Strafprozess gegen Maddie-Verdächtigen startet: Diese fünf Punkte stehen auf der Anklage

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Christian B. sitzt wegen Vergewaltigung bereits in Haft. Nun muss sich der Straftäter wegen anderer schwerer Vorwürfe verantworten. Zudem steht er im Fall Maddie unter Verdacht.

München – Von der vermissten Madeleine McCann gibt es seit fast 17 Jahren keine Spur. Die damals Dreijährige verschwand im Mai 2007 aus einem Ferienappartment an der Praia da Luz in Portugal. Der verurteilte Sexualstraftäter Christian B. gilt im Fall Maddie seit 2020 als Schlüsselfigur, steht unter Mordverdacht. Nun steht der 47-Jährige erneut im Fokus, weil er Frauen vergewaltigt und Mädchen missbraucht haben soll.

Strafprozess gegen Maddie-Verdächtigen startet am 16. Februar 2024

Der Prozessauftakt findet am 16. Februar 2024 am Landgericht Braunschweig statt. Gegen Christian B. wurde Anklage wegen fünf Sexualstraftaten erhoben. Die Taten soll der Verdächtige zwischen Ende Dezember 2000 und Juni 2017 in Portugal begangen haben. 

  • Vergewaltigung einer nicht näher identifizierbaren Frau im Alter zwischen 70 und 80 Jahren in ihrem Ferienhaus in Portugal zwischen 2000 und 2006
  • Vergewaltigung eines Mädchens von 14 Jahren in ihrem Haus in Praia da Luz zwischen 2000 und 2006
  • Vergewaltigung einer jungen Frau nach dem Eindringen in ihre Wohnung im Jahr 2004
  • Sexueller Missbrauch eines Kindes am Strand im Jahr 2007
  • Sexueller Missbrauch eines Kindes auf einem Spielplatz 2017

Anklageschrift umfasst mehr als 100 Seiten – Staatsanwaltschaft

Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Braunschweig umfasst mehr als 100 Seiten. „Mehrjährige, sehr intensive und aufwendige Ermittlungen in mehreren europäischen Ländern“ insbesondere durch das Bundeskriminalamt seien vorausgegangen.

„Nach Aktenlage muss der Angeklagte mit einer Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren rechnen“, sagte Oberstaatsanwalt Hans Christian Wolters vorab der Nachrichtenagentur dpa. Eventuell komme auch eine anschließende Sicherungsverwahrung in Betracht. Natürlich sei es vom Verlauf der Beweisaufnahme abhängig, ob sich alle Vorwürfe bestätigen und beweisen lassen. 

Im Fall des sexuellen Missbrauchs im Jahr 2017 alarmierte das erschrockene Mädchen seinen Vater, woraufhin der Beschuldigte von Polizisten noch vor Ort gefasst wurde.

Verteidiger geht von Freispruch für seinen Mandaten Christian B. aus

„Wir wollen Freisprüche“, sagte Pflichtverteidiger Friedrich Fülscher aus Kiel der dpa. Das gelte für sämtliche Anklagepunkte. Ob sich sein Mandant vor Gericht äußern werde oder plane, zu schweigen, ließ der Anwalt noch offen. „Im Moment gehe ich nicht davon aus, dass es inhaltliches Vorbringen geben wird“, zitiert die BBC den Anwalt aus einer Mail-Antwort. Das Interesse der britischen Presse am Prozess gegen Christian B. ist groß. Medien berichten regelmäßig über den Fall Maddie McCann.

Trotz massiver Vorverurteilungen in der Öffentlichkeit hoffe Flüscher auf ein faires Verfahren für seinen Mandanten, sagte der Verteidiger schon im vergangenen Herbst zur Prozessankündigung. 

Im Fall Maddie-Tatverdächtiger Christian B. sitzt seit 2019 im Gefängnis

Derzeit sitzt Christian B. wegen einer Vergewaltigung einer US-Amerikanerin, die er 2005 in Portugal begangen hat, im Gefängnis. In einem Prozess war er 2019 zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Die Straftat wäre laut früheren Angaben der Staatsanwaltschaft 2025 verbüßt. Ob der Tatverdächtige dann weiter hinter Gittern bleibt, wird sich wohl im Prozess entscheiden.

Bisher sind 29 Termine bis Ende Juni für den Strafprozess in Braunschweig vorgesehen. Erst im Hauptverfahren sei zu klären, ob die Vorwürfe zutreffen oder nicht, teilte das Gericht mit. Jede Person, die einer Straftat angeklagt sei, gelte bis zum gesetzlichen Beweis ihrer Schuld als unschuldig.

Strafprozess gegen Maddie-Verdächtigen
Blick auf den Haupteingang des Landgerichts Braunschweig. Hier findet der Prozess gegen Christian B. wegen fünf schwerer Sexualstraftaten statt. © Moritz Frankenberg/dpa

Die Anklage erfolgte laut Staatsanwaltschaft zur Jugendkammer des Landgerichts Braunschweig, weil es sich bei den Opfern einiger der angeklagten Taten um Kinder oder Jugendliche handelt und damit sogenannte Jugendschutzsachen vorliegen.

Prozess gegen Beschuldigten verzögerte sich

Schon im Oktober 2022 hatte die Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen Christian B. Anklage erhoben. Das Landgericht Braunschweig erklärte sich erst jedoch für den Fall als nicht zuständig. Nach einer Beschwerde folgte die Wende.

Im Mai 2023 lenkte eine Suchaktion in Portugal wieder die Aufmerksamkeit auf den Vermisstenfall Maddie McCann. An einem Stausee suchten Ermittler drei Tage lang nach Beweisen. Forensiker warteten mit verschiedenen Theorien auf. Von einem Durchbruch war die Rede. Offenbar lösten Fotos die Operation aus. Die Leiche von Maddie wurde nicht gefunden. Eine Anklage gegen B. im Fall Maddie erfolgte bisher nicht. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig und das Bundeskriminalamt ermittelt jedoch weiter gegen ihn wegen des Verdachts des Mordes. (ml)

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