Vergewaltigungs-Prozess um Christian B.: Neue Hinweise belasten Maddie-Verdächtigen
Der Hauptverdächtige im Vermisstenfall Maddie McCann steht in Braunschweig vor Gericht. Verhandelt wird ein anderer Fall – mit einer wichtigen Zeugin.
Braunschweig – Christian B., der Hauptverdächtige im Vermisstenfall Maddie McCann, steht derzeit in einem anderen Fall in Braunschweig vor Gericht. Dem 47-Jährigen wird Vergewaltigung in drei Fällen und sexueller Missbrauch von zwei Kindern vorgeworfen. Die Aussage einer wichtigen Zeugin am Mittwoch (15. Mai) erregte Aufmerksamkeit.
Hauptverdächtiger im Fall Maddie B. vor Gericht: Wichtige Zeugin sagt aus
Die 40-jährige Zeugin im Vergewaltigungsprozess gegen Christian B. sagte am Mittwoch vor dem Landgericht Braunschweig aus. Sie habe noch nie solche Angst gespürt wie in der Nacht vor rund 20 Jahren in Portugal. Der Täter sei damals plötzlich in einer Ferienanlage am Praia da Rocha in ihrem Zimmer gestanden, wovon sie aufgewacht sei. „Schrei nicht, sonst bringe ich dich um“, soll Christian B. laut der Zeugin aus Irland gesagt haben. Der Täter habe ihren Namen gekannt, berichtete die Irin weiter. B. habe sie mit einem Messer bedroht, gefesselt und mehrfach vergewaltigt.
Die Irin gilt auch deshalb als wichtige Zeugin in dem Fall, da sie das einzige bekannte Opfer ist. Die Anklage geht von insgesamt drei mutmaßlichen Vergewaltigungsopfern aus. Zwei Frauen sind laut Zeugenaussagen – unter anderem des Hauptzeugen Helge B. – auf Videos zu sehen. Die entsprechenden Aufnahmen sind jedoch nicht mehr auffindbar und die Frauen konnten nicht identifiziert werden. Die 40-jährige Zeugin gab an, der Täter habe den Angriff auf sie teilweise mit einer mitgebrachten Videokamera gefilmt.
So erkannte sie Christian B.: Zeugin spricht von auffälligem „dunklen Fleck“
Der Irin sei es gelungen, Christian B. zu identifizieren, da sie ihn an den Augen erkannt habe, wie sie der Richterin sagte. Als sie im Juni 2020 ein ungepixeltes Foto des Angeklagten im Internet entdeckte, habe sie sich direkt übergeben müssen, so die Zeugin weiter. Sie habe während der Tat einen „dunklen Fleck“ auf dem Bein des Mannes erkannt, der durch die enge Hose sichtbar gewesen sei, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtete. Laut Bild war von einer kreuzförmigen Narbe oder einem anderen großen Mal die Rede. Der Tatverdächtige selbst gibt demnach an, keine derartige Narbe zu haben.
Im Sommer 2022 war der 47-Jährige erkennungsdienstlich untersucht worden, die Ergebnisse wurden zunächst nicht öffentlich bekannt. Für Christian B. gilt die Unschuldsvermutung. Derzeit sitzt der Deutsche eine siebenjährige Haftstrafe ab, da er in einem anderen Fall wegen Vergewaltigung in Portugal verurteilt wurde. Aktuell muss sich der Angeklagte vor dem Landgericht Braunschweig neben den Vergewaltigungsvorwürfen in drei Fällen auch den Vorwürfen sexuellen Missbrauchs von zwei Kindern stellen. Die Taten sollen alle in Portugal begangen worden sein.
Fall Maddie McCann: Polizei geht von Mord aus
Mit dem Fall Maddie in Verbindung gebracht wurde Christian B. offiziell erstmals am 3. Juni 2020. Damals gaben das Bundeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Braunschweig überraschend bekannt, dass sie im Fall Maddie gegen einen mehrmals vorbestraften Sexualstraftäter wegen des Verdachts des Mordes ermitteln.
Meine news
Im Jahr 2007 war die damals dreijährige Madeleine McCann aus einer Ferienlage der portugiesischen Region Algarve verschwunden. Christian B. gilt als Hauptverdächtiger in dem Fall, wurde allerdings bislang nicht angeklagt, doch die Ermittlungen gehen weiter. Im aktuellen Prozess in Braunschweig ist der Vermisstenfall Maddie nicht Gegenstand der Verhandlung.