„Wird brutal“: Trumps Handelskrieg mit China kann auch Deutschland treffen

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Donald Trump will China-Importe mit massiven Zöllen belegen. Zu spüren bekämen das die amerikanischen Verbraucher – und die deutsche Industrie.

Donald Trump wurde zum zweiten Mal zum US-Präsidenten gewählt, nun muss die Welt damit klarkommen, dass ab Januar im Weißen Haus erneut der erratische Republikaner sitzt. Was weniger klar ist: wofür Trump wirklich steht. Pläne hat Trump zwar viele verkündet in den letzten Wochen und Monaten, aber schon während seiner ersten Amtszeit hatte sich der heute 78-Jährige äußerst sprunghaft gezeigt. Da konnten vermeintliche Freunde schnell zu erbitterten Gegnern werden. Vor allem, wenn Trump das Gefühl hatte, über den Tisch gezogen zu werden.

Zu spüren bekam das zum Beispiel Xi Jinping, der chinesische Staats- und Parteichef. Im Wahlkampf 2016 hatte Trump China noch vorgeworfen, die USA mit ihrer angeblich unfairen Handelspolitik zu „vergewaltigen“. Wenige Wochen nach seinem Amtsantritt empfing er Xi dann mit viel Pomp in seinem Golfclub Mar-a-Lago, so als wäre nichts gewesen. „Präsident Xi ist ein toller Kerl, ich bin sehr gerne mit ihm zusammen“, schmeichelte Trump.

Trump will China-Importe mit 60-Prozent-Zöllen belegen

Zwei Jahre später war aus dem „tollen Kerl“ dann auf einmal ein erbitterter Gegner geworden, die USA belegten viele chinesische Importe mit 25-Prozent-Zöllen. Als Anfang 2020 die Corona-Pandemie ausbrach, schwärmte Trump plötzlich wieder von seiner „tollen Beziehung zu Präsident Xi“ – nur um wenig später noch mehr chinesische Waren mit Importzöllen zu überziehen.

Man sollte also Trumps Ankündigung aus dem zurückliegenden Wahlkampf, die Zölle auf China-Importe noch einmal drastisch zu erhöhen, nicht allzu wörtlich nehmen. Güter im Wert von rund drei Billionen US-Dollar importieren die USA jährlich, davon zuletzt Waren im Wert von 448 Milliarden aus China. Zwischen zehn und 20 Prozent zusätzlich will Trump auf alle Importe erheben, auf Einfuhren aus der Volksrepublik sollen gar 60 Prozent fällig werden. So zumindest der Plan.

„Ich denke nicht, dass es pauschal Zölle in Höhe von 60 Prozent geben wird“

Mikko Huotari, Direktor der Berliner China-Denkfabrik Merics, glaubt, dass die 60 Prozent lediglich ein Ausgangspunkt für weitere Verhandlungen sind. So könnte Trump etwa von China fordern, mehr in den USA zu investieren. Und anders als noch vor ein paar Jahren wäre China wohl verhandlungsbereit. Denn hohe Schulden, geringer Konsum und eine schwelende Immobilienkrise haben das Land fest im Griff.

Für den Export bestimmte Fahrzeuge des Herstellers BYD warten im Hafen von Yantai auf die Verladung.
Für den Export bestimmte Fahrzeuge des Herstellers BYD warten im Hafen von Yantai auf die Verladung. © STR/AFP

„Ich denke nicht, dass es pauschal Zölle in Höhe von 60 Prozent geben wird“, sagt Huotari. Schon allein, weil hohe Zölle viele Waren für amerikanische Verbraucher empfindlich verteuern würden. Was nur schlecht zu Trumps Versprechen passt, die Inflation zu senken. „Ein Zoll ist eine Steuer, die der US-Importeur zahlt, nicht das Ausland oder der Exporteur“, warnte unlängst der US-Einzelhandelsverband NRF. „Diese Steuer wird letztlich durch höhere Preise den Verbrauchern aus der Tasche gezogen.“

Nach Trump-Sieg: „China-Ausfuhren in andere Länder werden verstärkt werden“

Einen weiter eskalierenden Handelskonflikt zwischen Peking und Washington bekäme auch Deutschland zu spüren, glaubt Huotari. Denn China würde wohl versuchen, Waren, die es nur noch mit großen Schwierigkeiten in die USA exportieren könnte, in Europa loszuwerden. Betroffen wären davon etwa die hiesigen Maschinenbauer, denen Billig-Konkurrenz aus China droht. „Die Ausfuhren in andere Länder werden verstärkt werden“, so der China-Experte. „Die Umlenkungseffekte für die Europäische Union werden brutal sein“.

Auch die deutschen Autohersteller könnten einen neuen Handelsstreit zu spüren bekommen. Zwar sei nicht damit zu rechnen, dass vermehrt billige chinesische E-Autos nach Deutschland kämen statt auf den amerikanischen Markt, sagt Huotaris Kollege Jacob Gunter. Die Biden-Regierung hatte schließlich bereits 100-Prozent-Zölle gegen China-Autos mit Elektroantrieb verhängt. „Mehr Zölle werden nicht dazu führen, dass Automobilexporte, die in die USA gegangen wären, nach Europa umgelenkt werden, weil es keine aktuellen Exporte gibt, die umgelenkt werden könnten“, so Gunter. Er verweist auf ein anderes Problem: Europäische Autobauer mit Fabriken in den USA, die in ihren Fahrzeugen Komponenten aus China verbauen, dürften Trumps geplante Zölle schmerzlich zu spüren bekommen.

„Um ein Friedenspräsident zu sein, muss Trump die Zusammenarbeit mit China suchen“

Auch in China glaubt man, dass die 60 Prozent nicht in Stein gemeißelt sind. Denn auch Trump sei auf Zugeständnisse angewiesen, schrieb Henry Huiyao Wang, Direktor der staatsnahen chinesischen Denkfabrik Center for China and Globalization, vor der Wahl. So habe Trump etwa versprochen, den Ukraine-Krieg zu beenden, und das gehe nur mit chinesischer Hilfe. „Um sein Versprechen zu erfüllen, ein Friedenspräsident zu sein, muss Trump möglicherweise die Zusammenarbeit mit China suchen“, so Wang. Trump sei kein Ideologe, sondern „ein pragmatischer Politiker, der sich auf die Lösung konkreter Probleme konzentriert“, und werde mit China wohl über mögliche Zölle verhandeln, statt sie einfach einzuführen.

Auch interessant

Kommentare