Besser geschützt an der Ukraine-Front: Putin lässt Russlands Frankenstein-Panzer weiterentwickeln
Alte Kanone auf Vehikeln: Russlands Frankenstein-Panzer galt als Notlösung – doch an der Front entpuppt er sich als tauglich. Jetzt taucht eine T80-Variante auf.
Moskau – Die Not macht erfinderisch: Angesichts von hohen Verlusten von Panzern im Ukraine-Krieg behilft sich Russland bereits seit Monaten mit neuen Waffenkreationen. Besonders der sogenannte Frankenstein-Panzer, bei dem alte U-Boot-Raketenwerfer auf alte Vehikel geschraubt worden sind, sorgte in den vergangenen Monaten für reichlich Furore. Doch das Provisorium scheint an der Front durchaus einige Erfolge zu bringen, denn die Truppen von Präsident Wladimir Putin haben es jetzt weiterentwickelt – und ihm eine neue Panzerung verpasst. Militärbeobachter warnen angesichts dieser absurden Konstruktionen vor zu viel Häme.
So tauchte auf den sozialen Plattformen im Netz jetzt ein Video auf, das die Weiterentwicklung des Frankenstein-Panzers im Einsatz an der Ukraine-Front zeigt. Zu sehen sind die Soldaten von Russlands Armee, wie sie mehrfach einen RBU-6000-Raketenwerfer abfeuern. Das Besondere: Das Waffensystem ist auf das Chassis eines alten T80-Panzers geschraubt.
T-80 im Ukraine-Krieg: Russlands Armee setzt auf neue Variante beim Frankenstein-Panzer
Neu ist die Entwicklung nicht. Angesichts dramatischer Verluste an Soldaten und Kriegsgerät hatten die Truppen aus Russland bereits im September des vergangenen Jahres die alten, aus den 1960er-Jahren stammenden U-Boot-Raketenwerfer an MT-LB-Kettenfahrzeuge geschraubt – und damit Spott im Netz kassiert. Damals wurde die Notlösung gleich als Frankenstein-Panzer tituliert. Im November tauchte dann ein ähnliches Modell auf. Dieses Mal war die Schiffskanone dann auf den Rumpf eines alten Truppentransporters geschweißt.
Neuer Frankenstein-Panzer: T-80 schützt Putins Soldaten an der Ukraine-Front besser
Doch offenbar will Russlands Armee den Frankenstein-Panzer jetzt besser gegen gegnerische Angriffe schützen. Denn durch den Aufbau auf dem alten T-80-Panzer hat die Kreation jetzt erstmals eine ernstzunehmende Panzerung erhalten, wie das US-Nachrichtenmagazin Forbes berichtet. Denn der RBU-6000-Raketenwerfer gilt als keine schlechte Waffe, doch die Reichweite ist begrenzt. Die Raketen schaffen nur drei Kilometer. Dadurch müssen Putins Soldaten nah ran an die ukrainischen Stellungen heranfahren – und werden so zur leichten Beute für die Mörser und Drohnen. Der Einsatz des Frankenstein-Panzers wurde so oftmals zu einem Selbstmordkommando. Mit der T-80-Variante soll dieses Problem nun offenbar gelöst werden.
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Wie gut ist der T-80?
Der Kampfpanzer T-80 ist eigentlich ein Auslaufmodell. Er wurde Ende der Siebziger Jahre entwickelt und erstmals 1984 an sowjetische Einheiten ausgeliefert. Die Besatzung besteht aus drei Mann. Hauptwaffensystem ist die 125-mm-Kanone, die auch als Raketenwerfer eingesetzt werden kann. Zusätzlich sind ein 7.62-mm-Maschinengewehr und ein 12.7-mm-Flugabwehr-MG vorhanden. Die 1100 PS-starke Gasturbine beschleunigt den T-80 auf eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 75 Kilometer pro Stunde – was ihn angeblich zum schnellsten Panzer Russlands machen soll. Wie viele T-80-Panzer Russland noch besitzt, ist durch die Verluste im Ukraine-Krieg unklar.
Frankenstein-Panzer soll Russlands massive Verluste im Ukraine-Krieg ausgleichen
Russland reagiert mit den selbstgebastelten Kampf-Panzern durchaus auf die massiven Verluste im Ukraine-Krieg. Unbestätigten Berichten zufolge sollen die Kämpfe an der Front in den vergangenen Wochen zu den blutigsten in der bisherigen Geschichte des Ukraine-Krieges gehören. Laut der Ukrainska Pravda verlor Russland bisher 3777.820 Soldaten (Stand: Dienstag, 23. Januar) und 6214 Panzer. Nach Informationen des Webportals Oryx sollen von den MT-LB-Kettenfahrzeugen 486 durch die Ukraine zerstört worden sein – ein weiterer Hinweis auf die Anfälligkeit der Frankenstein-Panzer.
Vor diesem Hintergrund braucht Russlands Armee dringend Nachschub an der Front. Die kreativen Lösungen helfen dabei. Doch durch die Panzer der Marke Eigenbau sollten keine falschen Schlüsse gezogen werden. Beweise, dass Putins Angriffstruppen damit kurz vor dem Ende stehen, sehen Militärbeobachter nicht. „Ich warne davor, solche Beobachtungen als Schwächung der russischen Streitkräfte zu sehen“, sagte der Militärhistoriker Sönke Neitzel von der Universität Potsdam kürzlich dem Spiegel und wies damit einen Bericht der Kyiv Post zurück, wonach die Angreifer in Panik seien. Russland könne nach wie vor auf ein großes Arsenal an Waffen zurückgreifen, fügte Neitzel hinzu.
Eingelagerte Panzer: Russland kurbelt Produktion vom T-80 wieder an
Zwar gehen einige Frankenstein-Panzer an der Front in Rauch auf. Denkbar ist aber auch, dass Russland das alte Kriegsmaterial bewusst in die Schlacht wirft. Im September hatte der Kreml angekündigt, das alte T-80-Modell aus dem Kalten Krieg wieder produzieren zu wollen. Dabei gehe es nicht um die Aufarbeitung von alten, stillgelegten Panzern – so wie es die Bundeswehr mit dem Leopard-1-Panzer für die Ukraine gemacht hatte – sondern tatsächlich um einen kompletten Neustart der Produktion, wie der Stern berichtete. Denn dem Bericht zufolge hatte sich das Auslaufmodell an der Front als wirksam entpuppt. Gut möglich, dass bald noch mehr Frankenstein-Panzer mit einem T-80-Chassis in den sozialen Medien auftauchen. (jkf)