Zollstreit zwischen USA und China: Diese Folgen hat der Handelskrieg für Deutschland und die Welt
Trotz 90-tägiger Pause für andere Länder eskaliert Trump im Zollstreit mit China weiter. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Handelskrieg.
Es ist eine Verschnaufpause, die die Börsen aufatmen lässt: Für 90 Tage will Donald Trump jene Sonderzölle aussetzen, die er in der vergangenen Woche auf Importe aus fast jedem Land der Welt angekündigt hatte. Nur China hat der US-Präsident von seiner Zoll-Pause ausgenommen. Mehr noch: Auf Einfuhren aus der Volksrepublik wollen die USA nun sogar Zölle in Höhe von 125 Prozent erheben – eine beispiellose Verschärfung des Handelskriegs zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt.
Wie konnte der Konflikt derart eskalieren? Und wie geht es jetzt weiter? Antworten auf die wichtigsten Fragen im Zollstreit zwischen den USA und China.
Wie ist der Handelsstreit zwischen den USA und China entstanden?
Schon in seiner ersten Amtszeit hatte Donald Trump die Volksrepublik ins Visier genommen. Sein Hauptvorwurf, damals wie heute: China exportiere zu viel in die USA und kaufe im Gegenzug zu wenige Waren, die in den USA hergestellt werden. Während eines Peking-Besuchs im April 2017 vereinbarten Trump und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping deshalb Gespräche, um den chinesischen Handelsüberschuss zu reduzieren. Weil aber kein Ergebnis erzielt werden konnte, verhängten die USA ab dem Folgejahr erste Zölle auf Importe aus China. Peking schlug wenig später mit Gegenzöllen zurück.
Es folgten mehrere Runden mit gegenseitigen Zollerhöhungen, bis beide Seiten im Januar 2020 den sogenannten „Phase One Deal“ unterzeichneten. Darin verpflichtet sich China, in den kommenden zwei Jahren zusätzliche US-Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar zu importieren. Eine unabhängige Analyse zeigte später allerdings: China hat sich nicht an die Abmachung gehalten und fast keine zusätzlichen Güter aus den USA gekauft. Peking schob das damals auf die Corona-Pandemie.
Trumps Nachfolger Joe Biden ließ die meisten Zölle unangetastet und legte im Streit mit China sogar noch nach: Im Oktober 2022 verhängte die Biden-Regierung Ausfuhrbeschränkungen unter anderem auf hoch entwickelte Mikrochips. Später belegte sie chinesische E-Auto-Importe mit 100-Prozent-Zöllen.
Welche neuen China-Zölle hat Trump nun erlassen?
Gleich zu Beginn seiner zweiten Amtszeit erließ Trump China-Zölle von 20 Prozent, die er am sogenannten „Tag der Befreiung“ Anfang April um weitere 34 Prozentpunkte erhöhte. Weil Peking wenig später ebenfalls 34-Prozent-Zölle auf US-Importe ankündigte, erhöhte Trump um weitere 50 Prozent. China schlug in gleicher Höhe zurück, woraufhin Trump den Satz auf zuletzt insgesamt 125 Prozent hochschraubte. Eine weitere Eskalation scheint derzeit nicht ausgeschlossen.
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Was ist dran an Trumps Vorwürfen gegenüber China?
Tatsächlich ist die Handelsbilanz zwischen den USA und China extrem unausgeglichen. Im vergangenen Jahr importierten die USA Waren im Wert von 440 Milliarden Dollar aus China, 14 Prozent aller US-Einfuhren kamen aus dem Land. Die Volksrepublik führte allerdings nur Waren im Wert von 145 Milliarden aus den USA ein. Die Gründe dafür sind vielfältig. So konsumieren die Amerikaner schlichtweg sehr viel, und vor allem günstige Waren aus China sind bei vielen Verbrauchern beliebt. Umgekehrt schwächelt in China der Konsum seit Jahren, weil die Wirtschaft nach dem Ende der Corona-Pandemie nicht recht in Schwung gekommen ist. Viele Chinesen können sich teure US-Produkte aber auch schlichtweg nicht leisten.
Womit Trump den meisten Experten zufolge recht hat: China macht es ausländischen Unternehmen schwer, in der Volksrepublik Fuß zu fassen. Während Peking eigene Unternehmen seit Jahren mit üppigen Subventionen päppelt, klagen Firmen aus den USA, aber auch aus Deutschland, beispielsweise über undurchsichtige Gesetze und politische Eingriffe. Auch der Diebstahl geistigen Eigentums ist ein Problem.
Ein weiterer Vorwurf, mit dem Trump seine China-Zölle begründet: China tue nicht genug, um den Strom von Substanzen zur Herstellung der Droge Fentanyl zu stoppen. Peking weist das zurück. An dem Opioid Fentanyl sterben jedes Jahr Zehntausende Amerikaner.

Welche Auswirkungen haben Trumps Zölle auf China und die USA?
Viele Alltagsprodukte, die in China hergestellt werden, dürften in den USA nun deutlich teurer werden. Zumal es die USA kaum schaffen werden, die Produktion – so wie von Trump versprochen – wieder nach Amerika zu verlagern. Paradoxerweise dürften umgekehrt in China die Preise weiter fallen, weil viele Hersteller ihre Waren, die sie in den USA nicht mehr absetzen können, jetzt zu Billigpreisen im eigenen Land auf den Markt bringen werden. Die Gefahr einer Deflation steigt also. Gleichzeitig wächst in Deutschland die Sorgen, China könnte die EU weiter mit seinen Billigprodukten fluten und damit der heimischen Industrie schaden.
Welche Strategie verfolgt Peking?
Bislang setzt China auf die Strategie „Wie du mir, so ich dir“ und reagiert auf Trumps Zölle mit immer neuen Gegenzöllen. Die Devise in Peking lautet: nur keine Schwäche zeigen. Zudem hat Peking Beschwerde bei der Welthandelsorganisation eingereicht. Offenbar will sich China als Anwalt einer regelbasierten Ordnung präsentieren – auch wenn es diese Regeln selbst seit Jahren immer wieder bricht.
Auch hat sich China auf den Handelskonflikt vorbereitet, etwa, indem es in Südostasien neue Absatzmärkte erschlossen hat. Zudem ist China heute selbst eine technologische Weltmacht und immer weniger angewiesen auf Know-how aus den USA. Und es besitzt Druckmittel gegenüber Washington, so hat Peking bereits Ausfuhrbeschränkungen für einige seltenen Erden beschlossen.
Wie geht es weiter im Zollstreit mit China?
Während Donald Trump seit Wochen von einem angeblich kurz bevorstehenden Treffen mit Xi Jinping spricht, scheint die Gesprächsbereitschaft in China eher ab- als zuzunehmen. Dass es bald zu einem Deal mit Trump kommt, ist zwar nicht ausgeschlossen, derzeit aber eher unwahrscheinlich. Im Kern verlangt Trump von China, sein exportorientiertes Wirtschaftsmodell, durch das es zu Wohlstand gekommen ist, zu ändern. Worauf sich Xi kaum einlassen wird. Man sei bereits, „bis zum Ende“ zu kämpfen, heißt es aus Peking. Ähnlich martialische Töne kommen aus Washington, wo die Pressesprecherin des Weißen Hauses am Dienstag verkündete: „Präsident Trump hat ein Rückgrat aus Stahl, und er wird nicht nachgeben.“