Verteidiger hofft auf Freispruch: Prozess gegen Maddie-Verdächtigen wegen anderer Straftaten beginnt am Freitag
Verteidiger hofft auf Freispruch: Prozess gegen Maddie-Verdächtigen wegen anderer Straftaten beginnt am Freitag
Prozessauftakt in Braunschweig: Ist Christian B. für das Verschwinden von Maddie McCann verantwortlich und hat er weitere Sexualstraftaten begangen?
Braunschweig – Der Prozess um den Verdächtigen im Fall Maddie erhält enorme mediale Aufmerksamkeit. Seit Juli 2020 wurde öffentlich bekannt, dass auch in Richtung eines mehrfach vorbestrafter Sexualstraftäter ermittelt wird. Es könnte sich um Chrsitian B. handeln. Seitdem diese Verbindung in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ diskutiert wurde, steht der mutmaßliche Täter im Zentrum des Interesses.
Anwalt von Christian B. hofft auf Freispruch für seinen Mandanten
Obwohl trotz zahlreicher Suchaktionen bis heute keine Leiche gefunden wurde, teilten die Ermittler damals mit, dass sie davon ausgehen, dass das Mädchen aus Großbritannien wohl nicht mehr lebt. Der erste Prozess des 47 Jahre alten Angeklagten im Jahr 2019 hatte kaum öffentliches Interesse ausgelöst, doch das ist wegen Maddie nun anders. Sein Verteidiger aber hofft auf Freisspruch: „Wir werden auch den Freispruch verteidigen – und zwar Freispruch hinsichtlich aller Anklagevorwürfe. Das steht völlig außer Frage“, sagte Friedrich Fülscher dem Sender RTL. Sein Mandant werde zunächst aber schweigen. Trotz massiver Vorverurteilungen in der Öffentlichkeit hoffe er auf ein faires Verfahren für seinen Mandanten, sagte Fülscher schon im vergangenen Herbst zur Prozessankündigung.
Insgesamt muss sich der Angeklagte vor dem Landgericht Braunschweig wegen fünf schwerer Sexualstraftaten verantworten. Dem gebürtigen Würzburger werden drei Fälle schwerer Vergewaltigung und zwei Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern vorgeworfen. Die Taten soll der Verdächtige zwischen Ende Dezember 2000 und Juni 2017 in Portugal begangen haben. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte im Oktober 2022 nach mehrjährigen und aufwendigen Ermittlungen in mehreren europäischen Ländern eine mehr als 100 Seiten umfassende Anklageschrift vorgelegt.
Christian B. steht im Verdacht, mehrere Frauen und Mädchen vergewaltigt zu haben
So soll er eine 70 bis 80 Jahre alte Frau in ihrer Ferienwohnung gefesselt und vergewaltigt haben. Zudem soll er ein deutschsprachiges Mädchen im Alter von mindestens 14 Jahren nackt an einen Holzpfahl gefesselt, mit einer Peitsche geschlagen und zum Oralverkehr gezwungen haben. Zudem soll er eine 20-jährige Frau aus Irland vergewaltigt und sich vor zwei Mädchen im Alter von zehn und elf Jahren entblößt gezeigt und vor ihnen masturbiert haben.
Und dann ist da noch die Verbindung mit dem Fall Maddie. Die damals dreijährige Britin Madeleine McCann war im Mai 2007 im portugiesischen Praia da Luz an der Algarve aus einer Ferienanlage verschwunden. Die Eltern hatten sie am Abend des 3. Mai 2007 im Appartement gelassen, als sie in einem nahe gelegenen Restaurant mit Freunden aßen. Seitdem war der Fall ungeklärt. Trotz großen Medieninteresses gab es lange wenig neue Details. Bis Christian B. mit ihr in Verbindung gebracht wurde.
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Christian B.: Staatsanwaltschaft geht von 15 Jahren Freiheitsstrafe aus
Das Ziel der Staatsanwaltschaft ist eine Verurteilung des Angeklagten mit Blick auf alle an angeklagten Taten. „Deshalb wurde ja auch Anklage erhoben“, sagte Oberstaatsanwalt Hans Christian Wolters vorab der Deutschen Presse-Agentur. Je nach Verlauf der Beweisaufnahme gelte es dann zu klären, welches Straßmaß angemessen sei. „Nach Aktenlage muss der Angeklagte mit einer Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren rechnen“, sagte Wolters. Eventuell komme auch eine anschließende Sicherungsverwahrung in Betracht.
Das Gericht betonte, dass erst im Hauptverfahren zu klären sei, ob die Vorwürfe zutreffen oder nicht. Jede angeklagte Person gelte bis zum gesetzlichen Beweis ihrer Schuld als unschuldig. Derzeit sitzt Christian B. noch die siebenjährige Haftstrafe für die Vergewaltigung einer US-Amerikanerin im Jahr 2005 ebenfalls im portugiesischen Praia da Luz ab. Diese wäre nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft im September 2025 voll verbüßt .Die Eltern von Madeleine McCann äußerten sich zu dem Prozess zunächst nicht. Auch in Großbritannien erhält der Prozess viel Aufmerksamkeit, in Portugal dagegen ist er nicht mehr als eine Randnotiz. (cgsc/dpa)