Trumps „Tag der Befreiung“: Zoll-Pläne der USA erinnern an die 1930er Jahre – und was danach kam

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Donald Trump will am 2. April im Rosengarten seinen neuen Zollplan verkünden. Ökonomen erwarten dadurch eine Rezession in den USA.

Washington – Am Mittwoch, dem 2. April, will US-Präsident Donald Trump mit großem Tamtam seinen neuen Zollplan vorstellen. Im Rosengarten vor dem Weißen Haus wird er eine Pressekonferenz halten und erläutern, welche Zölle in welchem Umfang und gegen welche Länder erhoben werden. Den Tag hat er als „Liberation Day“ (Tag der Befreiung) für die USA bezeichnet. Der Markt sieht hingegen die Gefahr einer Rezession wachsen – ein Crash an den Börsen kann nicht mehr ausgeschlossen werden.

Trump-Zölle am „Liberation Day“: Das hat der US-Präsident bisher verkündet

Trump hat sich bislang bedeckt gehalten, was das gesamte Ausmaß der Zölle betrifft. Neu verkündet werden sollen sogenannte Gegenzölle, also Zölle, die den Zollsatz des anderen Landes spiegeln sollen. Es ist aber auch möglich, dass er weitere Zölle gegen bestimmte Produkte verhängt. Der britische Guardian berichtet von Beratern, die einen allgemeinen Zollsatz in Höhe von 20 Prozent auf alle Importe weltweit ins Spiel gebracht haben sollen. Dies ist von Trump selbst aber nicht bestätigt.

Es gibt aber auch eine ganze Reihe Maßnahmen, die Trump schon angekündigt hat und die am 2. April an den Start gehen sollen. Die US-amerikanische Denkfabrik Tax Foundation hat die bisher bekannten Maßnahmen gesammelt und ihre Folgen analysiert. Folgende Zölle werden am „Tag der Befreiung“ verkündet:

  • Kanada und Mexiko: Diese Zölle wurden bereits mehrmals verschoben, zuletzt Anfang März. Gut möglich, dass sie einen neuen Aufschub bekommen.
  • Zölle gegen alle Länder, die Öl oder Gas aus Venezuela kaufen sowie 25 Prozent auf alle Waren aus dem südamerikanischen Land.
  • EU: Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Importe
  • China: Zölle in Höhe von 20 Prozent (sind bereits in Kraft)
  • Russland: Sollte es keine Einigung im Ukraine-Krieg geben, will Trump russisches Öl mit weiteren Zöllen belegen.
  • Landwirtschaftliche Produkte: Zölle auf alle „ausländischen“ Produkte, Höhe unbekannt
  • Stahl und Aluminium: 25 Prozent auf Importe (bereits in Kraft)
  • Autos und Autoteile: 25 Prozent auf alle Importe
  • Halbleiter und Pharmaprodukte: Unklar, ob diese Zölle am 2. April auch verkündet werden, Höhe soll laut Trump „25 Prozent und höher“ liegen

Je nachdem, wie hoch die Zollsätze am Ende ausfallen, erwarten die Experten, dass der durchschnittliche Zollsatz der USA auf über 16 Prozent ansteigen könnte. Das wäre der höchste Stand seit den 1930er Jahren, als es über 19 Prozent erreichte.

US-Präsident Trump
Trump will seine Pläne am Mittwoch im Rosengarten vorstellen. © Uncredited/Pool/AP/dpa

Wirtschaftsexperten sind heute der Meinung, dass die Zollpolitik der damaligen US-Regierung sowie die eingeführten Gegenmaßnahmen die Große Depression weiter vertieft haben. Wie das US-Wirtschaftsmagazin Barrons schreibt, haben die hohen Zölle letzten Endes die Weltwirtschaft in der Krise abgewürgt und nur dazu geführt, dass die USA nach dem Zweiten Weltkrieg wieder mehr Freihandelsabkommen abschloss, was das Spielfeld wieder ebnete und Handelsbarrieren wieder senkte. Bis jetzt.

