Die Angst vor dem großen Börsencrash: Trumps Handelskrieg lässt Kurse weiter fallen
Trump kündigt neue, weitreichende Zölle gegen alle Länder an. Die Aktienkurse rutschen weiter ab – die Sorge nach einem Crash an der Börse wächst.
New York – In der ersten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump waren ihm Aktienkurse noch sehr wichtig. Bei jeder Gelegenheit wies er auf steigende Kurse hin, behauptete, der Markt stehe unter ihm so gut da wie unter keinem vorherigen Präsidenten. In seiner zweiten Amtszeit könnte das kaum anders sein: Seit Wochen schon fallen die Kurse durch seine Zollpolitik, die nun in einen weltweiten Handelskrieg zu münden droht. Am 2. April will Trump den „Liberation Day“ (Tag der Befreiung) ausrufen – und gegen praktisch alle Länder der Welt Zölle erheben.
Börsen in den USA erneut im Sinkflug: Trump sorgt für Unsicherheit
Das bringt die Märkte schon wieder ins Schlingern. Die Furcht vor einer Rezession infolge eines Handelskriegs lässt Anleger an der Wall Street einen weiten Bogen um riskante Anlagen machen. Zunehmend setzte sich die Sorge durch, dass die in Aussicht gestellten umfangreichen Zölle durch die Trump-Regierung der Weltwirtschaft schaden könnte. Die höchsten Verluste fuhren am Montag (31. März) Technologieaktien ein. Der Index der Technologiebörse Nasdaq sackte zeitweise um knapp drei Prozent auf den niedrigsten Stand seit mehr als sechs Monaten ab, bevor er die Verluste eingrenzte und gut ein Prozent niedriger bei 17.129 Punkten notierte. Der breit gefasste S&P 500 gab knapp ein halbes Prozent auf 5565 Zähler nach. Der Dow-Jones-Index zog leicht auf 41.736 Punkte an.
„Die Trump-Regierung hat uns bisher gezeigt, dass man keinen einheitlichen Ansatz erwarten sollte“, sagte George Lagarias, Chefökonom bei Forvis Mazars zu Reuters. Dies bereite Anlegern die größte Sorge. „Inkonsistenz erzeugt Unsicherheit, und Märkte hassen Unsicherheit.“ Zuvor hatte die Furcht vor einer breit angelegten Erhöhung der US-Zölle auch Anleger an europäischen Aktienmärkten vertrieben. Der Dax ging zum Wochenstart 1,3 Prozent schwächer bei 22.163 Punkten aus dem Handel.
Trump hat bereits Zölle auf Aluminium, Stahl und Autos sowie erhöhte Zölle auf Waren aus China eingeführt. Zudem hat er einen Handelskrieg gegen die beiden Nachbarstaaten Kanada und Mexiko angezettelt. Insbesondere in Kanada hat das zu einer großen Veränderung in der Gesellschaft geführt, sodass viele Kanadier mittlerweile US-Produkte meiden.
Weltwirtschaftskrise durch Trump zu erwarten: Deutschland muss sich warm anziehen
Führende Ökonomen erwarten mittlerweile eine weltweite Wirtschaftskrise durch die Trump-Zölle. Gegenüber dem Handelsblatt sagt Ajay Rajadhyaksha, Leiter der Zinsmärkte bei der britischen Großbank Barclays: „Wenn sich das politische Chaos und die Handelskriege weiter verschärfen, ist eine Rezession in allen großen Volkswirtschaften ein realistisches Risiko.“ Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erwartet durch Trump nun ein weiteres Rezessionsjahr. „Wir sollten auf die Androhung der Handelszölle durch Donald Trump nicht hysterisch reagieren, sondern nüchtern und deeskalierend“, so DIW-Präsident Marcel Fratzscher.

Das Problem aktuell besteht darin, dass niemand weiß, wie hoch die neuen Trump-Zölle ausfallen werden. Diese Unsicherheit ist Gift für die Weltwirtschaft – und schürt Ängste vor einem Crash an der Börse. Je nachdem wie hoch die Zölle am 2. April sein werden, könnten die Märkte mehr oder weniger einbrechen. Nach Angaben von BBC News erwarten einige Analysten einen durchschnittlichen Zollsatz von 8,5 Prozent auf Importe in die USA, andere halten sogar einen Satz von durchschnittlich 16,5 Prozent für möglich. Letzteres würde die höchsten Zölle der USA seit den 1930er Jahren bedeuten.
Meine News
Börsencrash durch den „Tag der Befreiung“? Darauf sollten sich Anleger einstellen
Sollten die Zölle tatsächlich diese schwindelerregenden Höhen erreichen, dann ist ein Crash an der Börse nicht unmöglich. Der letzte Schock an den Märkten kam 2020 als die Corona-Pandemie die Weltwirtschaft erlahmte. Der bekannteste Börsencrash jemals war der Schwarze Freitag am 24. Oktober 1929, der die Große Depression, eine der verheerendsten Weltwirtschaftskrise jemals, auslöste.
Im Fall eines Börsencrashs sollten Anleger allerdings Ruhe bewahren. Denn bisher kam nach jeder Krise immer wieder eine Höhenphase, langfristig gesehen lässt sich über Jahrzehnte hinweg eine Rendite von durchschnittlich acht Prozent erzielen. Wenn der Markt mal einbricht, dann sollten die meisten einen kühlen Kopf bewahren und die Krise aussitzen. Oft kann eine Krise am Aktienmarkt auch Vorteile haben, da viele Aktien dann besonders günstig zu kaufen sind. Investitionen in Einzelaktien sollte man allerdings den Profis überlassen.
Für Kleinanleger muss ein Crash an der Börse also nichts Dramatisches sein. Für die Weltwirtschaft und Unternehmen allerdings wäre ein neuer Sturz dramatisch. Der Zollkrieg von Trump könnte schließlich langfristig zu Jobverlusten, steigender Inflation und höheren Zinsen führen.