taipeh daran, dass Trump im Wahlkampf von Taiwan gefordert hatte, den Verteidigungshaushalt auf zehn Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts hochzufahren. Derzeit ist Taiwans erklärtes Ziel, drei Prozent seines BIP in die Landesverteidigung zu stecken.

Auch andere Partner in Asien stieß Trump schon vor seiner Wiederwahl vor den Kopf. So etwa Südkorea, wo rund 28.500 US-Soldaten stationiert sind. Seoul solle bitte zehnmal so viel für die US-Präsenz zahlen wie bislang, sagte Trump. Nach dem Motto: Wer nicht zahlt, steht alleine da. Für Taiwan ein Schreckensszenario.

Chinas Drohungen gegenüber Taiwan nehmen zu

Trotz allem erinnert man sich in Taiwan an die Trump-Jahre bisweilen auch als „goldenes Zeitalter“. Denn unter Trump verabschiedeten die USA eine Reihe von Gesetzen, um die inoffiziellen Beziehungen zu dem Land zu stärken. Sie verkauften so viele Waffen an das von China bedrängte Land wie seit Jahrzehnten nicht mehr, Trump telefonierte als erster US-Präsident seit Jahrzehnten mit seinem taiwanischen Gegenüber. Auch hatte Trump einen Handelskrieg gegen China gestartet, den er nun noch deutlich härter fortführen will.

Die Spannungen in Ostasien haben seit Trumps erster Amtszeit allerdings auch deutlich zugenommen. Immer wieder hält China Militärmanöver rund um Taiwan ab, schon 2027 könnte die Volksrepublik militärisch dazu in der Lage sein, das Land anzugreifen, wie etwa der amerikanische Noch-Außenminister Antony Blinken warnte. Donald Trump dürfte bis Anfang 2029 im Amt bleiben, Taiwan stehen also bange Jahre bevor. Die große Hoffnung des Inselstaats: Im US-Kongress weiß man, wie wichtig Taiwan für die USA ist. Und das über Parteigrenzen hinweg.

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