„Hoffentlich braucht es diesmal keine Weltwirtschaftskrise und keinen Weltkrieg, bis das wieder passiert“, so der Autor mahnend.

Folgen der Zoll-Pläne von Trump: US-Wirtschaft rutscht in die Rezession

Die EU, Kanada und China haben alle auch schon Gegenmaßnahmen verkündet, wie es in den 30ern schon der Fall war. Europa will ab 13. April zum Beispiel US-Produkte wie Motorräder der Marke Harley-Davidson oder alkoholische Produkte wie Bourbon mit einem höheren Zollsatz versehen. Doch auch ohne diese Gegenmaßnahmen würde die US-Wirtschaft einen schweren Schlag erleiden, wie die Tax Foundation ermittelt:

Insgesamt erwartet die Denkfabrik durch die Zollpolitik einen Verlust von über 350.000 Jobs in den USA. Darüber hinaus sind höhere Preise für Produkte sowie ein Einbruch der Produktion in vielen Wirtschaftszweigen zu erwarten. Auch wenn der Plan des US-Präsidenten, durch diese Zollpolitik mehr Industrie in die USA zurückzuholen, aufgeht, würde das Jahre dauern – die Zölle aber wirken sofort.

Auch Deutschland würde durch Trumps Zölle in die Krise rutschen

Auch Europa und Deutschland wären von den Zöllen hart getroffen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) schließt ein weiteres Schrumpfen der hiesigen Wirtschaft in diesem Jahr nicht aus. „Meine größte Sorge sind nicht per se die nun angekündigten Zölle der USA, sondern die dadurch entstehende Unsicherheit über eine Eskalation und fehlende Planungssicherheit“, sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher den Zeitungen der Funke Mediengruppe laut Vorab-Bericht.

„Dies dürfte die Investitionen der deutschen Unternehmen weiter schwächen und könnte die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr erneut in die Rezession treiben.“ Die deutsche Industrie leide am stärksten unter den Handelskonflikten, weil sie stark vom Handel abhängig sei, sowohl für Vorleistungen als auch für den Verkauf ihrer Produkte im Ausland.

Fratzscher mahnt zu gemäßigten Reaktionen auf die von Trump angekündigten neuen Maßnahmen. „Wir sollten auf die Androhung der Handelszölle durch Donald Trump nicht hysterisch reagieren, sondern nüchtern und deeskalierend“, sagte er in dem Interview. Die neue Bundesregierung müsse eine Stärkung Europas und der gemeinsamen europäischen Kompetenzen zu ihrer obersten Priorität im Umgang mit den Handelskonflikten machen. „Wir Deutschen müssen verstehen, dass wir eine kleine Volkswirtschaft haben und unsere Interessen nur als Teil eines starken Europas schützen können.“ 

EU hat eine „Bazooka“ vorbereitet: Wirtschaft würde sie erheblich schaden

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versprach ein entschiedenes Handeln der EU, wenn Trump seine Pläne durchsetzt. „Wir wollen nicht unbedingt zurückschlagen, aber wenn es notwendig wird, haben wir einen starken Plan, um zurückzuschlagen“, sagte von der Leyen am Dienstag im EU-Parlament in Straßburg. Europa verfüge über „alle Mittel“, um „die Menschen in Europa und unseren Wohlstand zu schützen“, versicherte die Kommissionspräsidentin.

Zu den Mitteln, die die EU gegen die USA einsetzen könnte, gehört das Anti-Coercion Instrument (ACI), das in Brüssel auch gerne „die Bazooka“ genannt wird. Dies ermöglicht es der EU, im Zweifel den Handel mit einem Land, das Europa wirtschaftlich bedroht, komplett zu stoppen. Dies wird aber als letztes Mittel angesehen, da es auch in der europäischen Wirtschaft großen Schaden anrichten würde.

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